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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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setzte mich draußen auf der Veranda an einen Zweiertisch.
    Während die Kerze in einem Glasbehälter schmolz, rief ich Amanda an.
    Amanda Diaz und ich sind seit fast zwei Jahren zusammen. Sie ist fünf Jahre jünger als ich, Konditormeisterin und selbsternannte Motorradbraut. Das heißt, sie schnappt sich manchmal am Wochenende ihre alte Harley und rast über den Pacific Coast Highway, um den Dampf abzulassen, den sie in der Küche nicht loswerden kann. Amanda ist nicht einfach nur schlau und wunderbar. Sie ist genau diejenige, die in den Rock-and-Roll-Songs über rasende Herzen und Liebe bis in den Tod besungen wird.
    Im Moment sehnte ich mich danach, ihre Stimme zu hören. Sie enttäuschte mich nicht, sondern hob nach dem dritten Klingeln ab. Nach einigen verbalen Freudentänzen erkundigte ich mich, wie ihr Tag im Intermezzo, dem Restaurant, in dem sie arbeitete, gelaufen war.
    Â»Hier ging es drunter und drüber, Benjy. Remy hat Rocco schon wieder gefeuert.« Amanda wechselte in den französischen Akzent. »›Was ich muss dir sagen, damit du dich fühlst wie ein Koch? Diese Konfitüre. Sie sieht aus wie
Tauben-Aa.‹ Dabei hat er das Aa langgezogen, als bestünde es aus zwölf As.«
    Sie lachte. »Hat ihn zehn Minuten später wieder eingestellt«, fuhr sie fort. »Wie üblich. Und dann habe ich die Creme brûlée verbrutzeln lassen. › Merde, Ahmandah, mon dieu. Du mich machst waaaahnsinnig.‹« Wieder musste sie lachen. »Und du, Benjy? Klappt es mit deiner Geschichte?«
    Â»Ich habe einen großen Teil des Tages mit den Eltern des vermissten Mädchens verbracht. Sie reden mit mir.«
    Â»Oh, Mann. War das schlimm?«
    Ich klärte Amanda über das Interview mit Barbara auf und erzählte ihr, wie sehr ich die McDaniels mochte und dass sie noch zwei weitere Kinder hatten, beides Jungs, die sie aus russischen Waisenhäusern adoptiert hatten.
    Â»Ihr ältester Sohn war vollkommen vernachlässigt, als ihn die St. Petersburger Polizei fand. Der jüngere leidet unter dem fötalen Alkoholsyndrom. Wegen ihrer Brüder beschloss Kim, Kinderärztin zu werden.«
    Â»Ben, Schatz?«
    Â»Ã„h, ja? Ist die Verbindung schlecht?«
    Â»Nein, ich höre dich ganz gut. Hörst du mich?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann hör zu. Bitte sei vorsichtig.«
    Ich war leicht verwirrt. Amanda war ungewöhnlich intuitiv, aber ich befand mich nicht in Gefahr.
    Â»Vorsichtig wegen was?«
    Â»Erinnerst du dich, als du deinen Koffer mit all deinen Aufzeichnungen über die Donato-Geschichte in einer Gaststätte vergessen hast?«
    Â»Du wirst doch nicht wieder von dem Bus anfangen?«
    Â»Wenn du schon davon sprichst.«

    Â»Ich stand unter deinem Bann, Doofkopp. Ich habe mich nach dir umgedreht, als ich auf die Straße getreten bin. Wenn du jetzt hier wärst, könnte es wieder passieren...«
    Â»Was ich sagen will, ist, du klingst jetzt genauso wie damals.«
    Â»Ach ja?«
    Â»Ja, so ungefähr. Also pass auf, okay? Sei vorsichtig. Schau in beide Richtungen.«
    Drei Meter entfernt stieß ein Paar mit ihren Gläsern an und hielt Händchen über dem kleinen Tisch. Flitterwochen, dachte ich.
    Â»Ich vermisse dich«, sagte ich.
    Â»Ich vermisse dich auch. Ich halte das Bett für dich warm, also komm bald nach Hause.«
    Ich schickte meiner Liebsten in L. A. einen schnurlosen Kuss und wünschte ihr eine gute Nacht.

29
    Am Montagmorgen um Viertel nach sieben blickte Levon dem schwarzen Wagen entgegen, der vor dem Haupteingang des Wailea Princess hielt. Levon stieg vorn ein, Hawkins und Barbara nahmen hinten Platz. Als alle Türen zugeknallt waren, bat Levon den Fahrer Marco, sie zur Polizei von Kihei zu bringen.
    Während der Fahrt hatte Levon Mühe, Hawkins zuzuhören, der ihm zuflüsterte, wie er mit der Polizei umgehen, sie um Hilfe bitten und für sich gewinnen solle, aber auf keinen Fall aggressiv auftreten dürfe, da dies kontraproduktiv sei.
    Levon nickte, machte ein paarmal »m-hm, m-hm«, war aber in sich gekehrt und hätte den Weg vom Hotel zur Polizei nicht mehr beschreiben können, da er sich bereits voll auf das Treffen mit Lieutenant James Jackson konzentrierte.
    Levon kehrte in die Gegenwart zurück, als Marco auf der Minieinkaufsstraße parkte. Er sprang bereits nach draußen, noch bevor der Wagen hielt, und strebte auf die schuhschachtelgroße

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