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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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mit der kleinen Reisefilterkaffeemaschine einen Kaffee kochte und mich noch weiter im Internet herumtrieb.
    Dort fand ich Videos mit Doug Cahill auf YouTube; Clips
von seiner Wohngemeinschaft und aus dem Umkleideraum sowie ein Video von Kim, die bei einem Footballspiel auf der Tribüne klatscht und mit den Füßen stampft. Die Kamera schwenkt hin und her zwischen ihr und Doug Cahill, der gegen die New York Giants spielt und den Quarterback, Eli Manning, beinahe köpft.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie Cahill Kim tötete, und konnte nicht ausschließen, dass ein Kerl, der einhundertfünfzig Kilo rammte, gegen eine aufsässige Frau körperlich aggressiv wurde und ihr absichtlich oder unabsichtlich das Genick brach.
    Doch eigentlich glaubte ich, dass er Kim liebte und seine Tränen echt waren. Und falls er Kim tatsächlich umgebracht haben sollte, stünden ihm logischerweise alle Mittel zur Verfügung, um von der Bildfläche zu verschwinden.
    Also ließ ich meinen Browser nach dem Namen suchen, den mir die Informantin ins Ohr geflüstert hatte, den des angeblichen Waffenhändlers, Nils Ostertag Björn. Die Suche erbrachte die gleichen Ergebnisse wie am Tag zuvor, doch diesmal öffnete ich auch die auf Schwedisch geschriebenen Artikel.
    Mit Hilfe eines Online-Lexikons übersetzte ich die schwedischen Worte für »Munition« und »Panzerweste«, bevor ich ein weiteres Foto von Björn fand, das drei Jahre alt war.
    Es war der Schnappschuss eines Mannes mit regelmäßigen, fast unauffälligen Gesichtszügen, der in Genf aus einem Ferrari stieg. Er trug einen hübschen, gestreiften Anzug unter einem schicken Mantel, in der Hand hielt er einen Gucci-Koffer. Björn sah auf diesem Foto anders aus als auf demjenigen, das man auf dem abendlichen Empfang
gemacht hatte. Auf diesem Foto nämlich war Björns Haar blond. Weißblond.
    Ich klickte die letzten Artikel über Nils Ostertag Björn durch, bis ich ein anderes Foto fand, das einen Mann in Uniform zeigte, der ungefähr zwanzig Jahre alt zu sein schien. Mit seinen weit auseinanderliegenden Augen und dem kantigen Gesicht ähnelte er dem Mann auf den anderen Fotos kein bisschen.
    Unter dem Foto entzifferte ich die schwedischen Worte für »Persischer Golf« und »feindlicher Beschuss«. Und dann wurde mir alles klar.
    Ich las einen Nachruf.
    Nils Ostertag Björn war seit fünfzehn Jahren tot.
    Ich ging duschen und ließ das heiße Wasser über meinen Kopf laufen, während ich versuchte, die Einzelteile zusammenzufügen. Hatten die beiden Männer nur zufällig denselben Namen? Oder hatte jemand die Identität des Toten benutzt, um sich im Wailea Princess ein Zimmer zu nehmen?
    Wenn ja, hatte er vielleicht Kim McDaniels entführt und getötet?

46
    Henri Benoit erwachte spätmorgens unter der weichen, weißen Bettwäsche im eleganten Himmelbett eines Zimmers im Island Breezes Hotel auf Lanai. Julia, ihr warmes Gesicht gegen seine Brust gedrückt, schnarchte leise in seinen Armen. Sonnenlicht drang sanft durch die Vorhänge, nur fünfzig Meter dahinter erstreckte sich das Meer.
    Diese Frau, dieser Schauplatz, dieses unvergleichliche Licht – der Traum eines Kameramanns.
    Er strich Julia das Haar aus den Augen. Die Kleine schwebte auf Kava-Kava und der großzügigen Beimischung von Valium, das er in ihre Tasse gerührt hatte. Sie hatte tief und fest geschlafen, doch jetzt war es Zeit, sie für ihre Filmaufnahme zu wecken.
    Henri schüttelte sanft ihren Arm. »Aufwachen, aufwachen, mein Äffchen.«
    Julia schlug die Augen auf. »Charlie? Was ist los«, fragte sie. »Ist es Zeit für meinen Flug?«
    Â»Noch nicht. Willst du noch zehn Minuten schlafen?«
    Sie nickte und ließ ihren Kopf wieder gegen seine Schulter fallen.
    Henri stieg aus dem Bett und schaltete die Lampen ein, wechselte die Speicherkarte seiner Videokamera, positionierte die Kamera auf der Kommode und stellte den Fokus so ein, dass vom Zimmer nichts mehr zu sehen war. Zufrieden löste er die seidenen Troddelschnüre, so dass sich die schweren Vorhänge schlossen.
    Julia beschwerte sich undeutlich, als er sie auf den Bauch
drehte. »Ist schon in Ordnung. Ich bin’s nur, Charlie«, beruhigte er sie, als er einen Webleinstek band, um ihre Beine an die Bettpfosten zu fesseln. Ihre Arme fesselte er mit einem exotischen japanischen Kettenknoten, der

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