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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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reden hören. Stimmt es, dass Sie Krankenschwester sind?«
    Daniel spürte eine Veränderung in Alex. Sie schob ihre Angst beiseite und war augenblicklich ganz bei dieser Frau, die vor ihr stand. Sie nickte. »Sind Sie krank?« »Nein, aber meine Tochter.« Die junge Frau deutete in einen Raum voller Liegen und Pritschen. Auf einer lag ein Mädchen, das sich ganz klein gemacht hatte. »Sie hat irgendeinen Ausschlag am Fuß. Ich war den ganzen Tag in der Klinik, aber wenn man nicht bis sechs Uhr hier ist, sind alle Betten belegt.«
    Alex legte der Frau eine Hand auf den Rücken. »Sehen wir sie uns mal an.« Daniel folgte ihnen neugierig. »Wie heißen Sie?«, fragte Alex die Frau. »Sarah. Sarah Jenkins. Das ist Tamara.« Alex lächelte das Mädchen an, das vier oder fünf Jahre alt sein mochte. »Hallo, Tamara. Darf ich mir mal deinen Fuß ansehen?« Sanft, aber effizient untersuchte sie das Kind. »Nichts Ernstes«, sagte sie schließlich, und die Mutter entspannte sich. »Borkenflechte. Wahrscheinlich hat es mit einem kleinen Schnitt oder Kratzer begonnen. Hat sie vor kurzem eine Tetanus-S-P-R-I-T-Z-E bekommen?« Tamara riss entsetzt die Augen auf. »Ich muss eine Spritze kriegen?«
    Alex lächelte. »Du bist ganz schön clever, Tamara. Also, Sarah? Hatte sie eine?« Sarah nickte. »Noch vor Weihnachten.« »Dann brauchst du jetzt keine«, sagte sie an Tamara gewandt, die erleichtert wirkte.
     Alex schaute zu Schwester Anne hoch. »Haben Sie eine Wundsalbe da?« »Nur Neosporin.«
    »Das sieht ziemlich entzündet aus. Neosporin wird nicht viel helfen. Wenn ich morgen herkomme, bringe ich etwas Stärkeres mit. Bis dahin sollten Sie die Stelle säubern und bedeckt halten. Haben Sie Mull hier?« Die Nonne nickte. »Ein wenig.«
    »Dann legen Sie es ihr bitte auf. Ich bringe morgen auch noch Verbandsmaterial mit. Und nicht dran kratzen, Tamara.«
    Tamara schob die Unterlippe vor. »Aber es juckt.«
    »Ich weiß«, sagte sie sanft. »Du musst dir einfach immer sagen, dass es das nicht tut.«
    »Du meinst, ich soll lügen?«, fragte Tamara, und Alex schnitt eine Grimasse.
    »Nein. Es ist eher ein Trick. Hast du schon einmal einen Zauberer gesehen, der jemanden in einen Schrank steckt und ihn verschwinden lässt?«
    Tamara nickte. »In einem Zeichentrickfilm.«
    »So was sollst du auch tun. Stell dir vor, das Jucken kommt in den Schrank, und du drückst die Tür ganz fest zu.« Sie zeigte es mit den Händen. »Dann ist das Jucken im Schrank gefangen und nicht mehr auf deiner Haut. Ein Mädchen, das schon >Spritze< buchstabieren kann, sollte diesen Schranktrick in null Komma nichts beherrschen.«
    »Na gut, ich versuch's.«
    »Gut. Aber gib nicht gleich auf. Das Jucken will vielleicht nicht sofort in den Schrank. Du musst dich ganz fest konzentrieren.« Sie klang, als spräche sie aus Erfahrung. »Und reib dir bitte nicht die Augen. Das ist auch ganz wichtig.« »Vielen Dank«, sagte die Mutter, als Alex aufstand. »Kein Problem. Ein kluges Mädchen haben Sie da.« Dann wandte sie sich an die Nonne. »Wir kommen morgen zurück, Schwester.«
    Schwester Anne nickte. »Ich bin hier. Ich bin immer hier.«
     
    Dutton, Montag, 29. Januar, 22.00 Uhr
     
    Im Mondlicht waren die Karussellpferde noch schöner als bei Tag. Als Kind hatte er den Park geliebt. Aber er war kein Kind mehr, und die Unschuld dieser Anlage schien ihn zu verspotten, als er sich nun auf die Bank setzte. Sein Leben lief nicht mehr rund wie ein Karussell. Es war außer Kontrolle geraten und hatte die gewohnte Bahn verlassen. Die Bank, auf der er saß, wackelte und hob sich leicht, als sich der andere niederließ. »Du bist ein Idiot«, flüsterte er, ohne den Blick von den Holzpferden zu nehmen. »Es war dumm genug, heute Morgen anzurufen, aber dich hier mit mir treffen zu wollen ... Was, wenn uns jemand sieht?« »Verdammt.« Ein angstvolles Zischen. »Ich habe einen Schlüssel bekommen.«
    Er setzte sich aufrechter hin. »Einen echten?«
    »Nein. Nur ein gezeichneter Umriss. Aber es sieht aus, als stimmte er überein.«
    Das tat er. Er hatte seinen Schlüssel auf die Zeichnung gelegt. Er passte perfekt. »Also weiß jemand Bescheid.« »Wir sind am Ende.« Das Flüstern wurde schrill. Hysterisch. »Wir kommen alle ins Gefängnis. Ich will nicht ins Gefängnis.«
    Als würde das irgendeiner von ihnen wollen. Lieber sterbe ich. Aber er legte ruhige Zuversicht in seine Stimme. »Niemand geht ins Gefängnis. Es wird alles gut. Der Kerl will wahrscheinlich

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