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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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und meiner Cousine«, sagte Alex schnell. »Aber es geht ihr nicht gut. Sie hat noch kein Wort gesprochen, seit ich sie am Samstag abgeholt habe.«
    Schwester Anne sah sie verdattert an. »Das klingt aber wirklich nicht gut. Erzählen Sie mir, was passiert ist.« Alex tat es, und Schwester Anne begann, den Kopf zu schütteln. »Niemals würde Bailey ihre Tochter einfach so zurücklassen. Hope bedeutet ihr alles.« Sie seufzte. »Hope hat ihr das Leben gerettet.«
    »Bailey war also hier Stammgast, bevor sie clean wurde?«, fragte Daniel.
    »O ja. Hier und in der Methadon-Klinik ein Stück die Straße hinauf. Ich sehe seit dreißig Jahren die Junkies kommen und gehen. Ich weiß, wer es schafft und wer nicht. Bailey hätte es geschafft. Wird es schaffen. Jede Woche herzukommen und zu arbeiten, war ihre Methode, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, dass sie nicht als Hilfesuchende zurückkehren wollte. Sie war dabei, für sich und ihre Tochter eine Existenz aufzubauen. Ich bin mir ganz sicher, dass sie Hope niemals im Stich gelassen hätte.« Sie biss sich auf die Lippe, schien nachzudenken. »Haben Sie mit ihrem Vater gesprochen?« »Hopes Vater?«, fragte Alex zögernd. »Nein.« Schwester Anne sah Alex prüfend an. »Baileys Vater.«
    Daniel spürte, dass sich etwas in Alex' Haltung veränderte, und das lag nicht nur an der Tatsache, dass sie sich plötzlich versteifte.
    »Alex?«, murmelte er hinter ihr. »Alles in Ordnung?« Ein knappes Nicken.
    »Nein. Ich habe nicht mit ihm gesprochen.« Ihre Worte klangen kühl und kontrolliert, aber Daniel wusste bereits, dass sie in diesen Tonfall verfiel, wenn sie Angst hatte. »Wissen Sie, wo er sich aufhält?«
    Schwester Anne stieß einen langen Seufzer aus. »Irgendwo und nirgends. Bailey hat nie die Hoffnung aufgegeben, dass er irgendwann nach Hause kommen würde. Ich weiß, dass sie viele Stunden lang in jeder Ecke dieser Stadt nach ihm gesucht hat.« Sie warf Alex einen Seitenblick zu. »Sie wohnt nur deshalb noch in diesem Haus in Dutton, weil sie hofft, dass er wiederkommt.«
    Alex schien nun vollkommen zu erstarren, und endlich gab Daniel dem Bedürfnis, sie zu berühren, nach. Er hatte dagegen angekämpft, seit sie sich im Wohnzimmer in die Augen gesehen hatten, aber nun musste er sie wissen lassen, dass er bei ihr war und sie sich nicht zu fürchten brauchte. Also legte er ihr beide Hände auf die Schultern und zog sanft, bis sie an seiner Brust lehnte. »Ich hasse dieses Haus«, flüsterte sie. »Ich weiß«, erwiderte er ebenso leise. Und das entsprach der Wahrheit. Er wusste, was in »diesem Haus« geschehen war. In den Zeitungsartikeln, die Luke ihm heruntergeladen hatte, hatte er gelesen, dass sich Alex' Mutter am Tag, an dem man Alicia tot im Graben gefunden hatte, eine .38 an den Kopf gehalten und abgedrückt hatte. Alex hatte ihre Mutter in diesem Haus gefunden.
    Schwester Anne musterte Alex eindringlich. »Bailey verabscheut das Haus auch, meine Liebe. Aber sie bleibt, weil sie hofft, dass ihr Vater zurückkommt.« Alex zitterte jetzt, und Daniel verstärkte den Druck seiner Hände auf ihren Schultern. »Ist er denn jemals zurückgekommen?«
    »Nein. Zumindest hat sie es mir nicht erzählt.« Alex rückte ein Stück von ihm ab. »Vielen Dank, Schwester. Würden Sie mich anrufen, wenn Sie irgendetwas hören?« Sie riss eine Ecke des Ausdrucks von Baileys Führerschein ab und schrieb ihren Namen und ihre Telefonnummer auf. »Und denken Sie, Sie könnten einmal mit Hope sprechen? Es ist uns bisher nicht gelungen, zu ihr durchzudringen.«
    Schwester Annes Lächeln war mitfühlend und traurig. »Nichts täte ich lieber. Aber ich fahre kein Auto mehr, deswegen ist es nicht leicht für mich, nach Dutton zu gelangen.«
    »Wir bringen sie zu Ihnen«, sagte Daniel, und Alex drehte sich zu ihm um und sah ihn überrascht an. »Wenn die Gegend nicht sicher ist«, murmelte er defensiv, »dann für ein Kind noch weniger.«
    »Für Bailey und Hope aber durchaus«, protestierte sie. »Bailey kennt sich hier aus. Sie nicht. Wann würde es Ihnen passen, Schwester?« »Wann immer Sie wollen. Ich bin hier.« »Dann würde ich sagen, wir kommen morgen Abend.« Daniel drückte noch einmal Alex' Schultern. »Gehen wir.« Sie waren an der Tür angelangt, als eine junge Frau sie aufhielt. Sie konnte nicht älter als zwanzig Jahre sein, aber wie bei allen Frauen hier wirkten ihre Augen sehr viel abgeklärter. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Jemand hat Sie in der Küche

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