Todesbraeute
neusten Stand und bat ihn um sein Kommen. Schließlich schob er das Handy wieder in die Tasche.
»Ich dachte, du und Chase hättet die Mühle durchsuchen lassen«, sagte sie.
»Die neue, ja. Ich habe aber die alten Gebäude ganz vergessen. Ich war seit meiner Kindheit nicht mehr da. Es handelte sich schon damals nur um einen Haufen Schutt.« Ein Muskel in seinem Kiefer zuckte. »Bitte bleib im Wagen, wenn wir da sind. Und duck dich.« Er sah sie scharf an. »Versprich es mir.« »Ich verspreche es.«
Freitag, 2. Februar, 15.15 Uhr
»Das war's.« Im Schutz der Bäume steckte Loomis sein Handy weg. »Er kommt.« Als hätte es je daran Zweifel gegeben. »Gut.« »Und jetzt lass mich gehen. Ich sammle Bailey und dieses Mädchen auf und bringe sie ins Krankenhaus.« »Nein. Ich brauche Sie hier. Oder besser ein Stück weiter entfernt.« Er winkte mit seiner Pistole. »Raus aus der Deckung.«
Loomis schien schockiert. »Warum?« »Weil selbst Judas zum letzten Abendmahl auftauchte.« Begreifen und Schock malten sich auf Loomis' Gesicht ab. »Du wirst Daniel umbringen.«
»Ich wahrscheinlich nicht.« Er zuckte die Achseln. »Sie haben Vartanian angerufen. Falls Sie nicht hier sind, wenn er eintrifft, verschwindet er wieder, und mir ist der ganze Spaß verdorben. Also vorwärts.«
»Aber Mansfield wird mich sehen«, sagte Loomis. Der Unglaube ließ seine Stimme ansteigen.
»Eben.«
»Und dann erschießt er mich.« »Eben.« Mack lächelte.
»Und Daniel auch. Du hast die ganze Zeit vorgehabt, ihn zu töten.«
»Und da hat Sie jeder für einen minderbemittelten Hinterwäldler gehalten. Vorwärts.« Er wartete, bis Loomis ein paar Schritte gegangen war, dann drehte er seinen Schalldämpfer fest. »Und um sicherzustellen, dass Sie nicht irgendeine Dummheit begehen und vielleicht wegrennen ...« Er jagte Loomis eine Kugel ins Bein. Der Sheriff sank mit einem Schmerzensschrei zu Boden. »Steh auf«, sagte er kalt. »Wenn du Vartanians Wagen siehst, gehst du hin.«
Freitag, 2. Februar, 15.30 Uhr
»Wir müssen los.« Der Captain des kleinen Bootes suchte nervös das Ufer ab. »Ich kann nicht mehr länger auf deinen Boss warten. Nicht mit so einer Ladung.« Mansfield versuchte es noch einmal über Handy, bekam aber wieder keine Antwort. »Er wollte sich um diejenigen kümmern, die nicht mehr reisefähig sind. Ich gehe ihn suchen.« Er sprang auf den Steg.
»Sag ihm, dass ich noch genau fünf Minuten warte, dann bin ich weg.«
Mansfield drehte sich um und maß den Mann mit einem kalten Blick. »Du wartest, bis wir hier sind.« Der Captain schüttelte den Kopf. »Von dir nehme ich keine Befehle entgegen. Du verschwendest nur Zeit.« Er hatte recht. Niemand nahm von Mansfield Befehle entgegen. Nicht mehr. Und das dank Daniel Vartanian, diesem verdammten aufrechten, selbstzufriedenen Gutmenschen. Und diesem Mistkerl, der die ganze Geschichte ins Rollen gebracht hatte und den Vartanian schon längst hätte gefasst haben müssen. Aber er war noch nicht geschnappt worden, weil Daniel ein Versager war wie alle anderen auch. Mit zusammengebissenen Zähnen schob er die schwere Tür zur Seite und ging den Flur entlang. Stirnrunzelnd betrachtete er die toten Mädchen. Was für eine Verschwendung. Mit ein bisschen Zeit hätte man sie wieder aufpäppeln und verkaufen können. Nun waren sie nutzlos. Seine Schritte wurden langsamer, als er die Zelle erreichte, in der der Kaplan gewesen war. Die Tür stand offen, und auf der Schwelle lag eine Gestalt, aber etwas stimmte nicht. Er zog seine Waffe und bewegte sich lautlos voran. Verdammt. Es war einer von Harvards Security-Leuten, nicht der Geistliche, der es hätte sein sollen. Mansfield rollte ihn auf den Rücken und verzog das Gesicht. Der Mann war regelrecht aufgeschlitzt worden.
Mansfield wischte sich die blutigen Hände an der Hose des toten Mannes ab und sah in den nächsten Raum. Die Zelle war leer. Bailey war fort. Er rannte los, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er um die Ecke gebogen war und beinahe über eine Gestalt am Boden gefallen wäre. Mansfield ließ sich auf die Knie sinken und überprüfte den Puls des Mannes. Harvard lebte.
»Das Boot legt in fünf Minuten ab. Steh auf.« Mansfield versuchte, ihn hochzuziehen, aber der andere stieß seine Hand weg.
»Bailey ist entwischt.« Harvard hob den Kopf und sah mit glasigen Augen zu ihm auf. »Wo ist Beardsley?« »Weg.«
»Verdammt. Aber sie kommen nicht weit. Beardsley hat ein Loch im Bauch, und
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