Todesangst
GHP-Klinik ab und ging in seine Praxis. Claudia und Sally waren noch nicht von der Mittagspause zurück. Einige Patienten saßen schon da und warteten. Dr. Howard schlüpfte wieder in seinen Arztkittel und fragte am Telefon, wie das Ergebnis der Untersuchung Madaline Krammers durch den Herzspezialisten ausgefallen sei. Er erfuhr dabei, daß sein Kollege Harry Sarnoff seine Einschätzung teile und man eine Angiographie, also eine Röntgenuntersuchung der Gefäße unter Verwendung eines Kontrastmittels, durchführen würde.
Sobald Sally wieder da war, widmete sich Dr. Howard seinen ambulanten Patienten. Er war gerade mit seinem dritten für den Nachmittag bestellten Patienten beschäftigt, als Claudia ins Untersuchungszimmer kam.
»Sie haben Besuch«, flüsterte sie.
»Wer denn?« fragte Dr. Howard, der gerade ein Rezept ausschrieb.
»Unsere unerschrockene Chefin. Und sie hat förmlich Schaum vor dem Mund. Ich kann Sie nur warnen!«
Jason Howard gab das Rezept mit einem verabschiedenden Händedruck seinem Patienten, hängte sich sein Stethoskop um den Hals und begab sich in sein Büro. Dort stand Shirley Montgomery am Fenster und blickte hinaus. Als er eintrat, fuhr sie herum - keine Frage, sie war wütend.
»Ich kann nur hoffen, daß du eine Erklärung dafür hast«, sagte sie. »Gerade erhielt ich einen Anruf der Polizei, daß sie auf dem Weg hierher sei, um von mir zu erfahren, warum ich ihr den Einbruch in Dr. Hayes’ Labor nicht gemeldet hätte. Man sagte mir, du hättest ihnen das mitgeteilt - und ich müsse mir Behinderung der polizeilichen Ermittlungsarbeit vorwerfen lassen.«
»Tut mir leid«, antwortete Howard. »Das war eine Panne. Ich war auf der Polizei, hatte aber nicht die Absicht, es zu erwähnen…«
»Und was, zum Teufel, hattest du bei der Polizei zu tun?«
»Ich wollte Curran sprechen«, sagte er schuldbewußt.
»Und warum?«
»Ich hatte den Eindruck, daß ich ihm etwas mitteilen sollte.«
»Wegen des Einbruchs?«
»Nein«, sagte Dr. Howard, während seine Arme verlegen an seinen Seiten baumelten. »Helene Brennquivist war heute nicht zum Dienst erschienen. Ich hatte herausbekommen, daß sie und Hayes ein Verhältnis miteinander hatten, und zog wohl voreilige Schlüsse. Die Sache mit dem Einbruch ist mir einfach so herausgerutscht.«
»Es wäre wohl besser, du bliebest bei deiner Arbeit als Mediziner«, sagte Shirley mit nun etwas versöhnlicherer Stimme.
»Genau das legte mir Curran auch nahe«, seufzte Dr. Howard.
»Na ja«, sagte Shirley, streckte die Hand aus und tätschelte Howards Arm, »du hast es wenigstens nicht absichtlich getan. Für einen Augenblick habe ich mich nämlich tatsächlich gefragt, auf wessen Seite du eigentlich stehst. Ich kann dir nur sagen, diese Angelegenheit mit Hayes wächst sich aus. Jedesmal, wenn ich denke, die Sache wäre endlich ausgestanden, gibt es neue Probleme.«
»Es tut mir leid«, sagte Dr. Howard mit Nachdruck, »ich wollte die Geschichte wirklich nicht verschlimmern.«
»Nun, laß gut sein. Aber denk bitte daran - der Tod von Hayes verursacht uns hier schon genug Schwierigkeiten. Wir wollen sie doch nicht noch verschlimmern.« Sie drückte Jason Howards Hand kameradschaftlich und ging hinaus.
Der Arzt widmete sich wieder seinen Patienten und war entschlossen, die Untersuchung nun endgültig der Polizei zu überlassen. Doch gegen vier kam Claudia erneut herein.
»Es ist jemand für Sie am Telefon«, flüsterte sie.
»Ja wer denn?« fragte er nervös. Gewöhnlich nahm doch Claudia alle ihn betreffenden Anrufe während der Untersuchungen entgegen, und er rief dann zurück, sobald er seine Arbeit beendet hatte. Eine Ausnahme bildeten nur Notrufe.
»Carol Donner«, sagte Claudia.
Dr. Howard zögerte einen Moment und sagte dann, sie solle ihm den Anruf in sein Büro stellen. Doch Claudia fragte, immer noch flüsternd: »Die Carol Donner?«
»Was soll das heißen - die Carol Donner?«
»Na ja, die Stripteasetänzerin eben«, antwortete Claudia.
»Ich weiß nicht, was Sie meinen«, erwiderte der Arzt, trat in sein Büro und machte die Tür vor Claudia zu. Dann griff er zum Hörer und meldete sich: »Ja, Dr. Howard.«
»Hier ist Carol Donner. Verzeihen Sie, daß ich Sie störe.«
»Sie stören nicht«, sagte er. Ihre Stimme brachte die angenehme Erinnerung daran zurück, wie sie ihm im Hampshire House gegenübergesessen hatte. Da hörte er ein feines Klicken. »Moment«, sagte er, legte den Hörer hin, machte die Tür zum Vorzimmer auf
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