Todesahnung: Thriller (German Edition)
Long Island Sound haben etwas Majestätisches, Jenseitiges. Abgesehen von den Vorgärten mit dem perfekt getrimmten Rasen und perfekt ausgerichteten Fensterläden strahlen sie Erhabenheit aus, die nichts mit ihrer Größe zu tun hat. Es ist nicht nur Geld, das dahintersteckt, es ist Reichtum.
Michael biegt in eine Einfahrt ab.
Passenderweise gehört das Haus zu den eindrucksvollsten hier, im Kolonialstil mit Zedernholz verkleidet. Es sieht aus wie auf einem Foto in einer Architekturzeitschrift. Doppelseitig. Das riesige Haus erstreckt sich scheinbar endlos über das Grundstück.
Hier ist Penley also aufgewachsen.
Ich parke am anderen Ende des Hauses hinter einer niedrigen Hecke, wo ich weitgehend vor Blicken geschützt bin, aber dennoch einen guten Einblick in das Grundstück einschließlich des unendlich großen Pools und des Tennisplatzes habe. Was ich jetzt erwarte? Ich weiß es nicht.
Und wenn ich nur wüsste, was ich hier überhaupt tue! Aber das werden wir noch herausfinden, oder?
Michael und der Rest der Familie Turnbull steigen aus ihrem Mercedes.
Ein älteres Paar - mit Sicherheit Penleys Eltern - eilt heraus, um sie mit Umarmungen und Küssen zu begrüßen. Der größte Teil geht an Dakota und Sean. Penleys Vater erinnert mich irgendwie an den pensionierten Gordon Gekko aus Wallstreet.
Ich lasse die Szene auf mich wirken und stelle mir auf Bobs Vorderbank das Gespräch vor. Fängt Michael sofort an, dem Alten den Arsch zu lecken, oder wartet er noch ein Weilchen?
Sie verschwinden ins Hausinnere, allerdings nicht für lange. Dakota und Sean rennen durch die Terrassentür seitlich des Hauses direkt auf den Pool zu, dicht gefolgt von einer Frau in Uniform, an der jede Bügelfalte »Hausangestellte« schreit. Offenbar muss sie Rettungsschwimmerin spielen und scheint mein Pendant auf dem Lande zu sein.
In der Zwischenzeit machen es sich Michael, Penley und ihre Eltern auf den ultraweißen Korbstühlen auf der Veranda bequem. Ein anderes Dienstmädchen mit Silbertablett betritt die Szene. Das Norman-Rockwell-Bild rutscht durch den Martini-Krug anstelle der Limonade leicht aus dem Rahmen.
Teuflische Gedanken tanzen durch meinen Kopf. Was wäre, wenn ich zum großen Auftritt antanze? Die Schlampe in mir malt sich die Szene in schillernden Farben aus. »Was machst du denn hier?«, würde Penley fragen, während ich auf die Veranda zumarschiere.
»Warum fragst du nicht Michael?«, würde ich seelenruhig erwidern.
Na los, Bürschen, wie würdest du dich aus dieser Situation herauswinden?
Doch ich bleibe bei Bob und greife stattdessen nach meiner Kamera. Ich mache Schnappschüsse von den im Wasser planschenden Kindern. Noch letzten Sommer brauchte Sean seine Schwimmflügel. Dakota andererseits bewegt sich sehr anmutig im Wasser, wie ein kleiner Schwan.
Wie aus dem Nichts betritt Penley die Szene. Sie bellt die Kinder an. Wahrscheinlich irgendwas wegen des Essens. Dakota und Sean steigen widerwillig aus dem Becken und trocknen sich ab, während Penley die Bühne wieder verlässt. Die Kinder sind so hinreißend! Und Penley ist so furchtbar.
Als die Kinder, das Hausmädchen im Schlepptau, zum Haus zurückschlendern, schweifen meine Gedanken ab, während ich mich bewundernd umblicke. Alles ist so sauber hier, ein kühler Wind weht vom Meer herein. Ein paar Autos fahren vorbei, bis auf eines alles Kabrios. Klar, es gibt hier ja auch endlos frische Luft zum Tanken.
Eine Frau joggt vollständig in Nike gekleidet an mir vorbei. In der Ferne erblicke ich einen Mann in heller Windjacke und mit grauer Baseballkappe. Er kommt gemächlich auf mich zu, ganz ohne Eile - wie alle hier.
Ich will gerade den Blick abwenden, als ich stutzig werde.
Dieser Kerl hat etwas Seltsames.
Etwas Vertrautes.
Mein Gott, es ist der Detective vom Falcon.
Frank Delmonico ist hier in Connecticut.
Das ist unmöglich, aber wahr.
39
Rasch ducke ich mich unters Lenkrad. Der Detective hat gesagt, er würde mich finden. Er hat mich gewarnt. Aber hier draußen?
Woher wusste er, dass ich hier bin? Hat er mich verfolgt, während ich Michael verfolgt habe? Das scheint möglich zu sein, aber ich kann auf keinen Fall zulassen, dass er mir weitere Fragen stellt. Nicht hier direkt vor dem Haus von Penleys Eltern.
Er kommt näher, seine Schritte werden immer lauter. Sie hören sich an, als hätte er ein Ziel. Ein Mann mit einer Mission. Doch ich weiß nichts über diese vier Morde. Warum sollte er von etwas anderem
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