Todesahnung: Thriller (German Edition)
Der gleiche Traum, nur in einer anderen Umgebung. Ein reisender Traum.
»Soll ich dir was besorgen, Kristin? Wie geht’s dir?«, erkundigt sie sich.
Völlig beschissen.
Und die Stimme aus dem Off sagt: Werde ich jemals herausfinden, um was für ein Lied es sich in meinem Kopf handelt? Ich wünschte, Connie könnte es hören, vielleicht würde sie es erkennen.
Doch sie hört es nicht. Also erwähne ich weder dieses Lied noch die anderen Dinge. Wenn ich nicht verstehe, was mit mir passiert, wie könnte sie es? Außerdem will ich ihr nicht noch mehr Angst einjagen, als ich es ohnehin schon tue.
Mir gehe es gut, versichere ich ihr. »Wie spät ist es eigentlich?«, frage ich voller Panik. »Ich darf nicht zu spät zur Arbeit kommen.«
Als ich die Decke zurückschiebe, hält Connie mich auf.
»Warte, die Sache ist ernst, Kris. Du hättest gestern Abend hören sollen, was du alles von dir gegeben hast. Irgendwas stimmt da nicht. Ich denke, du solltest noch mal zu deinem Psychiater gehen.«
Schon erledigt.
»Tut mir leid, dass ich dir Angst eingejagt habe«, beruhige ich sie. »Ich habe immer wieder diesen Traum, der mir so real vorkommt. Wahrscheinlich stehe ich zu sehr unter Stress.«
»Was ist mit diesen Bildern, über die du geschwafelt hast? Geisterbilder? Leuchtbilder?«
»Sie gehören zum Traum«, lüge ich.
Ist es mir peinlich, dass ich überschnappe? Schäme ich mich? Warum kann ich nicht mit einer meiner besten Freundinnen darüber reden?
Connie blickt mich einen Moment an. »Ruf wenigstens an und melde dich krank«, verlangt sie. »Du musst dich entspannen.«
»Ich kann nicht, Connie. Die Kinder brauchen mich.«
»Soll sich doch Stängli heute um sie kümmern. Schließlich ist sie ihre Mutter.«
»Ehrlich, mir geht’s gut.« Ich täusche sogar ein Lächeln vor und schwinge die Beine aus dem Bett, bevor ich Connie zublinzle. »Meinst du, du kannst mir was zum Anziehen leihen?«
46
Zehn Minuten später verlasse ich die Wohnung, bekleidet mit einer schwarzen Hose und einem hellgrauen Pullover mit Rundausschnitt aus Connies Schrank. Normalerweise brauche ich etwas länger, um mich für die Arbeit fertig zu machen. Aber normalerweise beäugt mich auch niemand so misstrauisch wie Connie, als würde ich jeden Moment auf einen Stuhl klettern und »Für einen Schokowindbeutel könnte ich jemanden umbringen!« schreien.
Als ich also in den Fahrstuhl steige, um zur Penthousewohnung der Turnbulls hoch zu fahren, mache ich eine ganz neue Erfahrung: Ich bin zu früh.
Gut. Dann wartet Penley wenigstens nicht an der Tür auf mich.
Stattdessen ist es Sean, den ich als Erstes sehe. Er sitzt im Flur, versunken in das Spiel mit seinen grellbunten Bausteinen, die um ihn herumliegen. Er hört mich nicht einmal eintreten.
»Guten Morgen, mein Süßer.«
Sean blickt mich mit leuchtendem Gesicht an. »Hi, Miss Kristin!«
Ich gehe neben ihm auf die Knie. »Was baust du da? Sieht beeindruckend aus. Simsalabim! Was ist das?«
»Ein supergalaktischer Raketenwerfer, der die Welt vor den bösen Außerirdischen vom Planeten Donner retten wird.«
»Ui, wollen die uns etwa angreifen?«
»Ich glaube, ja«, antwortet er mit anmutigem Nicken.
Automatisch begutachte ich ihn von oben bis unten, ob er für die Schule korrekt angezogen ist. Das ist er, vom Scheitel bis zu seinen kleinen Sohlen, über die er zufällig seine Jimmy-Neutron-Socken - oder sind es Penley-Neutron-Socken? - gezogen hat.
»Wo ist Dakota?«, frage ich.
»In ihrem Zimmer.«
Kaum habe ich mich aufgerichtet, fügt Sean hinzu: »Wir dürfen sie aber nicht stören.«
»Was meinst du?«
»Sie geht heute nicht zur Schule«, erklärt er, den Blick wieder auf seine Bausteine gerichtet.
»Geht’s ihr nicht gut?«
»Das weiß ich nicht genau. Mami scheint aber ziemlich wütend zu sein.«
Bei diesen Worten verknotet sich mein Magen gleich mehrmals. Vielleicht ist Dakota erkältet. Oder konnte sie ihr Geheimnis nicht bewahren?
Ich knie mich wieder neben Sean. »Was hat deine Mami denn gesagt, mein Süßer?«
Sean steckt einen weiteren Baustein auf seine Konstruktion. »Hey, schauen Sie mal, Miss Kristin!« Er macht ein zischendes Geräusch, während er seinen Raketenwerfer durch die Luft zieht.
Ich bemühe mich, Geduld zu zeigen. »Das ist hübsch. Aber kannst du mir erzählen, was deine Mami gesagt hat? Erinnerst du dich, Sean?«
Ich drehe beinahe durch, wenn ich daran denke, dass Dakota alles ausgeplaudert
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