Todesbraeute
wissen nicht, was du weißt.
Er hatte in seinem Leben scheußliche, abartige Dinge getan. Aber bislang klebte noch kein Blut an seinen Händen. O doch. Alicia Tremaines. Alicias Gesicht tauchte vor seinem geistigen Auge auf, und er dachte an die Nacht, die dreizehn Jahre her war.
Aber wir haben sie nicht getötet. Sie hatten sie allerdings vergewaltigt. Alle. Alle außer Simon. Er hatte nur Fotos gemacht. Simon war immer schon ein krankes Schwein gewesen.
Ach, und du nicht? Du hast das Mädchen vergewaltigt. Und wie viele noch?
Er schloss die Augen. Er hatte Alicia Tremaine und vierzehn andere Mädchen vergewaltigt. Sie alle hatten es getan. Bis auf Simon. Er hatte nur die Fotos gemacht. Wo waren die Fotos?
Diese Frage verfolgte ihn seit dreizehn Jahren. Die Bilder waren an einem sicheren Ort verstaut worden. Als Rückversicherung, dass keiner von ihnen erzählte, was damals geschehen war. Was für dumme Kinder sie gewesen waren. Nichts, was er unternahm, konnte auslöschen, was sie damals getan hatten. Was ich getan habe. Jede scheußliche Einzelheit. Festgehalten auf Fotopapier. Als Simon zum ersten Mal für tot erklärt worden war, hatten sie alle aufgeatmet, doch in die Erleichterung hatte sich auch die Angst gemischt, dass diese Bilder irgendwann auftauchen würden. Das waren sie jedoch nicht, und inzwischen war viel Zeit vergangen. Aber keiner von ihnen hatte die vergangenen Jahre unbeschwert verbracht. Niemals wieder hatten sie von diesen Fotos gesprochen. Oder von dem Club. Oder von dem, was sie getan hatten. Bis sich DJ zu einem Alkoholiker entwickelt hatte. Und verschwunden war.
Genau wie Rhett heute Abend verschwunden war. Er wusste, dass Rhett tot war. Rhett war bereit gewesen, auszupacken, und er war beseitigt worden. Genau wie DJ. Ich dagegen hin schlau genug, mich ruhig zu verhalten, bis die Sache vorbei ist. Damals hatten die Fotos ihr Schweigen besiegelt. Wenn einer unterging, würde er die anderen mitreißen. Aber nun ... heute waren sie erwachsene Menschen mit verantwortungsvollen Aufgaben. Und sie hatten Familien, die es zu beschützen galt.
Wer brachte diese Frauen um? Frauen, die vor dreizehn Jahren noch unschuldige kleine Mädchen gewesen waren. Die Mädchen, die du vergewaltigt hast, waren auch unschuldig. Sie waren unschuldig.
»Ich weiß«, brach es aus ihm heraus. Dann wurde aus seiner Stimme ein Flüstern. »O Gott, ich weiß es doch.« Jetzt, dreizehn Jahre später, hatte ein anderer in Erfahrung gebracht, was damals geschehen war. Er wusste von dem Schlüssel, also wusste er von dem Club und wohl auch von Simons Fotos. Keiner von ihnen hatte diese Frauen getötet, keiner von den verbleibenden vier. Nein, vier waren es nicht mehr. Rhett Porter war tot. Von den verbleibenden drei. Keiner von ihnen hätte es getan. Dass dieser Alptraum eine Woche nach Simon Vartanians endgültigem Tod begonnen hatte, konnte kein Zufall sein. Hatte Daniel Simons Fotos gefunden? Nein. Unmöglich. Wenn Daniel die Fotos kannte, hätte er zu ermitteln begonnen. Er ermittelt gerade, du Vollidiot. Ja, aber zu den Morden an Janet und Claudia. Daniel wusste also nichts.
Aber ein anderer schon. Jemand, der Geld wollte. Jemand, der zwei Frauen getötet hatte, um ihnen zu zeigen, wie ernst es ihm war. Jemand, der drohte, noch weitere Frauen zu töten, wenn sie nicht auf ihn hörten. Also würden sie auf ihn hören. Er hatte die Anweisungen, die er mit den Jahrbuchfotos erhalten hatte, genau befolgt. Er hatte hunderttausend Dollar auf ein Konto in Übersee transferieren lassen. Bestimmt würde eine weitere Forderung folgen. Und er würde weiterhin zahlen, um sicherzustellen, dass sein Geheimnis genau das blieb. Ein Geheimnis.
12. Kapitel
Dutton, Dienstag, 30. Januar, 23.55 Uhr
Meredith steckte mit dem Kopf im Kühlschrank, als Alex die Tür zu Hopes Schlafzimmer schloss. »Ich habe Hunger wie ein Wolf«, klagte Meredith. »Ich habe höchstens zwei Bissen von der Pizza gehabt.« »Ich glaube nicht, dass einer von uns mehr gegessen hat«, sagte Daniel und legte sich unwillkürlich die Hand auf den Bauch. »Danke, dass du mich daran erinnert hast«, fügte er knurrend hinzu.
Alex wandte hastig den Blick von Daniels sehr attraktiver Körpermitte ab, als sich überraschend ein warmes Gefühl in ihr breitmachte. Nach allem, was heute geschehen war, war es eher kontraproduktiv, an einen flachen Männerbauch zu denken. Oder an andere männliche Körperteile. Meredith stellte ein Glas Mayonnaise und
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