Todesbraeute
Rücken. Seine Haltung verriet, dass er die Umgebung musterte.
Mansfield war ein Mörder und lief frei herum. Ein Schauder rann ihr über den Rücken. Aber wahrscheinlich war es nur das Haus, das ihr Unbehagen einflößte. Dennoch war sie, wie sie Daniel bereits mehrfach gesagt hatte, nicht dumm. Sie blickte auf seinen Autoschlüssel in ihrer Hand und wusste, was sie zu tun hatte. »Darf ich mich wieder umdrehen?«, fragte Luke. »Nein.« Alex öffnete Daniels Kofferraum, holte ihre Waffe heraus und schob sie ungelenk in ihren Hosenbund. Aber als sie den Deckel wieder zuklappte, fühlte sie sich nicht sicherer. »Jetzt.«
Luke tat es und bedachte sie mit einem bedeutungsvollen Blick. »Halt die Augen offen, wenn du sie benutzt. Und es tut mir leid wegen deiner Stiefschwester«, setzte er ruhig hinzu. »Daniel ist untröstlich, glaub's mir.«
»Ja, das weiß ich.« Und das entsprach der Wahrheit. Daniel hatte nicht anders handeln können, denn er hatte nur seine Arbeit getan. Doch Bailey war die Leidtragende. Niemand kann in diesem Spiel gewinnen. Ihr blieb eine ausführlichere Antwort erspart, als Daniel und Susannah aus dem Haus kamen. Sie gab ihm seinen Schlüssel, und er schloss die Haustür ab.
»Fahren wir zurück«, sagte Daniel tonlos, und Alex fragte sich, worüber die beiden gesprochen hatten - und worüber nicht.
Freitag, 2. Februar, 15.00 Uhr
Erstarrt wartete Bailey, dass Loomis auf sie schoss. Ihr Herz hämmerte viel zu laut. Fast hätten sie es geschafft. Sie wären fast frei gewesen ... Das Mädchen neben ihr hatte zu weinen begonnen.
Doch dann legte Loomis plötzlich zu ihrem maßlosen Erstaunen den Finger auf die Lippen. »An der Baumreihe entlang«, flüsterte er. »Dahinter ist die Straße.« Er zeigte auf das Mädchen. »Wie viele sind noch drin?« Bailey kniff die Augen zu. Alle tot. »Keins mehr. Er hat sie alle umgebracht.«
Loomis schluckte. »Lauft. Ich hole meinen Wagen und sammle euch an der Straße auf.«
Bailey hielt die Hand des Mädchens fest. »Komm«, flüsterte sie. »Nur noch ein bisschen.«
Das Mädchen weinte noch immer leise, aber Bailey erlaubte sich kein Mitleid. Sie durfte nichts fühlen. Sie musste einfach nur weitergehen.
Nun, das war doch mal interessant, dachte Mack, als Loomis dem Mädchen und Bailey den Weg in die Freiheit zeigte. Der Mann tat tatsächlich seine Arbeit. Zum ersten Mal in seiner Karriere diente und schützte Frank Loomis wahrhaftig. Er wartete, bis Loomis ein paar Schritte gegangen war, und verstellte ihm dann den Weg. Loomis' Blick hob sich. Nur mildes Erstaunen zeigte sich darin, als er sein Gegenüber erkannte. »Mack O'Brien«, sagte er langsam. »Man darf wohl als gesichert betrachten, dass du nicht mehr im Gefängnis bist.« »Nö«, erwiderte Mack fröhlich. »Nach einem Drittel der Strafe auf Bewährung frei.« »Du warst es also.«
Sein Lächeln war sehr zufrieden. »Ich war es. Geben Sie mir Ihre Waffen, Sheriff. Oh, Moment mal, Sie sind ja gar kein Sheriff mehr.«
Loomis' Lippen bildeten eine dünne Linie. »Ich bin nicht verurteilt worden. Gegen mein Büro läuft eine Ermittlung.«
»Seit wann macht das in dieser Stadt einen Unterschied? Die Waffen«, wiederholte er. »Oder ich knalle Sie ab.« »Das tust du doch sowieso.«
»Vielleicht. Vielleicht können Sie mir aber auch helfen.« Loomis' Augen verengten sich. »Und wie?« »Ich will, dass Vartanian herkommt. Ich will, dass er alles mit eigenen Augen sieht und sie in flagranti ertappt. Wenn Sie ihm das plus Bailey liefern, könnte sich das positiv auf Ihr Verfahren auswirken. Ich meine, die Ermittlungen.« »Das ist alles, was ich tun muss? Daniel herrufen?« »Das ist alles.«
»Und wenn ich mich weigere?«
Mack deutete auf Bailey, die sich mit dem Mädchen in der Ferne einen Weg durch den Wald bahnte. »Ich schlage Alarm, und das Mädchen stirbt.«
Loomis' Blick war angewidert. »Du bist ein Dreckskerl.« »Oh, danke.«
Dutton, Freitag, 2. Februar, 15.10 Uhr
»Was machen die Kopfschmerzen?«, fragte Daniel. »Ich habe das Zeug gerade noch rechtzeitig genommen. Es geht ganz gut«, antwortete Alex, blickte jedoch durch die Windschutzscheibe auf Duttons Main Street. Sie hätte sich bei ihm entschuldigen müssen, sie wusste es. Sie hatte ihn gekränkt, obwohl er nur seine Arbeit getan hatte. Aber, verdammt, sie war so wütend. Und hilflos, was sie noch wütender machte. Und da sie weder ihrer Stimme noch ihrem Temperament wirklich trauen konnte, hielt sie
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