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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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würde wissen, was zu tun war.
    Fünfzehn, vielleicht zwanzig Minuten später gab es im Hotelzimmer der McDaniels nur noch Stehplätze.

19
    Barbara, die Hände im Schoß gefaltet, saß auf einem der Sofas und wartete, dass Susan Gruber, die zuständige New Yorker Redakteurin mit strahlend weißen Zähnen und einem scharf geschnittenen Gesicht, ihnen erzählte, dass Kim einen Streit mit dem Fotografen gehabt hatte oder die Aufnahmen nicht so gut gelungen waren und man ihr deswegen freigegeben hatte – irgendetwas, was die Situation und Kims Abwesenheit erklären würde, ohne die Begriffe »Entführung« oder »Gefahr« ins Spiel zu bringen.
    Gruber trug einen aquamarinfarbenen Hosenanzug und eine Menge Goldreife um ihre Handgelenke. Ihre Hand war kalt, als sie sie Barbara reichte.
    Del Swann, der Art Director – dunkle Haut, platinfarbenes Haar, Stecker in einem Ohr, modisch ausgebleichte Jeans und enges, schwarzes T-Shirt – schien einem seelischen Zusammenbruch nahe zu sein und vermittelte Barbara den Eindruck, dass er mehr wusste, als er sagte. Oder er hatte nur ein schlechtes Gewissen, weil er der Letzte war, der Kim gesehen hatte.
    Zwei andere Männer waren anwesend, der ältere Mitte vierzig in grauem Anzug. Alles an ihm drückte Chefetage aus. Männer wie ihn hatte Barbara auf Levons Treffen und Cocktailpartys von Merrill Lynch kennengelernt. Sie tippte, dass er und sein jüngerer Klon Anwälte aus New York waren, die wie ein Expresspaket über Nacht eingeflogen worden waren, um dem Verlag den Rücken freizuhalten.

    Barbara blickte zu Carol Sweeney, einer großen Frau in teurem, aber formlosem schwarzem Kleid, diejenige aus der Modelagentur, die für Kim diesen Job an Land gezogen und sie hierher begleitet hatte. Carol sah über alle Maßen bestürzt aus.
    Barbara hielt es kaum im selben Raum mit Carol aus.
    Â»Ein Sicherheitsteam ist dabei, herauszufinden, wo Kim hingegangen sein könnte«, erklärte der ältere Anzug, dessen Name Barbara im gleichen Moment entfallen war, als sie ihn gehört hatte.
    Er würdigte Barbara keines Blickes, sondern richtete seine Aufmerksamkeit, wie alle anderen auch, auf Levon. Sie wusste, dass sie aufgewühlt und zerbrechlich wirkte. Schließlich hatte sie allen Grund dazu.
    Â»Was können Sie uns sonst noch erzählen?«, fragte Barbara den Anwalt.
    Â»Es gibt keine Anzeichen dafür, dass ihr irgendetwas zugestoßen ist. Die Polizei vermutet, dass sie zu einer Besichtigungstour unterwegs ist.«
    Erzähl es ihnen, dachte Barbara, doch Levon hatte ihr gesagt, bevor die Leute vom Verlag eingetroffen waren: »Wir sammeln alle Informationen. Wir hören, was sie zu sagen haben. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass wir diese Leute nicht kennen.« Was hieß, dass jeder, der mit dem Verlag in Verbindung stand, etwas mit Kims Verschwinden zu tun haben könnte.
    Susan Gruber stützte sich mit ihren Ellbogen auf den Knien ab und beugte sich zu Levon vor. »Kim war mit Del in der Hotelbar«, berichtete sie. »Del ging auf die Toilette, und als er zurückkam, war Kim fort. Niemand hat Kim mitgenommen. Sie ist allein weggegangen.«
    Â»Das ist also die ganze Geschichte?«, fragte Levon. »Kim
verließ die Hotelbar allein, und nachdem Sie eineinhalb Tage nichts von ihr gehört haben, heißt das für Sie, dass sie die Aufnahmen sausen ließ, um sich die Insel anzuschauen? Habe ich das richtig verstanden?«
    Â»Sie ist ein erwachsener Mensch, Mr. McDaniels«, erwiderte Gruber. »Es wäre nicht das erste Mal, dass ein Mädchen den Job sausen lässt. Ich erinnere mich an ein Model, Gretchen hieß sie, die letztes Jahr in Cannes verschwunden und sechs Tage später in Monte Carlo wieder aufgetaucht ist.«
    Gruber redete, als ginge es darum, Levon in ihrem Büro geduldig ihre Arbeit zu erklären. »Wir haben acht Mädchen für diese Aufnahmen dabei«, fuhr sie fort. Sie müsse sich um so viele Menschen und Dinge kümmern und sei ununterbrochen am Set...
    Barbara spürte, wie der Druck in ihrem Kopf zunahm. Unter all dem umfangreichen Goldschmuck, den Susan Gruber trug, konnte Barbara keinen Ehering entdecken. Hatte sie ein Kind? Kannte sie überhaupt eines? Susan Gruber hatte überhaupt nichts verstanden!
    Â»Wir lieben Kim«, platzte Carol Sweeney heraus. »Ich... ich hatte das Gefühl, Kim wäre hier

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