Todesbraeute
selbst dort abgelegt haben.«
»Ja, natürlich, aber das bezweifle ich. Ich bin mit Jim zur Schule gegangen und kenne seine Familie. Er und seine Brüder waren immer stille, nette Burschen.« Chase schnaubte. »Wir können wohl behaupten, dass er sich verändert hat.«
Daniel seufzte. Hatten sie das nicht alle? Dutton schien etwas an sich zu haben, das das Schlimmste in den Menschen hervorbrachte. »So sieht's aus.«
Chase hielt die Hand hoch. »Aber Moment. Ich weiß immer noch nicht, wieso das in Dutton überhaupt eine Schlagzeile wert ist. Das Verbrechen ist in Arcadia geschehen - warum also einen Tipp an diese Zeitung?« »Das Opfer von gestern wurde in einem Straßengraben gefunden. Eingewickelt in eine braune Decke. Ein ähnliches Verbrechen geschah vor dreizehn Jahren in Dutton.« Daniel zeigte ihm den Artikel über den Mord an Alicia. Tremaine. »Ihr Mörder sitzt lebenslänglich im Macon State.«
Chase verzog das Gesicht. »Gott, ich hasse Nachahmer.« »Die Originaltäter gefallen mir auch nicht besser. Jedenfalls glaube ich, dass jemand die Leiche vor dem Radfahrer gesehen, sich an den Tremaine-Fall erinnert und die Story an Jim Woolf weitergegeben hat. Ich habe mit der Rennleitung gesprochen, um den Zeitpunkt einzugrenzen, an dem die Leiche dort deponiert worden ist, und einer sagte, er sei den Kurs am Samstag abgefahren und habe dabei nichts bemerkt. Ich bin geneigt, ihm zu glauben, denn der Kerl hatte Brillengläser, dick wie Flaschenböden.« »Es könnten noch andere die Strecke vorher abgefahren sein. Haken Sie nach.« Chase runzelte die Stirn. »Aber was hat es mit diesem Tremaine-Fall auf sich? Es gefällt mir nicht, wenn Sie an einem Fall arbeiten, der eine Verbindung zu Dutton hat. Nicht im Augenblick.« Daniel hatte auf diesen Einwand gewartet. Dennoch wurden seine Handflächen feucht. »Simon hat diese Frau nicht umbringen können, Chase. Es besteht kein Interessenkonflikt.«
Chase verdrehte die Augen. »Daniel. Ich bin nicht blöd. Aber ich weiß ganz genau, dass die Verbindung der Namen Dutton und Vartanian meine Chefs nervös macht.« »Nicht mein Problem. Ich habe nichts Unrechtes getan.«
Und eines Tages würde er das sicherlich auch glauben können. Heute reichte es, wenn Chase es glaubte. »Also gut. Aber sobald Sie etwas von einem bösen Vartanian munkeln hören, lassen Sie alles stehen und liegen, ist das klar?«
Daniel grinste gequält. »Okay.« »Was haben Sie jetzt vor?«
»Die Frau identifizieren.« Er tippte auf das Foto des Opfers. »Anschließend will ich zu Woolf fahren, ihn ausquetschen und dann ... über den Tremaine-Fall Erkundigungen einziehen. Ich habe dem Sheriff von Dutton Nachrichten hinterlassen und die Akte angefordert. Vielleicht steht etwas drin, was mir weiterhelfen kann.«
3. Kapitel
Atlanta, Montag, 29. Januar, 8.45 Uhr
Alex blieb einen Moment lang vor dem Büro der Ermittlungsabteilung des GBI stehen und betete stumm, dass sich Agent Daniel Vartanian entgegenkommender verhalten würde, als Duttons Sheriff Loomis es getan hatte. »Versuchen Sie es in Peachtree und Pine«, hatte Loomis sie angefahren, als sie am Sonntag zum fünften Mal in seinem Büro angerufen hatte, um etwas über Bailey herauszufinden. Sie hatte im Internet nachgeforscht und herausgefunden, dass mit Peachtree und Pine ein Bezirk um die Peachtree und Pine Street gemeint war, in dem sich viele Obdachlosenasyle befanden. Falls sie sich irrte - Lieber Gott, bitte mach, dass ich mich irre - und das Opfer nicht Bailey war, dann würde diese Adresse ihre nächste Anlaufstelle sein.
Aber Alex hatte genug erlebt, um realistisch zu sein. Die Möglichkeit, dass es sich bei dem Opfer um Bailey handelte, war nicht gering. Und dass sie offenbar genauso getötet worden war wie Alicia ...
Ein Schauder lief ihr den Rücken hinab, und sie atmete tief durch, um sich wieder zu fangen. Konzentrier dich auf die Stille. Setz dich durch.
Wenigstens ihre Kleider gaben ihr Selbstbewusstsein. Sie trug das schwarze Kostüm, das sie für alle Fälle mitgebracht hatte. Es war möglich, dass sie vor Gericht erscheinen musste, um die Vormundschaft für Hope zu beantragen. Und es war möglich, dass Bailey gefunden wurde.
Sie hatte das Kostüm schon zu einigen Beerdigungen getragen. Sie hoffte inständig, dass es keine weitere geben würde.
Sie holte wieder tief Luft, straffte die Schultern und öffnete die Tür.
Das Namensschildchen am Empfang besagte, dass die Blonde hinter dem Tisch Leigh Smithson
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