Todesbraeute
den Stapel, fand Alicias Foto und reichte es Luke, der sichtlich zusammenfuhr.
»O Gott. Sie ist es.« Entsetzt sah er zu Daniel auf. »Wer ist der Mann?«
Daniel schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht.« Lukes Augen funkelten wütend. »Das ist doch krank, Daniel. Woher hast du diese Fotos?« »Von meiner Mutter«, sagte Daniel verbittert. Luke machte den Mund auf und schloss ihn wieder. »Von deiner Mutter«, wiederholte er ungläubig. Daniel ließ sich erschöpft auf die Couch fallen. »Meine Mutter hat mir diese Fotos hinterlassen, als ...« Luke hielt die Hand hoch. »Moment. Fotos? Plural? Was ist da noch im Umschlag?«
»Noch mehr Fotos dieser Art. Verschiedene Mädchen. Verschiedene Männer.« »Sie sieht aus, als stünde sie unter Drogen.« »Ja. Alle. Keine ist bei Bewusstsein. Es sind insgesamt fünfzehn. Die Bilder, die eindeutig aus Zeitschriften ausgeschnitten sind, nicht mitgezählt.«
»Fünfzehn«, murmelte Luke. »Okay, jetzt erzähl, wieso deine Mutter dir solche Fotos gibt.«
»Geben ist nicht das richtige Wort. Sie hat sie mir hinterlassen. Mein Vater hatte sie ursprünglich und ...« Als Luke ihn verständnislos ansah, seufzte Daniel. »Vielleicht sollte ich es von Anfang an erzählen.« »Das wäre wohl das Beste.«
»Einiges wusste ich. Einiges wusste meine Schwester. Aber wir haben erst vergangene Woche darüber gesprochen und die Puzzleteile zusammengesetzt. Nach Simons Tod.« »Deine Schwester weiß auch davon?« Daniel dachte an den hoffnungslosen Blick in Susannahs Augen. »Ja.« Sie wusste weit mehr, als sie ihm gesagt hatte, dessen war sich Daniel sicher. Und er war sich außerdem sicher, dass Simon ihr etwas angetan hatte. Er konnte nur hoffen, dass sie es ihm irgendwann erzählte. »Wer sonst noch?«
»Die Polizei von Philadelphia. Ich habe Detective Ciccotelli Abzüge der Fotos gegeben. Ich dachte, sie würden mit seinem Fall zusammenhängen.« Daniel stützte die Ellenbogen auf die Knie und blickte auf Alicia Tremaines Foto. »Die Fotos haben Simon gehört. Ob er sie von jemand anderem bekommen hat, weiß ich nicht. Er hatte sie jedenfalls schon vor seinem Tod.« Er warf Luke einen Blick zu. »Seinem ersten Tod.«
»Vor zwölf Jahren«, präzisierte Luke, dann zuckte er die Achseln. »Mama hat es in der Zeitung gelesen.« Daniel presste die Lippen zusammen. »Mama, Papa und Millionen ihrer besten Freundinnen. Aber im Grunde ist es jetzt egal. Jedenfalls fand mein Vater die Bilder, setzte Simon vor die Tür und sagte ihm, dass er ihn anzeigen würde, sollte er sich je wieder blicken lassen. Simon war gerade achtzehn geworden.«
»Dein Vater. Der Richter. Er hat Simon einfach davonkommen lassen.«
»Ja, der gute, alte Dad. Er hatte Angst, dass er seine Kandidatur für den Senat zurückziehen müsste, falls die Sache mit den Fotos publik würde.« »Aber die Fotos hat er behalten. Warum?« »Es war seine Rückversicherung. Solange er die Fotos hatte, konnte er Simon erpressen, sich von ihm fernzuhalten. Ein paar Tage später erzählte er meiner Mutter, er habe einen Anruf erhalten. Simon sei bei einem Autounfall in Mexiko umgekommen. Dad flog runter, brachte die Leiche heim und ließ sie im Familiengrab beisetzen.« »Wo tatsächlich ein nicht identifizierter Mann lag, beinahe dreißig Zentimeter kleiner, als Simon gewesen war. Autsch.« Luke zuckte wieder die Achseln. »Komm, das war ein guter Artikel. Viele interessante Einzelheiten. Aber wie auch immer. Wie ist deine Mutter an die Fotos gekommen?« »Vor elf Jahren, kurz nachdem Simon >gestorben< war, entdeckte Mutter sie durch Zufall in Vaters Safe. Die Fotos und einige Zeichnungen, die Simon nach den Fotovorlagen angefertigt hatte. Meine Mutter weinte nicht oft, aber damals tat sie es ... und ich ertappte sie dabei.« »Und du hast diese Bilder ebenfalls gesehen.« »Nur flüchtig. Es reichte allerdings, um in mir den Verdacht zu wecken, dass einige der Bilder nicht nur gestellt waren. Aber dann kehrte mein Vater zurück - und tobte! Er musste zugeben, dass er schon seit einem Jahr davon wusste. Ich verlangte, dass wir sie der Polizei übergaben, aber er weigerte sich. Das würde dem Familiennamen schaden, und Simon sei doch ohnehin tot, was hätte es also gebracht?«
Luke blickte finster auf den Umschlag. »Was es gebracht hätte? Tja, den Opfern vermutlich verdammt viel.« »Natürlich. Aber als ich darauf bestand, zur Polizei zu gehen, gab es fürchterlichen Streit.« Daniel ballte die Fäuste.
»Ich war so
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