Todesbraeute
Bild auf seinem Schreibtisch in die Hand und betrachtete die lächelnden Gesichter seiner Frau und seiner zwei Kinder. Jetzt war er erwachsen. Und hatte viel zu viel zu verlieren.
Wenn einer von ihnen einbricht, wenn einer etwas sagt ... Er stieß sich vom Tisch ab, hastete ins Bad und übergab sich.
Dann richtete er sich auf und riss sich zusammen. Er würde den Tag überstehen.
Atlanta, Montag, 29. Januar, 7.55 Uhr
»Hier. Sie sehen aus, als hätten Sie es nötig.« Daniel roch den Kaffeeduft und sah auf, als sich Chase Wharton auf seiner Tischkante niederließ. »Danke. Ich suche seit einer Stunde in der Vermisstenkartei und sehe schon doppelt.« Er nahm einen Schluck und verzog das Gesicht, als das bittere Gebräu durch seine Speiseröhre floss. »Danke«, wiederholte er weit weniger aufrichtig, und sein Chef lachte leise.
»Tut mir leid. Ich habe gerade frischen gemacht, und der Rest in der Kanne musste weg.« Chase blickte auf den Stapel Ausdrucke. »Kein Glück bisher?« »Nein. Ihre Fingerabdrücke sind nicht drin. Sie ist seit zwei Tagen tot, aber sie kann schon vorher verschwunden sein. Ich bin zwei Monate zurückgegangen, aber es ist keine dabei, deren Profil passt.«
»Vielleicht stammt sie nicht aus der Gegend, Daniel.« »Ja, ich weiß. Leigh fordert die Karteien der Polizeistellen in einem Umkreis von fünfzig Meilen an.« Aber bisher hatte auch ihre Assistentin nichts gefunden. »Ich hoffe, dass sie wirklich erst vor zwei Tagen verschwunden ist und sie deshalb noch nicht als vermisst gemeldet wurde, weil es Wochenende war. Vielleicht ruft heute jemand an, wenn sie nicht zur Arbeit erscheint.«
»Ja, drücken wir die Daumen. Was steht heute an? Werden wir mehr über sie herausfinden?«
»Ja, um sechs heute Abend. Bis dahin wird Dr. Berg die Autopsie durchgeführt und die Spurensicherung die Arbeit am Fundort beendet haben.« Er holte tief Luft. »Aber wir haben ein anderes Problem.« Unter dem Stapel lagen drei gefaxte Seiten, die heute Morgen im Gerät auf ihn gewartet hatten. Er zog sie hervor.
Chase' Miene verfinsterte sich. »Verdammt und zugenäht. Wer hat das Foto gemacht? Welche Zeitung ist das?« »Der Kerl, der das Foto gemacht hat, ist auch der Verfasser des Artikels. Er heißt Jim Woolf, und ihm gehört die Dutton Review. Das ist die Schlagzeile von heute.« Chase sah überrascht auf. »Dutton? Ich dachte, das Opfer sei in Arcadia gefunden worden.«
»Ja, das stimmt auch. Aber Sie sollten sich setzen. Es kann ein paar Minuten dauern.«
Chase setzte sich. »Also gut. Was geht hier vor, Daniel? Wer hat Ihnen das Fax geschickt?«
»Der Sheriff von Arcadia. Er hat die Zeitung gesehen, als er sich heute Morgen auf der Fahrt zur Arbeit einen Kaffee besorgt hat. Er hat mich um sechs Uhr angerufen, um es mir mitzuteilen, und dann diese Seiten gefaxt. Aus dem Blickwinkel des Fotos zu schließen, muss Jim Woolf im Baum gesessen und uns beobachtet haben.« Daniel musterte das körnige Foto und spürte erneut Ärger aufflammen. »Woolf hat natürlich all die Einzelheiten reingebracht, die ich zurückgehalten hätte: die gebrochenen Knochen, die braune Decke. Er hat nicht einmal genug Zurückhaltung bewiesen, um zu warten, bis der Leichensack zugezogen wurde. Zum Glück steht Malcolm halb davor.« Nur ihre Füße waren zu sehen.
Chase nickte grimmig. »Wie zum Teufel ist er durch unsere Absperrung gekommen?«
»Gar nicht, glaube ich. Er hätte nie im Leben auf diesen Baum klettern können, ohne dass wir ihn gesehen hätten.« »Also muss er da gewesen sein, bevor wir gekommen sind.« Daniel nickte. »Was wiederum bedeutet, dass er mindestens einen Tipp bekommen hat. Im schlimmsten Fall hat er den Fundort kontaminiert, bevor wir eingetroffen sind.«
»Wer hat die Tote gemeldet? Zuerst, meine ich?« »Ein Fahrradfahrer. Teilnehmer des Rennens. Er hat erzählt, er sei nicht einmal abgestiegen, um die Polizei zu rufen. Ich habe bereits eine richterliche Verfügung beantragt, um mir seinen Verbindungsnachweis anzusehen.«
»Geier«, murmelte Chase. »Rufen Sie diesen Woolf an. Ich will wissen, von wem er die Information bekommen hat.« »Ich habe ihn heute Morgen schon viermal angerufen, aber noch keine Antwort bekommen. Ich fahre nachher nach Dutton, um ihn zu befragen, aber ich wette, er beruft sich auf Quellenschutz und sagt kein Wort.«
»Wahrscheinlich. Verdammt.« Chase fasste das Fax so angewidert an, als handelte es sich um ein totes Insekt. »Immerhin könnte Woolf sie auch
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