Todesahnung: Thriller (German Edition)
kommt von nirgendwo her.
Die Musik ist in meinem Kopf.
3
Üble Sache!
Ich bleibe wie erstarrt in meinem Wohnzimmer stehen und lausche … zwischen meinen Ohren. Die Musik ist schwach, aber sie ist eindeutig da. Wie absurd! Wie beängstigend! Was ist das doch für ein komischer Morgen, und ich bin noch keine fünf Minuten aus dem Bett.
Ich schließe meine Augen. Es ist ein Lied, das mir bekannt vorkommt. Ja, ich habe es eindeutig schon einmal gehört. Der Titel liegt mir auf der Zunge, aber dort bleibt er.
Sei einfach still und hör zu, sage ich mir.
Doch gleich darauf geht auch das nicht mehr, weil mein Telefon klingelt. Ist schon in Ordnung. Es ist immer in Ordnung, wenn er anruft.
»Hallo?«
»Guten Morgen, mein Schatz«, flüstert Michael, »hier ist dein Telefonsex-Weckruf.«
Diesen Satz habe ich schon hundertmal von ihm gehört, und immer noch muss ich kichern. »Guten Morgen«, flüstere ich und lächle.
»Wie hast du geschlafen, Kris?«
»Frag nicht.«
»Warum? Was ist los?«
»Ich hatte einen ganz, ganz furchtbaren Traum, und dann hat meine bekloppte Nachbarin noch eins draufgesetzt - sie hat wie eine Doofe an meine Tür gebollert und ist ausgerastet.«
»Lass mich raten«, sagt er. »Es ist diese freche Alte vom Ende des Flurs. Die aus Rosemaries Baby.«
»Bingo. Die Frau steht mit einem Bein im Grab, mit dem anderen im Fettnäpfchen. Die treibt mich noch in den Wahnsinn mit ihrem Geschwätz.« Vielleicht hat sie das schon.
»Noch ein Grund mehr umzuziehen, Kris«, sagt Michael.
»Das war ja klar, dass du das sagen würdest.«
»Das Angebot steht noch. Du hast es verdient.«
»Michael, ich habe dir ja schon gesagt, dass du für mich keine neue Wohnung suchen sollst. Das muss ich selber tun. Und ich werde es tun. Ich habe meine Fotomappe zur Abbott Show geschickt. Ich werde ein Star werden, oder?«
»Natürlich wirst du ein Star. Aber manchmal bist du auch verbohrt.«
»Das ist es, was du an mir liebst.«
»Stimmt«, sagt er. »Die Tatsache, dass du schlau, talentiert und wunderbar bist, hat nichts damit zu tun.«
Gott, wie ich ihn liebe. Er ist ja so ein Schatz!
Allerdings tut es nicht weh, dass er auch hübsch, athletisch und Mitgeschäftsführer von Baer Stevens Asset Management ist. Michael könnte mir zehn neue Wohnungen kaufen, ohne mit der Wimper zucken zu müssen.
»Bist du schon im Büro?«, frage ich.
»Natürlich. Entweder du frisst den Baer Stevens, oder der Baer Stevens …«
Ich lache in mich hinein. Die Sonne ist gerade erst aufgegangen. »Ich weiß nicht, wie du das machst.«
»Anständige Lebensweise.«
»Ha.«
»Apropos ›machen‹ …«
»Sehr lustig, Süßer. Schon allein dafür wirst du mich zuerst zum Essen einladen müssen.«
»Mist, ich wünschte, das ginge, aber ich muss heute Abend ein paar wichtige Kunden fürstlich zum Essen ausführen. Erst die Arbeit, dann das Vergnügen. Wie wär’s nach dem Abendessen? Du könntest mein Nachtisch sein. Hmm.«
»Das mit dem ›hmm‹ sehen wir noch.«
Natürlich weiß Michael, dass das bei mir so gut wie ja heißt. Ich will nur zwei Dinge wirklich: fotografieren und Michael, meinen fast perfekten Mann.
»Sag’s mir, los«, verlange ich.
»Ich liebe dich, Kristin«, flüstert er. »Ich bewundere dich. Ich kann nicht ohne dich leben.«
»Ich liebe dich auch und so weiter und so fort. Ehrlich.« Er seufzt. »Das klingt wie Musik in meinen Ohren. Du liebst mich doch auch wirklich?«
Ich antworte nicht. Ich kann nicht. Das Wort hat bei mir eine Schreckstarre ausgelöst.
Musik.
Mir wird klar, dass ich das Lied in meinem Kopf nicht mehr höre, seit ich mit Michael telefoniere. Welche Erleichterung! Dann drehe ich also doch noch nicht durch.
»Kristin, bist du noch dran?«, fragt er.
Für den Bruchteil einer Sekunde überlege ich, ihm von der Musik zu erzählen, entscheide mich aber dagegen. Die Sache ist zu versponnen.
»Ja, ich bin noch dran.«
»Alles in Ordnung mit dir?«
»Ja, ja, entschuldige. Ich habe nur auf die Uhr gesehen. Ich will nicht zu spät zur Arbeit kommen.«
»Du hast Recht«, stimmt er zu. »Ich weiß ja, du willst deine Chefin nicht auf die Palme bringen.«
Erster Teil
4
So, was kann mir an diesem Morgen sonst noch Übles passieren? Ich schmunzele, lege auf und gehe ins Bad. Doch als ich das Wasser in der Dusche aufdrehe, bleibt es kalt. Brr. Nichts zu machen.
Jetzt höre ich etwas in meinem Kopf. Es ist Michael, der mir lachend
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