Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
Vom Netzwerk:
ich.« Ed räusperte sich. »Sieht aus, als wollten sie anfangen.« Auf dem Monitor war zu sehen, wie Mary und Alex das Wohnzimmer betraten. Mehr als eine Minute lang stand Alex zitternd da, und es kostete Daniel Kraft, nicht aufzuspringen und hineinzustürmen, um sie in die Arme zu ziehen. Marys Stimme drang tief und beruhigend durch den Lautsprecher, und schließlich setzte sich Alex in den Ledersessel, den Mary eine Stunde zuvor ins Haus hatte bringen lassen.
    »Vielleicht muss sie Alex einige Male wieder aus der Trance herausholen, falls sie die Hypnose so vertiefen will, dass Alex auch durchs Haus geht«, murmelte Meredith. Im Wohnzimmer hatte Alex nun die Füße hochgelegt und die Augen geschlossen. Dennoch wirkte sie extrem angespannt, und Daniels Herz krampfte sich zusammen. Sie hatte Angst, große Angst. Aber er blieb sitzen und hörte zu, wie Mary Alex anwies, sich einen friedlichen Ort vorzustellen und dort hinzugehen.
    »Und wenn ich das nicht kann?«, fragte Alex panisch. »Wenn ich keinen friedlichen Ort habe?«
    »Dann denken Sie sich einen Moment, in dem Sie sich sicher gefühlt haben«, sagte Mary. »Glücklich.« Alex nickte und seufzte, und Daniel hätte gern gewusst, was sie sich gerade vorstellte.
    Mary sprach langsam und beruhigend, um Alex immer weiter, immer gründlicher zu entspannen. »Macht ihr das oft bei Mordfällen? Hypnose von Zeugen?«, fragte Meredith.
    Daniel begriff, dass sie reden musste, um sich abzulenken, und das war ihm nur recht. »Manchmal. Meistens um neue Spuren hervorzubringen. Allerdings habe ich noch nie ausschließlich aufgrund von Erinnerungen einen Fall bearbeitet. So etwas muss immer unabhängig verifiziert werden können. Erinnerungen sind fragile Gebilde und lassen sich nur allzu leicht manipulieren.«
    »Klug«, bemerkte Meredith. Beide sahen auf den Monitor, wo Mary inzwischen dabei war, die Tiefe der Trance zu überprüfen. Alex sah zu, wie sich ihr Arm hob und oben blieb. »Alex hat schon immer an die Wirksamkeit einer Hypnose geglaubt. Das macht es für Mary leichter.« »Daniel.« Ed deutete auf den Bildschirm. »Ich glaube, Mary hat sie jetzt so weit.«
    Alex hielt beide Arme in die Luft und sah mit losgelöster Neugier von einem zum anderen. Nun befahl Mary ihr, die Arme sinken zu lassen, und sie gehorchte. »Gehen wir zur Treppe«, sagte Mary und nahm Alex an der Hand. »Ich möchte, dass Sie an den Tag zurückdenken, an dem Alicia gestorben ist.«
    »Der nächste Tag«, sagte Alex ruhig. »Es ist einen Tag später.«
    »Gut«, sagte Mary. »Es ist einen Tag später. Sagen Sie mir, was Sie sehen, Alex.«
    Alex schaffte es bis zur vierten Stufe und hielt dann an. Ihre Hände hielten das Geländer so fest umklammert, dass Daniel sogar auf dem Monitor die Knöchel weiß hervortreten sah.
    »Genau bis dort ist sie auch gestern gekommen«, murmelte er. »Ich hatte befürchtet, dass sie einen Herzanfall bekommt, so hoch war ihr Puls.«
    »Alex.« In Marys Stimme lag Autorität. »Gehen Sie weiter.« »Nein«, sagte Alex gepresst. »Ich kann nicht. Ich kann nicht.«
    »Gut. Dann sagen Sie mir, was Sie sehen.« »Nichts. Es ist dunkel.« »Wo sind Sie?« »Hier. Genau hier.« »Wollten Sie hinauf? Oder hinunter?« »Runter. Oh, Gott.« Alex' Atmung beschleunigte sich, und Mary drückte sie sanft nieder, bis sie auf der Stufe saß. Dann holte sie sie aus der Trance, nur um sie wieder hineinzuversetzen.
    Als Alex wieder unter Hypnose stand, begann Mary erneut. »Wo sind Sie?« »Hier. Diese Stufe knarrt.« »Gut. Ist es noch dunkel?« »Ja. Ich habe das Licht nicht angemacht.« »Warum nicht?«
    »Ich will nicht, dass sie mich sehen.« »Wer, Alex?«
    »Meine Mutter. Und Craig. Sie sind unten. Ich höre sie unten.«
    »Und was tun sie?«
    »Sie streiten sich. Schreien sich an.« Sie schloss die Augen. »Sie schreien.«
    »Was schreien sie?«
    »Ich hasse dich. Ich hasse dich.« Alex' Stimme war plötzlich verstörend ruhig und gleichmäßig. »Ich wünschte, du wärst tot«, murmelte Daniel im selben Moment, als Alex die Worte monoton hervorbrachte. »Sie hat geglaubt, ihre Mutter hätte das zu ihr gesagt.« »Aber sie hatte Craig gemeint«, bemerkte Meredith leise. »Wer sagt das?«, fragte Mary nun.
    »Meine Mutter. Meine Mutter.« Tränen strömten ihr nun über das Gesicht, aber ihre Miene war ausdruckslos. Puppenhaft. Eine dumpfe Vorahnung packte Daniel. »Und was sagt Craig?«, fragte Mary. »Sie hätte mit ihren knappen Shorts und dem Top darum gebettelt.

Weitere Kostenlose Bücher