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Todesahnung: Thriller (German Edition)

Todesahnung: Thriller (German Edition)

Titel: Todesahnung: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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U-Bahn-Station 15th Street-Prospect Park finde ich problemlos den Weg zu ihm nach Hause.

    Es ist ein hübsches Viertel, was mir ein schlechtes Gewissen wegen meiner Vorurteile bereitet. Ich hasse Leute, die glauben, das gute Leben beginne und ende im Telefonvorwahlbereich 212. Und jetzt denke ich schon genauso.

    Javiers Wohnung liegt im zweiten Stock. Er begrüßt mich wie üblich mit seinem herzlichen Lächeln. Er ist mehr oder weniger genauso angezogen wie im Laden - Khaki-Hose und Hemd mit geknöpftem Kragen, in diesem Fall blau-weiß gestreift. Nur sein Namensschildchen fehlt.

    »Darf ich dir was zu trinken anbieten?«, fragt er.

    »Eine Diät-Cola, wenn du hast.«

    Hat er. Ich folge ihm in die Küche, während ich rasche Blicke in die Zimmer werfe.

    Ich sehe ein wunderschön eingerichtetes Arbeitszimmer mit einem riesigen Flachbildschirmfernseher und einem gemütlichen Regal voll mit in Leder gebundenen Büchern. Auch das habe ich nicht erwartet, und auch diesmal fühle ich mich wie diese 212-Snobs. Wie passend, dass man mit dem Verkauf von Kameras genau an diese Leute so viel Geld verdient.

    Er schenkt die Cola in ein Glas mit Eis und reicht sie mir. »Jetzt lass uns die Bilder anschauen«, schlägt er vor. »Und herausfinden, was damit los ist.«

    »Hervorragend.«

    Ich greife in meine Umhängetasche und ziehe die Fotos heraus. Javier hat kaum einen Blick auf die Bilder geworfen, als ich merke … wir sind nicht allein.

60

    »Javier?«, meldet sich eine Stimme aus einem der Zimmer. »Javier? Ist jemand gekommen?« Es ist eine Frau. Sie klingt alt, ausländisch, ein bisschen verwirrt.

    »Sí, Mamá«, antwortet Javier über seine Schulter. »Meine Mutter ist letztes Jahr eingezogen, nachdem mein Vater starb«, erklärt er mir. »Leider ist sie gesundheitlich nicht auf der Höhe.«

    »Javier?«, ruft sie wieder. »Ich rede mit dir. Javier?«

    Er zwinkert mir zu. »Ihr Benehmen ist auch nicht das Beste.« Und ruft nach hinten: »Sí, Mamá!«

    »Con quién estás hablando?«

    »Sie will wissen, mit wem ich rede«, übersetzt Javier für mich. »Ella es mi amiga.«

    »La has visto antes?«

    Er verdreht die Augen. »Sie will wissen, ob sie dich kennt. Jetzt muss ich dich ihr vorstellen, sonst ist sie beleidigt. Stört es dich? Tut mir leid.«

    »Braucht es nicht. Ich würde sie gerne kennenlernen.«

    Javier führt mich durch einen engen Flur zum Ende der Wohnung. »Nur damit du es weißt«, flüstert er mir zu, während er etwas langsamer geht, »meine Mutter ist sehr religiös und hat mit der Zimmereinrichtung leicht übertrieben.«

    Ich weiß erst, was er meint, als wir ihr Zimmer erreichen.

    Jesus!

    Im wahrsten Sinne des Wortes. Es müssen mindestens hundert Kruzifixe an der Wand hängen - große, kleine, Holz, Keramik -, weitere fünfzig stehen auf einem Bücherregal und dem Nachttischchen.

    »Mamá, ella es mi amiga Kristin.«

    Sie sitzt in einem Schaukelstuhl am Fenster und trägt das schlichteste aller schlichten Trägerkleider - zementgrau, wenn ich die Farbe benennen müsste. Auffällig ist ihre zerbrechliche Gestalt. Sie ist so dünn, dass »Stängli« Komplexe bekommen würde.

    Während sie mich mit ihren tief liegenden Augen anblickt, gehe ich auf sie zu und strecke die Hand aus. Ich habe das Gefühl, das Richtige zu tun.

    Falsch.

    Völlig falsch.

    Ich bin noch ein paar Schritte von ihr entfernt, als diese tief liegenden Augen vor Angst fast explodieren. Javiers Mutter umklammert einen Rosenkranz, der auf ihrem Schoß liegt, und fängt hysterisch an zu schreien. Die Hölle bricht in diesem Zimmer voller Kruzifixe los.

    »Espíritus malos! Espíritus malos! Mantengase lejos de mí. Ella está poseída por Espíritus malos!«

    Javier schnappt nach Luft. »Mamá, was redest du da?«

    Genau das will ich auch wissen, doch Javier übersetzt es nicht. Stattdessen rennt er zu ihr, um sie zu beruhigen. Erfolglos.

    Es wird nur noch schlimmer, sie dreht noch mehr durch.

    »Ella está rodeada por Espíritus malos!«, schreit sie, unkontrolliert zitternd.

    Javier packt sie und schimpft auf Spanisch mit ihr, doch sie scheint ihn weder zu sehen noch zu hören. Sie schreit nur und sticht mit dem Finger in die Luft.

    In meine Richtung.

    »Espíritus malos! Espíritus malos!«

    Javiers besorgtes Gesicht lässt wenig Zweifel, dass seine Mutter so etwas noch nie getan hat. »Es tut mir leid, Kristin, aber ich glaube, es ist das Beste, wenn du gehst.«

    »Espíritus malos! Espíritus

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