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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Zimmerverzeichnis.
    »Ja, wie viele Zimmer haben Sie denn?« fragte Dr. Howard, immer noch verblüfft.
    »Zweiundvierzig, dazu sechs Suiten«, antwortete der Empfangschef, ohne aufzublicken.
    »Ist denn irgendeine Riesentagung oder Messe unten in der Stadt?«
    Der Mann lachte. »Nein, um diese Zeit ist es immer voll bei uns. Es ist Lachszeit, wissen Sie!«
    Dr. Howard hatte zwar schon von den Lachsen der Pazifikküste gehört und von ihrer geheimnisvollen Rückkehr zu den Laichplätzen der Bergflüsse, denen sie entstammten. Aber er hatte immer geglaubt, das spiele sich im Frühjahr ab.
    »Nun, Sie haben tatsächlich Glück«, sagte der Mann vom Empfang. »Ein Zimmer ist gerade noch frei - aber morgen abend müssen Sie vielleicht umziehen. Wie lange wollen Sie denn bleiben?«
    Carol schaute den Arzt an - den überkam ein Gefühl der Hilflosigkeit: nur ein Zimmer! Was sollte er da denn nur sagen; er wollte gerade zu stottern beginnen, als Carol ganz ruhig antwortete:
    »Drei Nächte.«
    »Gut. Und wie zahlen Sie?«
    Es gab eine kurze Pause.
    Dann sagte Dr. Howard, seine Brieftasche herausziehend: »Mit Kreditkarte.« Er konnte nicht glauben, was sich da gerade abspielte.
    Als sie dem Hoteldiener auf dem Gang im ersten Stock folgten, fragte sich Jason Howard immer noch, in was er da - und wie eigentlich - hineingeraten sei. Er hoffte inbrünstig, daß wenigstens zwei einzelne Betten im Zimmer seien. Sosehr ihm das Aussehen des Mädchens auch gefiel, so war er doch nicht eingestellt auf eine Affäre mit einer Stripteasetänzerin, die vielleicht nebenher noch weiß Gott was trieb.
    »Sie haben hier eine tolle Aussicht«, rühmte der Hoteldiener.
    Howard trat ein, doch sein erster Blick galt keineswegs der Aussicht, sondern den Schlafgelegenheiten. Er war etwas erleichtert, als er immerhin zwei Einzelbetten sah.
    Nachdem der Hoteldiener wieder gegangen war, wandte sich der Arzt dem unbestreitbar eindrucksvollen Ausblick zu. Der Cedar River, der sich hier zu einer Art schmalem See erweiterte, war gesäumt von mächtigen Nadelbäumen, deren Spitzen jetzt im schwindenden Tageslicht in dunkles Purpurrot getaucht waren. Unmittelbar unter ihrem Fenster war eine Wiese, die sich zum Flußufer senkte. Dort erstreckten sich einige Stege hinaus ins Wasser, an denen zwanzig bis dreißig Ruderboote vertaut waren. An Land lagen auf Böcken Kanus, und an einem eigenen Steg waren vier große Schlauchboote mit Außenbordmotoren festgemacht. Trotz der ruhigen Wasseroberfläche mußte eine beachtliche Strömung im Fluß herrschen, wie der Arzt an der Tatsache erkennen konnte, daß das Heck der Schlauchboote flußabwärts zeigte und ihre Bugleinen straff gespannt waren.
    »Na, was sagen Sie jetzt?« rief Carol Donner aus, dabei in die Hände klatschend. »Ist das nicht traulich?«
    Das Zimmer war mit einer Blümchentapete tapeziert. Der Fußboden bestand aus breiten Kiefernbrettern, auf denen ein paar Fleckerlteppiche lagen. Die Steppdecken auf den Betten trugen farbenfrohe Bezüge in einem Patchworkmuster.
    »Doch, wirklich wunderschön«, mußte Jason Howard zugeben. Er warf einen Blick ins Badezimmer und hoffte, dort Morgenmäntel vorzufinden. »Sie sind ja offensichtlich die Reiseleiterin. Was schlagen Sie also als nächstes vor?«
    »Ich wäre sehr dafür, daß wir gleich zum Essen gehen. Ich bin ziemlich ausgehungert. Außerdem glaube ich fast, daß man nur bis sieben etwas Warmes bekommt. Hier oben geht man früh ins Bett.«
    Eine Wand des Restaurants war geschwungen und ging mit vielen Fenstern auf den Fluß hinaus. In der Mitte der Wand öffnete sich eine breite Doppeltür auf eine große Veranda, auf der im Sommer sicher, wie Howard vermutete, ebenfalls Essen serviert wurde. Von dieser Veranda gingen Stufen auf die Wiese hinunter; auf den Stegen unten am Fluß waren die Lampen angegangen und warfen ihr Licht auf das Wasser.
    Etwa die Hälfte der an die zwei Dutzend Tische in dem Raum waren belegt. Die meisten Gäste waren bereits beim abschließenden Kaffee angelangt. Es kam Howard so vor, als ob alle mit ihrer Unterhaltung aufhörten, als er mit Carol den Raum betrat.
    »Warum komme ich mir bloß vor wie auf dem Präsentierteller?« fragte er flüsternd.
    »Weil Sie sich unbehaglich fühlen bei dem Gedanken, im selben Zimmer zu schlafen mit einer jungen Frau, die Sie kaum kennen«, flüsterte Carol zurück. »Sie fühlen sich in der Defensive und ein bißchen schuldbewußt und sind sich unsicher, was von Ihnen erwartet

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