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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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vermutlich nicht viel helfen würde, wenn Sheriff Loomis' Reaktion auf Baileys Verschwinden die Norm für diese Dienststelle war. Alex schlich in die Küche, nahm das größte Messer, das sie besaß, aus der Schublade, kroch zum Fenster und spähte hinaus. Und stieß erleichtert den Atem aus. Es war nur der Zeitungsbursche, ein junger Mann, ungefähr im Collegealter. Er füllte ein Formular aus und hatte sich eine kleine Taschenlampe zwischen die Zähne geklemmt. Als er in diesem Moment aufsah, entdeckte er sie. Vor Schreck riss er den Mund auf, und die Taschenlampe fiel klappernd auf die Holzbohlen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte er ins Fenster, bis Alex begriff, dass er das Messer gesehen hatte. Sie senkte den Arm und öffnete das Fenster einen Spaltbreit. »Sie haben mir einen höllischen Schrecken eingejagt.«
    Sein Schlucken war in der Stille hörbar. »Und Sie mir erst, Ma'am.«
    Ihre Lippen zuckten, und zögernd erwiderte er das Lächeln. »Ich habe keine Zeitung bestellt.« »Ich weiß, aber Miss Delia sagte, Sie hätten den Bungalow gemietet, und Zugezogene bekommen die Review eine Woche kostenlos.«
    Sie zog die Brauen hoch. »Ziehen denn viele Leute her?« Er grinste verlegen. »Nein, Ma'am.« Dann reichte er ihr die Zeitung und das Formular, das er ausgefüllt hatte. Sie öffnete das Fenster noch ein wenig weiter und nahm beides entgegen.
    »Danke«, flüsterte sie. »Und vergessen Sie Ihre Taschenlampe nicht.«
    Er nahm sie auf. »Willkommen in Dutton, Miss Fallon. Und einen schönen Tag.«
    Sie schloss das Fenster, als er zurück zu seinem Lieferwagen ging, um zum nächsten Haus zu fahren. Während sich ihr Herzschlag normalisierte, schlug sie die Zeitung auf und sah sich die Titelseite an.
    Und wieder begann ihr Herz zu rasen. »Janet Bowie«, murmelte sie. Alex hatte nur noch eine vage Erinnerung an den Kongressabgeordneten, aber seine Frau war in ihrem Gedächtnis noch ausgesprochen präsent. Rose Bowie und ihr sehr negatives und sehr öffentliches Urteil über den Charakter von Alex' Mutter war der Grund gewesen, weshalb sie sonntags nicht mehr in die Kirche gegangen waren. Die meisten Frauen in Dutton hatten Kathy Tremaine geschnitten, nachdem sie bei Craig Crighton eingezogen war.
    Alex rieb sich müde die Schläfen und verbannte Craig aus ihren Gedanken. Die Erinnerung an ihre Mutter ließ sich jedoch nicht so leicht verdrängen. Da waren die guten Jahre, als ihr Vater noch gelebt hatte und ihre Mutter glücklich gewesen war. Dann die schweren Jahre, als es nur sie drei gegeben hatte. Mama, Alicia und ich. Das Geld war knapp gewesen, und Mama hatte sich ständig Sorgen gemacht, aber noch hatte es Fröhlichkeit in ihren Augen gegeben. Doch als sie bei Craig eingezogen waren, war es aus gewesen mit der Fröhlichkeit.
    Die letzten Erinnerungen an ihre Mutter waren keine guten. Ihre Mutter hatte sich auf Craig eingelassen, damit sie ein Heim und genug zu essen haben würden. Und Frauen wie Rose Bowie hatten sie dafür verachtet und zum Weinen gebracht. Das war schwer zu vergeben. Alex hatte all die wispernden Klatschtanten gehasst. Sie blickte wieder auf die Schlagzeile. Wer hatte wiederum Janet Bowie so viel Hass entgegengebracht, um ihr so etwas anzutun? Und warum hatte der Mörder nach so vielen Jahren Alicias Geist heraufbeschworen?
     
    Dutton, Dienstag, 30. Januar, 5.35 Uhr
     
    Mack stieg in seinen Lieferwagen und fuhr langsam weiter. Die alte Violet Drummond kam aus dem Haus gewackelt, um ihre Zeitung wie jeden Tag persönlich entgegenzunehmen. Als sie es das erste Mal getan hatte, war er beinahe vor Schreck aus dem Hemd gesprungen, aber sie hatte ihn nicht erkannt. Er hatte sich in den Jahren, seit er Dutton verlassen hatte, stark verändert, und das in vielerlei Hinsicht. Und so war die alte Violet keine Bedrohung, sondern eine unerschöpfliche Quelle von Informationen, die sie nur allzu gerne verbreitete. Da sie außerdem mit Wanda aus dem Büro des Sheriffs befreundet war, waren ihre Informationen gewöhnlich ziemlich nützlich.
    Er reichte ihr die Zeitung durch das offene Fenster. »Morgen, Mrs. Drummond.« Sie nickte. »Morgen, Jack.«
    Mack sah über die Schulter zum Bungalow zurück. »Sie haben eine neue Nachbarin.«
    Violets Augen verengten sich. »Das Tremaine-Mädchen ist zurück.«
    »Die kenne ich nicht«, log er.
    »Das Mädchen taugt nichts. Taucht hier in der Stadt auf, und alles fängt wieder von vorn an.« Violet überflog die Titelseite, auf der Jim Woolf Janet

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