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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Universität. Er war gerade am Einschlafen, als es an die Verbindungstür klopfte. Es war Carol. Sie sagte, sie könne vor Hunger nicht schlafen, und fragte, ob man jetzt wohl noch beim Zimmerservice etwas bestellen könne. Jason Howard brachte es nicht fertig, ein Spielverderber zu sein, und bejahte. Also bestellte er eine kleine Flasche Champagner und eine Platte geräucherten Lachs.
    Carol saß auf seiner Bettkante in einem Frotteemorgenrock, verspeiste den Lachs und knabberte dazu Crackers. Dabei schilderte sie ihm ihre Kindheit, die sie in der Nähe von Bloomington in Indiana verbrachte. Niemals hatte sie so ausführlich von sich erzählt. Sie war auf einer Farm aufgewachsen und hatte die Kühe melken müssen, noch bevor sie am Morgen in die Schule ging. Er sah sie förmlich vor sich bei dieser Arbeit - ihre Frische und Natürlichkeit war wie eine Bestätigung für ein solches Leben. Womit er Mühe hatte, das war die Herstellung einer Beziehung zwischen diesem früheren Leben und ihrem heutigen. Er hätte wirklich gern gewußt, wie sie dazu gekommen war, als Stripteasetänzerin aufzutreten, aber er scheute sich davor, sie danach zu fragen. Außerdem übermannte ihn die Erschöpfung, und sosehr er sich auch bemühte, dagegen anzukämpfen, er konnte die Augen nicht offenhalten. Er schlief schließlich ein, und Carol Donner zog die Decke sorgsam über ihn, ehe sie in ihrem eigenen Zimmer verschwand.

 
     
    13
     
    Jason Howard schreckte aus dem Schlaf auf und warf einen Blick auf die Uhr - es war fünf, also acht Uhr in Boston. Um diese Zeit verließ er dort gewöhnlich seine Wohnung, um ins GHP-Krankenhaus zu fahren. Er zog die Vorhänge auf und schaute hinaus - ein kristallklarer Tag. In der Ferne konnte er eine Fähre sehen, die durch den Puget-Sund auf Seattle zufuhr, eine im Licht glänzende Heckwelle hinter sich herziehend.
    Nachdem er geduscht hatte, klopfte Howard an die Zwischentür. Er erhielt keine Antwort. Er klopfte nochmals. Schließlich öffnete er die Tür einen Spaltbreit, wobei ein Streifen Sonnenlicht in den kühlen, abgedunkelten Raum fiel. Carol lag noch in tiefem Schlaf, das Kopfkissen fest umklammert. Er betrachtete sie ein Weilchen - sie lag da, lieblich wie ein Engel. Leise schloß er die Tür, um sie nicht zu wecken. Daraufhin schlüpfte auch er noch mal ins Bett, rief den Zimmerservice an und bestellte frischen Orangensaft, Kaffee und Hörnchen für zwei Personen. Dann wählte er die Nummer des GHP-Krankenhauses und ließ sich mit Roger Wanamaker verbinden.
    »Alles in Ordnung?«
    »Nicht so ganz«, mußte sein Kollege zugeben. »Marge Todd erlitt eine schwere Embolie heute nacht. Sie fiel ins Koma und starb schließlich - Atemstillstand.«
    »Mein Gott«, sagte Dr. Howard.
    »Tut mir leid, daß ich Ihnen so schlechte Nachrichten übermitteln muß«, bedauerte Roger Wanamaker. »Versuchen Sie trotzdem, sich ein bißchen zu entspannen.«
    »Ich ruf Sie in ein, zwei Tagen wieder an«, antwortete Dr. Howard.
    Schon wieder ein Todesfall. Mit Ausnahme einer jungen Frau mit Gelbsucht war er versucht zu glauben, der einzige Weg, auf dem all diese Leute das Krankenhaus verlassen würden, war der mit den Füßen voraus. Er fragte sich, ob er nicht sofort nach Boston zurückfliegen solle. Aber sein Kollege hatte recht - es gab nichts, was er hätte tun können, und er konnte genausogut das, was er sich hier in der Angelegenheit von Alvin Hayes vorgenommen hatte, zu Ende bringen, wenn er in bezug darauf auch nicht mehr sonderlich optimistisch war.
    Zwei Stunden später klopfte Carol an die Tür und kam herein, das Haar noch feucht vom Duschen. »Einen wunderschönen guten Morgen!« rief sie fröhlich, und Howard bestellte sofort frischen Kaffee.
    »Sieht aus, als hätten wir Glück«, meinte er und zeigte mit einer Handbewegung auf den sonnigen Himmel.
    »Seien Sie vorsichtig«, gab sie zurück. »Das Wetter hier kann sich oft verblüffend schnell ändern.«
    Während Carol frühstückte, gönnte er sich eine weitere Tasse Kaffee.
    »Hoffentlich bin ich Ihnen heute nacht mit meinem ausführlichen Erzählen nicht zu sehr auf die Nerven gegangen«, sagte sie.
    »Seien Sie nicht albern. Aber es tut mir leid, daß ich dabei eingeschlafen bin.«
    »Und wie steht’s denn eigentlich diesbezüglich mit Ihnen?« fragte Carol und bestrich sich ein Hörnchen mit Marmelade. »Sie haben mir ja bisher noch kaum was über sich erzählt.« Dabei verschwieg sie, daß sie schon eine Menge über ihn von Alvin Hayes

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