Todesahnung: Thriller (German Edition)
paar geistreichere Namen für einen Pritschenwagen als Bob, aber mir hat er wegen seiner Einfachheit gefallen. Abgesehen davon reden wir über einen Ford F-100 Jahrgang 1980 mit mehr als dreihunderttausend Kilometern auf dem Buckel. Selbst der Rost ist rostig. Ein schicker Name würde einfach nicht passen.
Ich eile hinüber zur First Avenue, wo Bob immer auf einem Parkplatz im Freien steht. Ein Platz im Parkhaus kostet manchmal mehr als die Miete für eine Wohnung - wie meine, zum Beispiel. Trotzdem muss ich eine Menge hinblättern. Dreihundertfünfzig Piepen im Monat, um genau zu sein. Das macht meinen heruntergekommenen Bob mit seinen fehlenden Radkappen und dem tropfenden Motor zu meinem größten Luxus in dieser Stadt. Eigentlich ziemlich verrückt.
Doch heute ist er sein Geld wert. Heute schreit Bob Freiheit, vielleicht sogar Rettung.
Der Verkehr quer durch die Stadt ist wie üblich zäh. Ich befürchte, dass ich zu spät komme. Als sich ein Lieferwagen nicht eine Nanosekunde nach dem Umschalten der Ampel bewegt, sitze ich förmlich auf der Hupe. Es braucht nicht viel, um meine innere Taxifahrerin nach außen zu kehren.
Mir ist klar, dass ich nicht in der Nähe meines Ziels parken kann. Bob passt dort nicht so recht ins Bild.
Nachdem ich ein paarmal um den Block gefahren bin, habe ich Glück und finde eine Parklücke, die sich in sicherem Abstand zum Eingang befindet. Ich greife zu meinem Mobiltelefon und drücke zuerst die *67, um die Rufnummeranzeige zu unterdrücken.
Michael meldet sich.
Gut, sie sind noch nicht aus dem Haus.
Zum zweiten Mal an diesem Morgen lege ich einfach auf. Dann rücke ich meine Sonnenbrille zurecht, lasse mich auf Bobs Vordersitz sinken und mache mich an die Arbeit.
Die aus Warten besteht.
Sobald Michael in der Tür auftaucht, drängt es mich, zu ihm zu rennen, ihm einen Tritt vors Schienbein zu verpassen und ihn mit Schimpfwörtern zu überhäufen. Dann würde ich ihn so heftig küssen, dass er keine Luft mehr bekommt. Anschließend würden wir uns in die nächstbeste Ecke verdrücken und zur Versöhnung wunderbaren, leidenschaftlichen Sex haben - nein, Moment, viel besser: Wir würden wie die Karnickel rammeln, wie Nerze oder was auch immer die Liste der geilsten Felltiere anführt.
»Einen schönen Tag bei deinen Schwiegereltern!«, würde ich ihm hinterher wünschen.
Stattdessen bleibe ich ruhig sitzen und beobachte ihn.
Michael verschwindet um die Ecke, kehrt aber ein paar Minuten später mit dem »Familienwagen« zurück, einem glänzenden schwarzen Mercedes. G-Klasse.
Fast wie auf Kommando treten Penley, Dakota und Sean aus dem Haus. Louis in seiner schweißtreibenden Portiersuniform bildet das Schlusslicht und schleppt sich mit den Rucksäcken der Kinder und einer prall gefüllten Strandtasche ab.
Michael steigt aus dem Wagen und schnallt Sean auf dem Kindersitz fest, während Dakota selbst einsteigt. Penley öffnet in der Zwischenzeit ein Schminktäschchen und trägt etwas Lippenstift auf, während sie Louis, ohne hinzuschauen, bedeutet, die Sachen in den Kofferraum zu laden.
Ich sollte dort in den Wagen steigen und nicht Penley! Was anderes kann ich nicht denken, während ich sie beobachte. Ich sollte die Vierte in diesem speziellen Vierer sein.
Mögen sie auch das perfekte Bild einer Bilderbuchfamilie abgeben, die lächelnd zu ihrer »Landpartie« aufbricht - aber ich weiß es besser.
Bilder können lügen.
38
Michael rast wie eine gesengte Sau, was mich kaum überrascht. Mir wird klar, dass ich ihn vorher noch nie hinter dem Steuer eines Wagens gesehen habe. Einmal habe ich mit Bob Chauffeurin für ihn gespielt. Ansonsten fahren wir immer in seiner Limousine oder mit einem Taxi.
Er ist heute eindeutig ein bisschen leichtsinnig, besonders mit den Kindern an Bord. Ein paarmal hängt er mich beinahe ab, zuerst an der George Washington Bridge und später auf der I-95 durch Stamford, wo eine der Spuren wegen Bauarbeiten gesperrt ist.
Ich fahre anderen Autos fast auf die Stoßstange, damit mich Michael nicht im Rückspiegel sieht. Dafür, dass es meine erste Verfolgung ist, mache ich meine Sache richtig gut.
Nächste Ausfahrt Westport.
Seine Schwiegereltern wohnen nur eine Stunde von der Stadt entfernt, es könnten aber auch eine Million Kilometer sein. So viele Bäume, so viel Platz - eine ganz andere Welt. Und ganz nebenbei eine reiche.
Und je näher wir dem Wasser kommen, desto reicher wird sie.
Die Häuser mit Blick auf den
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