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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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war, was ich jedoch für mich behielt.
    Sie war groß, blond und hübsch gewesen, ähnlich wie Kim.
    Es hatte noch einen anderen Fall gegeben, der mehr für Schlagzeilen gesorgt hatte. Eine Cheerleaderin der University of Illinois war vom Balkon ihres Hotelzimmers gefallen und sofort tot gewesen. Sie hatte mit ein paar Jungs gefeiert, die in allen Punkten für unschuldig befunden worden waren.
    Und dann hatte es ein weiteres Mädchen gegeben, eine Jugendliche von der Insel, die nach einem Konzert ihre Freunde angerufen hatte und nie wieder gesehen worden war.
    Â»Ihre Pressekonferenz war eine gute Sache. Jetzt muss die Polizei den Fall ernst nehmen«, versicherte ich ihnen.
    Â»Wenn ich keinen Rückruf erhalte, stehe ich gleich morgen wieder vor der Tür«, sagte Levon. »Jetzt würden wir gern in die Bar gehen und sehen, wo Kim sich aufgehalten hat, bevor sie verschwand. Wenn Sie möchten, begleiten Sie uns doch.«

22
    Die Typhoon Bar befand sich im Zwischengeschoss, war den Passatwinden ausgesetzt und roch herrlich nach Wachsblumen. Cafetische und Stühle standen entlang der Balustrade mit Blick auf den Pool, dahinter führte eine Palmenreihe zum Strand. Links stand ein großes, noch abgedecktes Klavier, hinter uns erstreckte sich eine lange Theke. Ein Barmann bereitete sich vor, schnitt Limonen, verteilte Schälchen mit Nüssen.
    Â»Der Nachtmanager erzählte uns, Kim habe an diesem Tisch gesessen, gleich hier neben dem Klavier«, erzählte Barbara und tätschelte die Marmorplatte.
    Dann deutete sie auf eine fünf Meter entfernte Nische. »Dort hinten müsste die berühmte Herrentoilette sein. Wo der Art Director hingegangen ist, um, äh, Kim den Rücken nur für eine Minute zuzukehren...«
    Ich stellte mir die Bar vor, wie sie an jenem Abend ausgesehen hatte. Menschen tranken. Viele Männer.
    Unzählige Fragen drängten sich mir auf.
    Ich begann, an die Geschichte heranzugehen, als wäre ich noch Polizist. Wenn dies mein Fall wäre, würde ich mit den Aufzeichnungen der Überwachungskameras anfangen. Ich würde sehen wollen, wer gleichzeitig mit Kim in der Bar gewesen war. Ich würde wissen wollen, ob jemand sie beobachtet hatte, als sie von diesem Tisch aufgestanden war, und wer ihre Rechnung bezahlt hatte.
    War Kim mit jemandem hinausgegangen? Vielleicht auf dessen Zimmer?
    Oder war sie, von Blicken verfolgt, mit schwingendem
Haar die Stufen in die Eingangshalle hinuntergegangen?
    Und dann? Hatte sie die Eingangshalle verlassen, war am Pool und den Umkleidezelten vorbeigeschlendert? War eins der Zelte spät am Abend benutzt worden? War ihr jemand hinaus zum Strand gefolgt?
    Levon putzte sorgfältig seine Brille, ein Glas nach dem anderen, hielt sie ein Stück von sich weg, um zu prüfen, ob er gute Arbeit geleistet hatte. Als er sie wieder aufsetzte, sah er, dass ich zum überdachten Weg hinter dem Pool blickte, der zum Strand führte.
    Â»Was meinen Sie, Ben?«
    Â»Alle Strände auf Hawaii sind öffentlich, deswegen gibt es keine Videoüberwachung.«
    Ich überlegte, ob die einfachste Erklärung passte. War Kim schwimmen gegangen? War sie ins Wasser hinausgewatet und von einer Welle mitgerissen worden? Hatte jemand ihre Schuhe am Strand gefunden und mitgenommen?
    Â»Was sollen wir Ihnen über Kim erzählen?«, fragte Barbara.
    Â»Ich möchte alles wissen«, antwortete ich. »Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich unser Gespräch gern aufzeichnen.«
    Barbara nickte, und Levon bestellte für sie beide Gin Tonics. Ich verzichtete auf Alkohol zugunsten eines Sodawassers.
    Ich hatte bereits angefangen, die Kim-McDaniels-Geschichte im Kopf zu strukturieren. Ich dachte an das wunderschöne Mädchen mit Herz und Verstand, das sich kurz vor ihrem nationalen Durchbruch befand, das an einen der schönsten Orte der Welt gekommen und spur- und
grundlos verschwunden war. Ein Exklusivbericht mit den McDaniels war mehr, als ich erhoffen durfte. Ohne wissen zu können, ob aus Kims Geschichte ein Buch zu machen war, war sie für meine Arbeit als Zeitungsjournalist der Knüller.
    Und darüber hinaus hatten mich die McDaniels auf ihre Seite gezogen. Sie waren einfach nette Menschen.
    Ich wollte ihnen helfen und würde es tun.
    Im Moment waren sie erschöpft, blieben aber sitzen. Das Interview konnte beginnen.
    Mein Rekorder war neu, ich hatte volle Batterien eingelegt, und

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