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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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langsam zum Terminal. Diaz blickte mit einem gewissen Stolz um sich. Jetzt hätte ihn seine in Kuba gebliebene Familie sehen müssen! Die würden Augen machen - hier saß er, Juan Diaz, in der ersten Klasse. Dabei hatte ihn die Castro-Regierung lebenslänglich hinter Gitter geschickt. Aber nach nur acht Monaten war er freigelassen und auf dem Weg über Mariel zu seinem allergrößten Erstaunen in die USA geschickt worden. Als Strafe für mehrfachen Mord und Vergewaltigung in die USA geschickt zu werden - wo er doch hier dieser Art von Gewerbe viel leichter nachgehen konnte! Er mußte dem Mann, der inzwischen als Erdnußfarmer irgendwo in Georgia lebte, grenzenlos dankbar sein.
    Noch einmal heulten die Motoren der Maschine auf, dann stand sie still. Juan Diaz erhob sich reckend, nahm sein Handgepäck und schritt zur Kofferausgabe. Nachdem er dort seinen Koffer in Empfang genommen hatte, nahm er sich ein Taxi und ließ sich zum Royal Sonesta Hotel bringen, wo er sich als Carlos Hernàndez aus Los Angeles eintrug. Er hatte auch eine Kreditkarte auf diesen Namen mit einer ordnungsgemäßen Kennziffer. Er wußte, daß die Nummer in Ordnung war, denn die Karte war bei den Unterlagen gewesen, die er sich vereinbarungsgemäß in Miami abgeholt hatte.
    Nachdem er es sich in seinem Zimmer gemütlich gemacht und seinen zweiten Seidenanzug in den Schrank gehängt hatte, setzte sich der Mann an den Schreibtisch und rief die Nummer an, die ihm in seinen Unterlagen genannt worden war. Als am anderen Ende abgenommen wurde, sagte er seinem Gesprächspartner, daß er ein Schießeisen brauchte, möglichst vom Kaliber 5,6 mm. Dann entnahm er Namen und Adresse für seinen Einsatz aus seinen Weisungen und suchte die betreffende Straße im Stadtplan, der vom Hotel bereitgelegt worden war. Es war gar nicht weit.
     
    Der Abend mit Shirley Montgomery wurde zu einem großen Erfolg. Es gab zunächst gebratenes Hühnchen mit Naturreis und Artischocken, und später tranken sie vor dem Kamin im Wohnzimmer Grand Marnier und plauderten. Dr. Howard erfuhr dabei, daß ihr Vater ebenfalls Arzt gewesen war und daß sie noch auf dem College mit der Idee gelebt hätte, einmal in seine Fußstapfen zu treten.
    »Aber mein Vater hat es mir ausgeredet«, sagte sie. »Er meinte, daß die Medizin sich zu sehr geändert hätte und weiter ändern würde.«
    »Damit hat er sicher recht gehabt.«
    »Er war der Überzeugung, daß ärztliche Versorgung bald eine Angelegenheit großer Unternehmen werden würde und daß jemand, der es in diesem Bereich zu etwas bringen wolle, viel besser daran täte, ins Management zu gehen. So stieg ich auf Betriebswirtschaft um, und ich glaube, daß das ganz vernünftig war.«
    »Davon bin ich auch überzeugt«, stimmte Howard zu und dachte dabei an den überhandnehmenden Schriftverkehr und so manche Verstöße gegen das ärztliche Berufsethos. Der Medizinerberuf hatte sich tatsächlich gewandelt. Allein schon die Tatsache, daß er nun mit einem festen Gehalt für eine Firma tätig war, bewies das. Als er noch in der ärztlichen Ausbildung war, hatte ihm immer eine selbständige Tätigkeit vorgeschwebt; das hatte durchaus zu dem gehört, was ihn an diesem Beruf gereizt hatte.
    Gegen Ende des Abends kam eine gewisse Verlegenheit auf. Howard fand, es sei jetzt Zeit zu gehen, doch Shirley Montgomery ermutigte ihn, dazubleiben.
    »Soll ich wirklich?« fragte er.
    Sie nickte nur.
    Jason Howard hatte Bedenken und sagte, er müsse am nächsten Morgen früh raus, um seine Visite im Krankenhaus zu machen; er wolle sie nicht stören. Sie wandte ein, daß sie ohnehin immer spätestens um halb acht auf den Beinen sei - das gelte auch für den Sonntag.
    Sie schauten sich eine Weile in die Augen, und das Kaminfeuer warf einen rötlichen Schein über Shirley Montgomerys Gesicht.
    »Es muß natürlich nicht sein«, sagte sie dann sanft. »Ich weiß ja, daß es diesbezüglich für uns beide besser ist, langsam zu machen. Laß uns einfach so zusammenbleiben. Wir stehen beide unter Streß.«
    »Also gut«, sagte er schließlich. Er merkte, daß er nicht die Kraft hatte zu widerstehen. Außerdem schmeichelte es ihm, daß sie so beharrlich war. Er verschloß sich nicht länger gegen den Gedanken, daß nicht nur er sich wieder für jemanden interessieren könnte, sondern daß es ihm auch selbst guttäte, wenn er jemandem etwas bedeutete.
    Aber er fand während der ganzen Nacht keinen Schlaf. Um halb vier fühlte er eine Hand auf seiner Schulter, und er

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