Todesakt: Thriller (German Edition)
auf.
»Sie haben doch was«, stellte sie fest. »Was denn?«
»Cash und Koks. Street hat es in Hights Kommodenschublade entdeckt.«
»Wie viel?«
»Zwei Riesen in Hundertdollarscheinen. Genau in der Stückelung, wie Bosco sie immer bei sich hatte. In Hundertern.«
Das ist zwar nicht mit einer Pistole zu vergleichen, aber wenigstens etwas, dachte Lena, da die meisten Menschen ihr Geld zählten. Insbesondere bei Hundertdollarscheinen. Falls das Geld in Hights Schublade tatsächlich Bosco gehörte, bestand die Möglichkeit, dass sie beide ihre Fingerabdrücke darauf hinterlassen hatten.
»Was ist mit dem Koks?«, fragte sie. »Wie war es abgepackt?«
Barrera zog die Augenbrauen hoch.
»In einem Briefumschlag, als ob Hight ihn aus Boscos Schreibtisch genommen hätte, um das Zeug darin zu verstauen. Etwa fünfzehn Gramm, vielleicht auch zwanzig. Genug für eine Menge guter Trips.«
»Seine Augen«, sagte sie. »Er sah völlig erledigt aus.«
»Fand ich auch.«
Lena stand auf und ging zum Fenster. Paladino war noch immer im Haus. Auf der Straße tummelten sich inzwischen unzählige Reporter.
»Die Kameras, Frank. Wie wollen Sie es machen? Wir können Hight ja schlecht zur Eingangstür hinausführen.«
Barrera hielt den Überrest seines Zigarrenstummels zwischen den Fingern. Während er nachdachte, steckte er die Zigarre in den Mund, kaute darauf herum und zog daran. Dass sie inzwischen ausgegangen war, schien ihn nicht zu stören.
»Hight bleibt hier«, sagte er schließlich. »Selbst ohne Kameras müssten wir ihn laufen lassen. Momentan können wir ihn nur wegen Drogenbesitz drankriegen … es darf nicht nach Polizeischikane aussehen. Damit würden wir es nur noch schlimmer machen.«
»Wessen Idee war das denn?«
Barrera sah sie achselzuckend an.
»Der Fall muss absolut wasserdicht sein. Unwiderlegbar, als stammten die Beweise vom lieben Gott höchstpersönlich. Jedes Teilchen muss passen. Jede Linie auf der Karte. Dann wäre es anders. Dann würden wir den Kerl abführen, ganz gleich, wer da draußen herumlungert.« Er stand auf und blickte sich noch einmal im Zimmer um. »Hier drin ist es komisch. Ich muss raus, ich brauche frische Luft.«
»Sind wir mit Hight fertig?«
»Mifune hat alles, was er braucht. Die anderen packen schon zusammen. Wir warten hier, bis Paladino weg ist und die Kameras verschwinden.«
»Heißt das, wir sitzen fest?«
Barrera öffnete die Tür und lächelte ihr zu.
»Ich habe gerade mit der Gerichtsmedizin telefoniert. Paladino bringt Gants Vater hin, damit der seinen Sohn identifiziert. Der Termin ist in etwa einer Stunde und kann wegen der Autopsie nicht verschoben werden.«
»Ich dachte, die findet heute Abend statt.«
»Tut sie auch, aber die sind dort überlastet. Wenn er seinen Sohn sehen will, muss das jetzt sein. Also wird Paladino sich bei seiner Pressekonferenz kurz fassen müssen.«
»Wenn wir noch ein wenig Zeit haben, würde ich dieses Zimmer gern auf Fingerabdrücke untersuchen.«
»Warum?«
»Sie haben doch selbst gesagt, dass hier drinnen eine komische Atmosphäre herrscht. Und solange wir Zeit haben, warum nicht?«
Er zuckte die Achseln.
»Ich schicke jemanden hoch.«
Sie blickte ihm nach, als er die Tür schloss, und lauschte, während seine Schritte auf dem Flur verklangen. Das Stimmengewirr der Journalistenhorde wurde lauter, und Lena trat wieder ans Fenster.
Paladino war gerade mit William Gant aus dem Haus gekommen. Am Auto des Anwalts umrundeten die Journalisten die Motorhaube und bezogen davor Posten, als hätte ein Regisseur ihnen die Anweisung dazu gegeben. Lena brauchte kein Fernglas, denn sie konnte sich denken, warum. Und nur für den Fall, dass der Transporter mit Polizeiemblem und die Streifenwagen dem einen oder anderen Reporter entgangen sein sollten, versäumte Buddy Paladino nicht, alle darauf hinzuweisen.
Lena fand die Szene unerträglich, und dass sie und Paladino eine gemeinsame Vorgeschichte hatten, machte es auch nicht leichter.
Ihr Blick wanderte die Einfahrt entlang, bis sie das Haus der Gants durch die Äste der Bäume ausmachen konnte. Jacob Gants Bruder Harry beobachtete seinen Vater von einem Fenster im Obergeschoss aus, das auf die Straße hinausging. Inzwischen klang Paladinos Stimme lauter. Er war Anwalt vom Scheitel bis zur Sohle, redete sich im heißen Sonnenschein in Rage und umschmeichelte die Menschenmenge, als wolle er ein Wundertonikum an den Mann bringen.
Genau so sieht Rache aus. Derartige Dinge geschehen
Weitere Kostenlose Bücher