Todesbraeute
sanft. »Deine Tante Alex muss noch lernen, Spaß zu haben. Sorg dafür, dass ihr euch amüsiert, während ich weg bin.«
Hopes Kinn ruckte hoch, und ihre grauen Augen weiteten sich entsetzt. Meredith strich ihr mit dem Daumen über die Wange. »Ich komme wieder. Versprochen.« Hopes Unterlippe begann zu zittern, und Alex brach es fast das Herz. »Ich lasse dich nicht allein, Liebes«, murmelte sie. »Solange Meredith weg ist, klebe ich an dir wie Leim. Das verspreche ich dir.«
Hope schluckte und senkte ihren Blick wieder auf das Malbuch.
Alex lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, während Meredith ihre Wange auf Hopes Locken legte. »Du bist in Sicherheit, Hope.« Sie begegnete Alex' Blick. »Sag ihr das immer wieder. Sie muss es hören. Und sie muss es glauben können.«
Ich auch. Aber Alex nickte. »Das tue ich. Aber jetzt habe ich einen Haufen Dinge zu erledigen. Zuerst muss ich zum Gericht. Ich muss eine Erlaubnis beantragen, das ... Ding mitzuführen.«
»Und wie lange wird das dauern?« »Auf der Webseite steht, ein bis zwei Wochen.« »Und bis dahin?«, fragte Meredith drohend. Alex blickte auf Hopes Malbuch. Rot. Immer nur rot. »Es ist nicht verboten, es im Kofferraum aufzubewahren.« Meredith zog die Wangen ein. »Eine halbe Wahrheit ist im Grunde genommen eine Lüge, weißt du.« Alex hob das Kinn. »Ach. Rufst du jetzt die Bullen an?« Meredith verdrehte die Augen. »Du weißt genau, dass ich das nicht tue. Aber du, denn du hast es Vartanian versprochen, wenn ich das eben richtig gedeutet habe. Und nach jedem Anruf meldest du dich bei mir, verstanden?« »Schon gut.« Alex stieß sich vom Tisch ab und ging in Richtung Schlafzimmer.
»Ich muss um fünf hier weg, wenn ich meinen Flieger bekommen will«, rief Meredith hinter ihr her. »Bis dahin bin ich zurück.« Sie hatte also nur sieben Stunden, um die Erlaubnis zu beantragen und anschließend mit allen Leuten zu sprechen, die Bailey gekannt hatten. Nicht viel Zeit, aber es musste genügen.
Dienstag, 30. Januar, 11.00 Uhr
»Hallo.«
Es war nur ein Traum. Oder? »Hallo.«
Bailey hob den Kopf und stöhnte, als sich der Raum zu drehen begann. Nein, kein Traum. Es war ein Flüstern, und es kam von der anderen Seite der Wand. Sie zwang sich auf Hände und Knie und würgte, als die Übelkeit sie wie ein Vorschlaghammer traf. Doch nichts kam heraus, denn sie hatte seit einer Ewigkeit nichts gegessen. Oder getrunken. "Wie lange? Wie lange bin ich hier? »Hallo.« Wieder das Flüstern.
Kein Traum. Wirklich. Bailey kroch zur Wand und brach dort zusammen. Sie sah, wie sich der Boden an der Mauer bewegte, nur ein wenig. Ein Teelöffel voll. Sie biss die Zähne zusammen und fegte den Schmutz zur Seite. Und berührte etwas Festes. Sie zog scharf die Luft ein, als sich der Finger bewegte und mit ein wenig Dreck von ihrer Seite verschwand.
»Hallo«, flüsterte sie. Der Finger erschien erneut, und als sie ihn berührte, brach ein Schluchzer aus ihrer Kehle. »Nicht weinen«, flüsterte die Stimme. »Er hört Sie sonst. Wer sind Sie?«
»Bailey.«
»Bailey Crighton?«
Bailey hielt den Atem an. »Sie kennen mich?« »Ich bin Reverend Beardsley.«
Wades Brief. Der Brief mit dem Schlüssel, den er jedes Mal von ihr verlangte, wenn er sie aus der Zelle holte. Wenn er sie ... »Warum sind Sie hier?«
»Aus demselben Grund wie Sie, nehme ich an.«
»Aber ich habe nichts gesagt. Nichts. Ich schwör's.« Ihre Stimme bebte.
»Sch. Bleiben Sie ruhig, Bailey. Sie sind stärker, als er glaubt. Und ich auch.«
»Wie hat er von Ihnen erfahren?«
»Keine Ahnung. Ich bin zu Ihrem Haus gefahren. Gestern Morgen. Ihre Stiefschwester war dort.«
»Alex?« Wieder stieg ein Schluchzen in ihr auf, aber sie kämpfte es nieder. »Sie ist hergekommen? Sie ist wirklich hergekommen?«
»Sie sucht Sie, Bailey. Sie hat Hope bei sich. Das Mädchen ist in Sicherheit.«
»Mein Baby.« Nun kamen die Tränen, aber sie flössen stumm. »Sie haben ihr wahrscheinlich nichts gesagt, oder?« Sie hörte die Anklage in ihrer Stimme, aber sie konnte nicht anders.
Er schwieg eine ganze Weile. »Nein. Ich konnte nicht. Es tut mir leid.«
Sie hätte »Ich verstehe« sagen müssen, aber sie hatte keine Energie für höfliche Heuchelei. »Haben Sie es ihm gesagt?« »Nein.«
Sie zögerte. »Was hat er mit Ihnen gemacht?«
Sie hörte, wie er tief Luft holte. »Nichts, was ich nicht überstehen würde. Und mit Ihnen?«
Sie schloss die Augen. »Ebenso. Aber ich ... ich weiß nicht,
Weitere Kostenlose Bücher