Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
Vom Netzwerk:
lassen.

    Der Kerl wischt sich mit seinem Ärmel die Nase ab, während aus seiner Kehle ein klackerndes Geräusch kommt, das ich bisher noch nie bei einem menschlichen Wesen gehört habe. »Kein Wunder, dass es so viele von diesen kleinen Biestern gibt, was?«

    »Ja«, bestätige ich. »Kein Wunder.«

    Natürlich könnte die Situation noch viel schlimmer sein. Mein Kammerjäger könnte mein Blind Date für den Abend sein, doch glücklicherweise haben wir uns in der Mittagspause verabredet - in meiner Wohnung. Oder vielmehr vor meiner Wohnung. Weil ich nicht vorhatte, diese noch einmal allein zu betreten.

    Er sieht mit seinem schwarzen Brillengestell, hinter dem seine Augen zu zwei riesigen Kugeln vergrößert werden, genauso gruselig aus wie die Kakerlaken. In gewisser Weise erinnert er mich an Stephen King, an die Bilder, die ich von ihm gesehen habe. Aber natürlich: Bilder lügen.

    »Kakerlaken können im Grunde genommen fast immer und überall überleben«, erklärt er weiter. »Wussten Sie, dass sie bis zu vierzig Minuten lang die Luft anhalten können?«

    »Interessant. Sie scheinen sich ja gut auszukennen.«

    Er rückt seine Düse zurecht. »Also, Sie haben sie hier in diesem Schrank gesehen, oder?«

    Ich nicke. Ja, ein paar tausend dieser Dinger.

    »Dann werden wir hier anfangen.«

    »Das klingt nach einem Plan.«

    Als er zur Schranktür greift, weiche ich zurück. Ich will nicht hinschauen. Am liebsten wäre ich nicht hier.

    »Hm«, macht er und blickt sich um. »Hm-hm, hm, hm.«

    »Was ist denn los?«

    »Da liegt kein bisschen Kot auf dem Boden.« Als müsste er sich selbst korrigieren, hebt er die Hand. »Nicht, dass ich Ihnen nicht glauben würde.«

    Er schaltet die Taschenlampe ein und beleuchtet die Schrankwände.

    »Was ist mit Ihren Nachbarn?«, erkundigt er sich.

    »Was soll mit ihnen sein?«

    »Kommen Sie mit ihnen zurecht?« Wieder wischt er sich die Nase am Ärmel ab. »Ich habe Situationen erlebt, in denen ein Nachbar dem anderen Kakerlaken unterjubelt, indem er sie durch Lüftungsschächte oder selbst gebohrte Löcher jagt. Passiert öfter, als man denkt.«

    Mir fallen Mrs Rosencrantz und ihr Herbert ein. So etwas Fieses würde ich ihnen schon zutrauen.

    Wir kontrollieren den Rest der Wohnung. Jede Ecke und Spalte wird mehrmals besprüht. Ein paarmal weise ich ihn darauf hin, dass er eine Stelle übersehen hat.

    »Was ist da drin?«, fragt er vor der letzten Tür im Flur.

    »Nur meine Dunkelkammer.« Ich öffne die Tür und schalte das Licht ein.

    Er tritt ein und blickt sich fasziniert um. »M-hm, m-hm.«

    Nach ein paar raschen Sprühstößen bemerkt er die Bilder an der Korkwand. Vor einem mit meinem Vater bleibt er stehen.

    »Sie kennen diesen Mann, oder?«, fragt er.

    »Warum fragen Sie das?«

    »Sein Ausdruck - die Art, wie er Sie anblickt und nicht die Kamera. Eigentlich würde ich sagen, Sie kennen ihn sehr gut.«

    »Sie haben Recht. Er ist mein Vater.«

    Er beugt sich vor, um das Foto genauer unter die Lupe zu nehmen. »War er ein guter Mensch?«

    »Bitte?«

    »Ich habe gefragt, war er …«

    »Ich habe Ihre Frage schon verstanden, aber sie ist ein bisschen seltsam, meinen Sie nicht?«

    »Eigentlich ist es die einzige Frage … die wir uns alle stellen sollten. Am Ende sind wir nur die Summe der Entscheidungen, die wir getroffen haben.«

    Oh, toll, ein existenziell angehauchter Kammerjäger.

    Langsam bekomme ich eine Gänsehaut bei diesem Kerl. Es ist schon schlimm genug, dass er gruselig aussieht, muss er dann auch noch so gruselige Dinge sagen? Ich spüre schon den nächsten Anfall von Nesselsucht.

    »Und woher wissen Sie, dass mein Vater tot ist? Sie haben gefragt, ob er ein guter Mensch ›war‹.«

    Er zuckt mit den Schultern. »Das habe ich wohl nur vermutet.«

    Nur vermutet, nachdem er ein erst vor kurzem entwickeltes Foto mit meinem Vater gesehen hat?

    Jetzt wird es aber Ernst mit der Gänsehaut. Dieser Kerl soll so schnell wie möglich aus meiner Wohnung verschwinden. Er ist genauso unheimlich wie Tausende von Kakerlaken zusammen.

    »Sind Sie hier fertig?«, frage ich hastig.

    »Es tut mir leid. Ich habe Sie beleidigt, oder?«

    »Nein, ist schon in Ordnung. Ich denke, ich bin« - unter anderem - »wegen der Kakerlaken nur ein bisschen angespannt.«

    Er tätschelt seinen treuen Kanister. »Die sind wir eine Weile los.«

    »Eine Weile? Wie lange wird das Gift wirken?«

    »Etwa einen Monat.«

    »Länger nicht? Man würde doch vermuten,

Weitere Kostenlose Bücher