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Todesbote

Titel: Todesbote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patterson James
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einzelnen Titel der Bücher betrachtete. Ich hatte das Gefühl, es mit einem äußerst aufmerksamen Menschen zu tun zu haben.
    Schließlich legte er seine Smith & Wesson auf den Beistelltisch drei Meter von mir entfernt. Aus seiner Brusttasche zog er eine Visitenkarte heraus und schob sie über den Tisch zu mir herüber.
    Als ich den Namen las, blieb mir beinahe das Herz stehen.
    Ich kannte diese Karte. Ich hatte den Namen bereits gelesen: »Charles Rollins. Fotograf. Talk Weekly.«

    Meine Erinnerung schlug Purzelbäume rückwärts. Ich stellte mir Marco ohne Schnurrbart vor, dann Charles Rollins’ undeutliches Gesicht an dem Abend, als Rosa Castros gekrümmte Leiche aus dem Wasser gezogen worden war.
    An jenem Abend, als mir Rollins seine Karte gegeben hatte, hatte er eine Baseballkappe und vielleicht eine Sonnenbrille getragen. Auch das war nur eine Verkleidung gewesen.
    Das Kribbeln in meinem Nacken verriet mir, dass dieser aalglatte, gut aussehende Typ die beiden Wochen in Hawaii genau dort gesessen hatte – mir im Nacken. Fast vom ersten Moment meiner Ankunft an.
    Er hatte mich beobachtet.
    Und ich hatte nichts bemerkt.
    Aber warum hatte er das getan?

66
    Der Mann in meinem Lieblingssessel beobachtete mich, während ich verzweifelt versuchte, die Einzelteile zusammenzufügen.
    Ich erinnerte mich an den Tag in Maui, als die McDaniels vermisst worden waren und Eddie Keola und ich versucht hatten, Marco aufzutreiben, den Fahrer, den es so nie gegeben hatte.
    Ich erinnerte mich, wie anschließend Julia Winklers Leiche in einem Hotelbett in Lanai gefunden worden war und Amanda versucht hatte, mir zu helfen, einen Paparazzo namens Charles Rollins von der Talk weekly ausfindig zu machen – weil er als Letzter mit Julia Winkler zusammen gewesen war.
    Der Name Nils Björn drängte sich mir auf, ein weiteres Phantom, das zur selben Zeit im Wailea Princess gewohnt hatte wie Kim McDaniels. Björn war nie verhört worden, weil er praktischerweise verschwunden war.
    Die Polizei war nicht davon ausgegangen, dass Björn etwas mit Kims Entführung zu tun hatte, und nachdem ich nach ihm geforscht hatte, war ich mir sicher, dass er den Namen eines Toten benutzte.
    Diese Tatsachen allein sagten mir, dass Herr Aalglatt auf dem Sessel mir gegenüber ein Betrugskünstler war, ein »Meister der Verwandlung«. Wenn das stimmte, wenn Marco, Rollins und vielleicht Björn ein und derselbe Mann waren, was hatte dies zu bedeuten?
    Ich wehrte den Tsunami an schwarzen Gedanken ab, der mich mitzureißen drohte. Mit zitternder Hand schraubte
ich den Verschluss meiner Limonade ab und überlegte, ob ich Amanda jemals wieder küssen würde.
    Ich dachte an das Chaos in meinem Leben, an die überfällige Geschichte, auf die Aronstein wartete, an das Testament, das ich nie aufgesetzt hatte, an meine Lebensversicherung... hatte ich eigentlich den Beitrag bezahlt?
    Ich hatte nicht nur Angst, ich war wütend, dachte: Scheiße, das kann doch nicht der letzte Tag meines Lebens sein. Ich brauche Zeit, um meine Angelegenheiten zu regeln.
    Ob ich losstürmen und meine Waffe holen sollte?
    Nein, besser nicht.
    Marco/Rollins saß einen halben Meter von seiner Smith & Wesson entfernt. Und er war unerträglich entspannt. Er hatte ein Bein aufs andere gelegt und beobachtete mich, als würde er einen Spielfilm angucken.
    Diesen beängstigenden Moment nutzte ich, um mir das gleichgültige, symmetrische Gesicht einzuprägen. Falls ich irgendwie entwischen sollte. Falls sich mir die Möglichkeit bieten sollte, ihn der Polizei zu beschreiben.
    Â»Sie können mich Henri nennen«, sagte er.
    Â»Henri, und weiter?«
    Â»Darüber machen Sie sich keine Sorgen. Das ist nicht mein echter Name.«
    Â»Also, was jetzt, Henri?«
    Er lächelte. »Wie oft sagt jemand zu Ihnen: ›Sie sollten ein Buch über mein Leben schreiben.‹?«
    Â»Wahrscheinlich einmal die Woche«, antwortete ich. »Jeder denkt, seine Lebensgeschichte würde alle anderen vom Hocker reißen.«
    Â»M-hm. Und wie viele dieser Leute sind Auftragsmörder?«

67
    Das Telefon klingelte in meinem Schlafzimmer. Wahrscheinlich rief mich Amanda an. Henri schüttelte den Kopf, also ließ ich die Grüße meiner Freundin vom Anrufbeantworter aufzeichnen.
    Â»Ich muss Ihnen eine Menge Dinge erzählen, Ben. Machen Sie es sich bequem. Konzentrieren Sie sich nur auf die

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