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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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Gegenwart. Es könnte eine Weile dauern.«
    Â»Macht’s Ihnen was aus, wenn ich meinen Rekorder hole? Er liegt in meinem Schlafzimmer.«
    Â»Nicht jetzt. Erst wenn wir die Bedingungen ausgehandelt haben.«
    Â»Okay, schießen Sie los«, forderte ich ihn auf, dachte aber: Meint er das ernst? Ein Auftragsmörder will einen Handel mit mir abschließen?
    Doch Henris Waffe lag eine halbe Sekunde von seiner Hand entfernt. Ich konnte nur mitspielen, bis sich eine Gelegenheit für mich ergeben würde.
    Die schlimmsten Amateurbiografien beginnen mit »Ich wurde am soundsovielten in Da-und-da geboren«, also lehnte ich mich in Erwartung einer langen Familiengeschichte zurück.
    Und Henri enttäuschte mich nicht. Er begann seine Geschichte sogar noch vor seiner Geburt.
    Er bot mir einen kleinen Geschichtskurs: 1937 besaß in Paris ein französischer Jude eine Druckerei und war auf alte Dokumente und Tinten spezialisiert.
    Dieser Mann verstand von Anfang an, welche Gefahr vom Dritten Reich ausging, und er und andere hauten ab,
bevor die Nazis Paris stürmten. Und dieser Mann, der Drucker, floh nach Beirut.
    Â»Dort heiratete er eine Libanesin«, erzählte Henri. »Beirut ist eine große Stadt, es galt als das Paris des Nahen Ostens, und der Mann fügte sich gut ein. Er eröffnete eine neue Druckerei, hatte vier Kinder und ein gutes Leben.
    Niemand stellte ihm Fragen. Doch andere Flüchtlinge, Freunde von Freunden von Freunden, fanden ihn. Sie brauchten Dokumente, falsche Papiere, und dieser Mann half ihnen, ein neues Leben zu beginnen. Er leistet hervorragende Arbeit.«
    Â»Er leistet?«
    Â»Er lebt noch, aber nicht mehr in Beirut. Er arbeitete für den Mossad, der ihn zur Sicherheit woanders hinbrachte. Ben, es gibt keine Möglichkeit, ihn ausfindig zu machen. Bleiben Sie in der Gegenwart, bleiben Sie bei mir, mein Freund.
    Ich erzähle Ihnen von diesem Fälscher, weil er für mich arbeitet. Ich sorge dafür, dass er genügend zu essen auf dem Tisch hat. Ich hüte sein Geheimnis. Und er hat mir Marco, Charlie, Henri und viele andere Identitäten verschafft. Ich kann jemand anderes werden, sobald ich diese Wohnung verlasse.«
    Stunden vergingen.
    Ich schaltete das Licht ein und setzte mich wieder aufs Sofa, so eingelullt von Henris Geschichte, dass ich meine Angst vergaß.
    Henri erzählte, wie er einen brutalen Gefängnisaufenthalt im Irak überlebt und beschlossen hatte, sich nie wieder von Gesetzen oder seiner Sterblichkeit einschränken zu lassen.

    Â»Und was ist mein Leben jetzt, Ben? Ich gönne mir alle Freuden des Lebens, von denen Sie sich viele nicht einmal vorstellen können. Und um das zu tun, brauche ich viel Geld. An diesem Punkt kommen die Spanner ins Spiel. Und Sie.«

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    Nicht nur Henris Automatik sorgte dafür, dass ich sitzen blieb, sondern auch seine Geschichte. Meine eigene Waffe im Schlafzimmer vergaß ich beinahe. »Wer sind die Spanner?«, wollte ich wissen.
    Â»Nicht jetzt«, wimmelte er ab. »Das erzähle ich das nächste Mal. Wenn Sie von New York zurückkommen.«
    Â»Was werden Sie tun, mich in ein Flugzeug schubsen? Viel Glück, wenn Sie eine Waffe an Bord schmuggeln wollen.«
    Henri zog einen Umschlag aus seiner Jackentasche und schob ihn über den Tisch. Ich öffnete die Lasche und nahm einen Packen Fotos heraus.
    Mein Mund wurde trocken. Es waren sehr gute Schnappschüsse von Amanda. Erst vor kurzem aufgenommen. Sie fuhr nur einen Block von ihrer Wohnung entfernt auf ihren Rollschuhen. Sie trug das weiße Trägeroberteil und die kurze rosa Hose wie gestern Morgen, als ich mit ihr zum Frühstück verabredet gewesen war.
    Ich war auch auf einem der Fotos.
    Â»Behalten Sie die Bilder, Ben. Ich finde sie ziemlich gut gelungen. Der Punkt ist, ich kann mir jederzeit Amanda greifen, also denken Sie erst gar nicht daran, zur Polizei zu gehen. Damit würden Sie Selbstmord begehen und wären für den Mord an Amanda verantwortlich.«
    Mir lief es eiskalt den Rücken hinunter. Der Typ hatte gerade breit lächelnd gedroht, Amanda umzubringen, was aber wie eine Einladung zum Mittagessen geklungen hatte.

    Â»Moment mal.« Ich legte die Bilder auf den Tisch und streckte die Hände aus, als wollte ich Henri, seine Waffe und seine verdammte Lebensgeschichte weit von mir schieben. »Dafür bin ich nicht der Richtige. Sie brauchen einen Biografen, jemanden,

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