Todesbraeute
sich, wieder ernst, zu Daniel um. »Du hast nichts verkehrt gemacht, Daniel. Selbst wenn du vor Jahren zur Polizei gegangen wärest, hättest du keine Beweise gehabt. Was hätten sie schon unternehmen können?« »Danke, Kumpel. Das hilft mir.« Und das tat es wirklich. »Und was hast du jetzt vor?«
»Jetzt führe ich den Hund aus. Morgen gehe ich den Spuren im Arcadia-Fall nach. Außerdem werde ich versuchen, Kontakt mit Alicia Tremaines Familie aufzunehmen. Vielleicht erinnert sich jemand an etwas. Sag Mama Papa vielen Dank für das leckere Essen.«
Dutton, Sonntag, 28. Januar, 23.30 Uhr
»Tut mir leid, dass ich nicht eher gekommen bin«, murmelte Mack, als er sich auf den kalten Boden setzte. Der Marmor in seinem Rücken fühlte sich noch kälter an. Er wäre gerne am Tag gekommen, als die Sonne schien, aber er wollte kein Risiko eingehen, am Grabstein gesehen zu werden. Niemand sollte wissen, dass er wieder da war, denn dann würde alles herauskommen, und dazu war er noch nicht bereit.
Dennoch hatte er wenigstens einen Besuch machen müssen. Er schuldete ihr so viel mehr, als er ihr hatte geben können. Was sie betraf, hatte er beinahe in jeder Hinsicht versagt. Sie war gestorben, ohne dass er an ihrer Seite gewesen war. Und dies machte ihn noch immer unglaublich wütend.
Zum letzten Mal war er vor dreieinhalb Jahren hier gewesen, an einem heißen Sommertag. Er hatte Fußfesseln getragen und einen Anzug, der nicht passte. An ihrem Sterbebett hatte er nicht sitzen dürfen, aber man hatte ihm erlaubt, zu ihrer Beerdigung zu kommen. »Ein verdammter Nachmittag«, sagte er leise. »Und verdammt noch mal viel zu spät.«
Man hatte ihm alles genommen: Seine Wohnung, das Familienunternehmen, seine Freiheit und sogar seine Mutter, und alles, was er dafür bekommen hatte, war ein einziger, verdammter kurzer Nachmittag gewesen. Zu spät, um etwas anderes zu tun, als in seinem Zorn zu schmoren und Rache zu schwören.
Auf der anderen Seite des Grabes hatte seine Schwägerin gestanden und geweint, ihren einen Sohn an der Hand, den anderen auf der Hüfte. Bei dem Gedanken an Annette verspannte sich sein Kiefer. Sie hatte sich in den letzten Tagen um seine Mutter gekümmert, während er wie ein Tier eingesperrt gewesen war, und dafür würde er ihr ewig dankbar sein. Aber seit Jahren hütete die Frau seines Bruders Jared ein Geheimnis, das diejenigen vernichten würde, die seine Familie vernichtet hatten. Seit Jahren kannte Annette die Wahrheit und hatte nie ein einziges Wort gesagt. Er erinnerte sich noch lebhaft an den Wutanfall, der ihn übermannt hatte, als er vor neun Tagen die Tagebücher gefunden und gelesen hatte. Oh, sie hatte sie sorgfältig versteckt, aber nicht sorgfältig genug. Zuerst hatte er vor allem Hass empfunden und sie auf seine Racheliste gesetzt. Aber sie hatte viel für seine Mutter getan, und wenn er in den vier Jahren hinter Gittern eines gelernt hatte, dann, dass Loyalität von unschätzbarem Wert war und sich gute Taten rentierten. Daher hatte er Annette verschont, so dass sie ihr elendes kleines Leben in dem elenden kleinen Haus weiterführen durfte.
Im Übrigen musste sie sich um seine Neffen kümmern. Ihr Familienname würde wenigstens durch die Nachkommen seines Bruders erhalten bleiben.
Und sein eigener Name würde bald unauslöschlich mit Mord und Rache verbunden sein.
Er würde sich rächen und dann verschwinden. Das hatte er im Gefängnis gelernt - wie man verschwand. Es war nicht mehr ganz so einfach, wie es früher gewesen war, aber möglich, wenn man die richtigen Kontakte und ausreichend Geduld besaß.
Geduld. Die allerwichtigste Fähigkeit, die er sich im Gefängnis angeeignet hatte. Wenn man sich Zeit ließ und warten konnte, fielen einem die Lösungen für alle Probleme in den Schoß. Mack hatte sich vier lange Jahre Zeit gelassen.
Er hatte die Geschehnisse in Dutton durch die Zeitungen verfolgt, Pläne geschmiedet, gelesen und Informationen gesammelt. Er hatte Körper und Geist gestählt. Und all diese Jahre hatte unter der Oberfläche der Zorn gebrodelt. Als er vor ungefähr einem Monat als freier Mann durch die Gefängnistore gegangen war, hatte er mehr über Dutton gewusst als jeder Bürger dieser Stadt, aber er hatte noch immer nicht gewusst, wie er diejenigen bestrafen konnte, die sein Leben ruiniert hatten. Eine Kugel in den Kopf war zu schnell und zu gnädig. Er wollte eine schmerzhaftere Methode, etwas, das länger dauerte, und so hatte er sich noch ein
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