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Todesangst

Todesangst

Titel: Todesangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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zu tun hätte. Sie ging in die Küche, und Dr. Howard konnte das Geräusch von Wasser hören, das in ein Gefäß lief. Das kleine Mädchen hatte sich an ihren Rockzipfel gehängt und beäugte den Arzt mit großen braunen Augen. Als er ihm zulächelte, versteckte es sich hinter seiner Mutter. Dr. Howard schaute sich in dem Raum um. Er zwar ziemlich dunkel und nüchtern, an den Wänden hingen ein paar billige Drucke. Louise Hayes kehrte mit ihrer Tochter im Schlepptau zurück. Sie stellte ihm eine große Tasse voll Kaffee hin sowie Milch und Zucker. Der Arzt bediente sich mit beidem selbst.
    Die Frau nahm Dr. Howard gegenüber Platz. »Bitte entschuldigen Sie«, sagte sie, »wenn ich zunächst vielleicht abweisend gewirkt habe. Aber es kommen nicht viele Leute, die mich nach Alvin fragen.«
    »Kann ich schon verstehen«, antwortete er. Er widmete ihr jetzt mehr Aufmerksamkeit und konnte nun unter ihrem sicher durch Zwang zur Beschränkung bescheidenen Äußeren eine durchaus attraktive Frau erahnen. Hayes hatte keinen schlechten Geschmack gehabt, da konnte man ganz sicher sein. »Es tut mir leid, daß ich Sie auf diese Art überfalle, aber Alvin hat mir von Ihnen erzählt. Ich hatte in der Gegend zu tun, und da dachte ich, ich sollte mal bei Ihnen reinschauen.« Er fand, ein paar kleine Unwahrheiten könnten vielleicht ganz nützlich sein.
    »Hat er das wirklich getan?« fragte Louise Hayes eher etwas ungläubig.
    Dr. Howard entschied sich dafür, lieber ehrlich zu sein. Er wollte keine unangenehmen Erinnerungen in ihr aufwühlen. »Nun, der Grund, warum ich Sie gern sprechen wollte«, bekannte er, »ist der, daß Ihr ehemaliger Mann mir erzählte, daß er eine wichtige wissenschaftliche Entdeckung gemacht hätte.« Er berichtete ihr von den Todesumständen und versuchte ihr zu erklären, warum er persönlich es sich zur Aufgabe gemacht hatte, herauszufinden, ob ihrem Exmann tatsächlich eine entscheidende Entdeckung gelungen sei. Er erläuterte ihr auch, daß er es für eine Tragödie halte, wenn ihr Mann etwas Wichtiges entdeckt hätte und das nun für die Menschheit verloren sei. Louise Hayes nickte dazu, doch als er sie fragte, ob sie irgendeine Vorstellung davon hätte, worum es sich dabei gehandelt haben könne, schüttelte sie den Kopf und fügte hinzu, nein, das könne sie nicht sagen.
    »Sie und Alvin haben nicht viel miteinander gesprochen?«
    »Nein - es ging immer nur um die Kinder und finanzielle Fragen.«
    »Und wie geht es denn Ihren Kindern?« fragte Dr. Howard und erinnerte sich an Hayes’ Sorgen wegen seines Sohnes.
    »Es geht beiden gut, schönen Dank.«
    »Beiden?« fragte Dr. Howard.
    »Ja«, antwortete sie, »Lucy hier« - sie tätschelte den Kopf des Mädchens - »und John, der ist in der Schule.«
    »Ich dachte, Sie hätten drei Kinder.«
    Über die Augen der Frau zog ein Schleier. Nach einer Weile unbehaglichen Schweigens sagte sie. »Nun ja… da ist noch einer: Alvin junior. Er ist zurückgeblieben, und ich mußte ihn in einer Sonderschule in Boston unterbringen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Schon in Ordnung. Sie werden sagen, daß ich das inzwischen verkraftet haben sollte, aber das werde ich wohl nie schaffen. Wahrscheinlich war das der Grund dafür, daß Alvin und ich geschieden wurden - ich bin tatsächlich nie wirklich damit fertig geworden.«
    »Wo genau ist Alvin junior untergebracht?« fragte er. Dabei war ihm klar, daß er sich auf gefährliches Terrain begab.
    »An der Hartford-Schule.«
    »Und wie geht es ihm dort?« Dem Arzt war die Hartford-Schule durchaus bekannt. Sie war von GHP mit übernommen worden, als die Gesellschaft sich eine einschlägige Pflegeinstitution einverleibt hatte. Es war ihm auch bekannt, daß GHP die Schule abstoßen wollte - sie war ein Verlustgeschäft für GHP.
    »Gut, denke ich«, antwortete die Frau. »Ich muß leider zugeben, daß ich ihn nicht oft besuche. Es macht mir immer zu sehr zu schaffen.«
    »Das kann ich gut verstehen«, antwortete Dr. Howard und fragte sich, ob Hayes wirklich diesen Sohn gemeint hatte, als er bei ihrem Gespräch kurz vor seinem Tod von einem gefährdeten Sohn sprach. »Könnten wir vielleicht einmal gemeinsam dort anrufen und fragen, wie es dem Jungen geht?«
    »Sicherlich«, antwortete Louise Hayes, und das Ungewöhnliche an einer solchen Frage war ihr offenbar gar nicht zu Bewußtsein gekommen. Sie erhob sich steifbeinig, während das kleine Mädchen sich sofort wieder an sie hängte, ging zum Telefon und rief in der

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