Todesbraeute
Abschied winken. Die Finger verschwanden. »Bailey. Still. Sonst kommt er.« Er kommt sowieso. Sie schloss die Augen und betete, sterben zu dürfen.
Mittwoch, 31. Januar, 3.15 Uhr
Mack stieg lautlos die Treppe hinauf. In das Haus eines Cops einzubrechen, hätte schwerer zu bewerkstelligen sein sollen. Als er an dem beeindruckenden Waffenschrank unten vorbeigekommen war, hatte er sich gewünscht, sich nach Lust und Laune bedienen zu können, aber das musste warten.
Heute Nacht würde er sich nur umsehen. Wenn er den Waffenschrank ausräumte, würde man wissen, dass er hier gewesen war, und niemand sollte etwas davon ahnen.
Er hatte geplant, den Mann mit einem chloroformgetränkten Taschentuch außer Gefecht zu setzen, aber er hatte Glück. Sein Opfer war sturzbetrunken eingeschlafen und trug noch seine Schuhe. Behutsam klopfte er ihm die Taschen ab und lächelte, als er das Handy fühlte. Rasch notierte er die Mobilnummer und die Nummern in der Anrufliste.
Den Mann über Kanäle zu erreichen, denen er vertraute, war ein wichtiger Bestandteil seines Plans. Er schob das Handy vorsichtig in die Tasche zurück und sah auf die Uhr. Er musste sich beeilen. Er wollte noch Gemmas Leiche loswerden und pünktlich mit der morgendlichen Auslieferung beginnen.
Dutton, Mittwoch, 31. Januar, 5.05 Uhr
Blitz und Donner. Ich hasse dich. Ich hasse dich. Ich wünschte, du wärst tot.
Alex schreckte hoch. Ihr war kalt, und sie zitterte am ganzen Körper. Sie setzte sich im Bett auf und presste sich den Handrücken auf die Lippen. Hope schlief fest, und Alex musste sich beherrschen, um nicht ihre Locken zu streicheln. Hope brauchte den Schlaf. Hoffentlich träumt sie nicht so wie ich.
Zwischen ihnen hob Riley den Kopf und sah sie mit seinen traurigen Triefaugen an. Alex strich ihm mit zitternder Hand über den Rücken. »Bleib da«, flüsterte sie und stieg aus dem Bett. Sie zog ihren Morgenrock über das Nachthemd, verließ das Schlafzimmer und zog behutsam die Tür zu. Sie wollte Daniel nicht wecken.
Der Mann schlief auf ihrem Sofa. Er hatte sich geweigert zu gehen, obwohl die Agents Hatton und Koenig draußen waren. Sie blieb einen Moment stehen und sah auf ihn herab, während sie sich über die Arme rieb und versuchte, die unterschiedlichen Gefühle, die auf sie einstürmten, zu verarbeiten.
Er ist ein attraktiver Mann. Ja, das war er. Blondes Haar, ein kantiges Gesicht und diese blauen Augen, die freundlich, aber auch so beängstigend durchdringend blicken konnten.
Er hat mich angelogen. Nein, eigentlich hatte er das nicht. Sie ahnte, wie schwer es für ihn gewesen sein musste, ihr nicht zu sagen, was er wusste. Was Alicia zugestoßen war. Und welche Rolle ausgerechnet sein Bruder dabei gespielt hatte.
Wir sehen uns in der Hölle, Simon. Wenigstens war Wade nicht mit ihr verwandt gewesen. Sie erinnerte sich noch gut daran, wie er sich damals auf der Party zwischen ihre Schenkel gedrängt hatte. Er hatte sie für Alicia gehalten. Und er war erstaunt gewesen, als sie nein gesagt hatte. Bedeutete das, dass Alicia irgendwann einmal ja gesagt hatte? Der Gedanke war verstörend. Alex hatte gewusst, dass Alicia damals schon Sex hatte, aber sie war sicher gewesen, über alle Freunde informiert gewesen zu sein. Alicia und Wade? Die Vorstellung verursachte ihr eine Gänsehaut. Was für ein Mensch war Alicia wirklich gewesen? Was für ein Ungeheuer war Wade wirklich gewesen? Diese Bilder, die sie gesehen hatte ... Wade hatte Mädchen vergewaltigt. Sie hatte jahrelang mit ihm unter einem Dach gelebt und nicht einmal geahnt, dass er zu solch einer Tat fähig gewesen war. Zu solch einer Grausamkeit. Alicia. Sheila und Rita. Gretchen und Carla. Und Cindy. Alle waren vergewaltigt worden. Cindy hatte Selbstmord begangen. Alex kannte sich mit Depressionen aus. Arme Cindy. Arme Sheila.
Und die neun anderen, die sie nicht kannte ... Diese Gesichter hatten sich in Daniels Bewusstsein eingebrannt. Er schleppte sie seit über einer Woche mit sich herum. Armer Daniel.
Sein Gesicht war angespannt, sogar im Schlaf. Er hatte sein Jackett ausgezogen, aber das war das einzige Zugeständnis an die eigene Bequemlichkeit gewesen. Zwar hatte er den obersten Hemdknopf geöffnet, um den Kragen zu lockern, den Krawattenknoten jedoch nur etwas tiefer gezogen. Seine Waffe steckte im Hüftholster, die Schuhe noch an seinen Füßen. Er war bereit, selbst im Schlaf. Wieder attackierte die Erinnerung an die Bilder ihr Bewusstsein. Nachdem sie
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