Todesangst
Howard. »Und das deckt sich auch mit meinem Verdacht, was den plötzlichen Tod von Hayes betrifft. Das paßt einfach zu gut zusammen.«
»Sie lassen sich zu leicht zu Rückschlüssen hinreißen!«
»Hayes sagte mir«, wandte Jason Howard ein, »daß jemand versuche, ihn zu ermorden. Ich bin sicher, daß er eine entscheidende Entdeckung gemacht hat und deshalb ermordet wurde.«
»Hören Sie auf!« schrie Curran und hieb mit der Faust auf den Schreibtisch. »Der Leichenbeschauer hat bestätigt, daß Dr. Alvin Hayes eines natürlichen Todes starb!«
»Ein Aneurysma, um genau zu sein. Aber jedenfalls ist er verfolgt worden.«
»Er glaubte, verfolgt zu werden«, korrigierte Curran mit ärgerlicher Stimme.
»Ich bin sicher, daß auch das stimmt«, entgegnete der Arzt und wurde nun ebenfalls heftiger. »Das würde doch erklären, warum jemand seine Wohnung durchsuchte und sein…«
»Wir wissen, warum seine Wohnung durchsucht wurde«, unterbrach ihn der Kriminalbeamte. »Aber wir haben vorher schon die Drogen und das Bargeld gefunden!«
Lauter als üblich erwiderte Howard: »Hayes hat vielleicht Kokain geschnupft, aber er war kein Dealer! Und ich bin überzeugt davon, daß man ihm diese Drogen untergeschoben hat, und…« Er wollte von seinem Gespräch mit Carol Donner berichten, unterließ es dann aber; er hatte keine Lust, Curran gegenüber zuzugeben, daß er seine Bemühungen, sich mit der Tänzerin zu treffen, keineswegs eingestellt hatte. Daher fuhr er etwas ruhiger fort: »Jedenfalls bin ich ganz sicher, daß sein Labor deswegen auf den Kopf gestellt wurde, weil jemand hinter seinen Aufzeichnungen her ist.«
»Wie war das mit dem Labor?« Currans Augen unter den schweren Lidern öffneten sich weit, und auf seinem Gesicht erschienen rote Flecken.
Dr. Howard schluckte.
»Verdammt noch mal!« brüllte Curran. »Soll das etwa heißen, daß Hayes’ Labor durchsucht wurde, und uns wurde keine Meldung davon gemacht? Was bildet man sich bei euch dort eigentlich ein?«
Dr. Howard fühlte sich verpflichtet, die Entscheidung zu verteidigen, auch wenn er sie nicht gebilligt hatte: »Man war in der Klinik besorgt wegen negativer Pressemeldungen.«
»Wann ist das passiert?«
»Freitag nacht.«
»Und was wurde entwendet?«
»Verschiedene Notizbücher mit Eintragungen sowie Bakterienkulturen. Aber nichts von den teuren Geräten. Es war also kein Raubeinbruch.« Der Arzt beobachtete Currans Jagdhundgesicht in der Hoffnung, darauf irgendein Anzeichen dafür feststellen zu können, daß nun seine Besorgnis wegen Helene Brennquivist gerechtfertigt schien.
»Irgendwelche Beschädigungen, gezielte Verwüstung?« Das war alles, was Curran sagte.
»Na ja, sie stellten das Labor förmlich auf den Kopf und warfen alles auf den Boden, so daß ein wahres Chaos herrschte. Aber die einzige bewußte Zerstörung galt den… äh, Tieren.«
»Um so besser«, meinte Curran. »Diese Mißgeburten waren ja entsetzlich. Die haben einen ja krank gemacht. Wie hat man sie denn umgebracht?«
»Wahrscheinlich vergiftet. Unsere pathologische Abteilung geht der Sache noch nach.«
Michael Curran fuhr sich mit den Fingern durch sein dichtes, rötlichgrau meliertes Haar. »Soll ich Ihnen mal was sagen?« fragte er rhetorisch. »Angesichts der prächtigen Zusammenarbeit, die ihr Eierköpfe bietet, bin ich heilfroh, daß ich die Sache schon ans Sitten- und Drogendezernat abgegeben habe. Sollen die sich damit rumschlagen. Gehen Sie zu denen. Vielleicht lassen die sich davon beeindrucken, daß Ihr verrückter Kollege gleichzeitig mit seiner Assistentin und diesem Stripteasemädchen ins Bett gehüpft ist…«
»Hayes und die Tänzerin waren auseinander…«
»Oh, tatsächlich?« sagte Curran mit einem kurzen, hohlen Lachen, das in Husten überging. »Warum gehen Sie nicht endlich zum Sitten- und Drogendezernat und lassen mich in Frieden. Ich habe hier noch einen Haufen wirklicher Mordfälle, um die ich mich kümmern muß.«
Er griff nach seinem Bleistift und wandte sich wieder seinem Formular zu. Wütend fuhr Dr. Howard zum Erdgeschoß hinunter und gab dort seinen Besucherausweis zurück. Dann stieg er in sein Auto. Als er den Storrow Drive entlangfuhr, den Charles River zur Rechten, beruhigte er sich allmählich wieder. Er war weiterhin davon überzeugt, daß mit Helene Brennquivist etwas nicht in Ordnung war, aber er fand, wenn die Polizei sich nicht zuständig fühle, könne er auch nichts machen. Er stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz der
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