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Todesbraeute

Todesbraeute

Titel: Todesbraeute Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Rose
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kam er sich vor, als sei er dem ersten Mission-Impossible-Streifen entsprungen. Diese Maskerade plus die dicke Schminke hatten es ihm erlaubt, das auffällige Merkmal zu überdecken, an dem man ihn leicht wiedererkennen konnte.
    Gemmas Augen weiteten sich noch mehr. »Nein. Du sitzt doch im Gefängnis.«
    Er lachte leise. »Ganz offensichtlich nicht, aber Logik war noch nie deine Stärke.«
    »Du hast Claudia und Janet umgebracht.«
    »Haben sie es etwa nicht verdient?«, fragte er sanft und ließ sich neben ihr auf dem Boden nieder. »Und verdienst du es nicht auch?«
    »Wir waren Kinder.«
    »Ihr wart Flittchen. Und bald wirst du ein totes Flittchen sein.« Er zog sein Messer aus der Tasche und begann, ihre Kleidung aufzuschneiden. »Ihr drei habt euch für so un-fassbar schlau gehalten.«
    »Aber wir haben es doch nicht böse gemeint«, schrie sie. »Was dachtest du denn, was passieren würde, Gemma?«, sagte er, noch immer sanft. »Ich habe dich gefragt, ob wir zusammen zum Abschlussball gehen. Du hast ja gesagt. Aber du wolltest nicht. Ich habe nicht mehr in deiner Liga gespielt.«
    »Es tut mir leid!« Sie schluchzte und weinte jetzt heftig, und ihre Augen waren riesig vor Angst. »Tja, dafür ist es jetzt leider zu spät, selbst wenn ich wirklich geneigt wäre, deine Entschuldigung anzunehmen. Bin ich aber nicht. Erinnerst du dich an diesen Abend, Gemma? Ich nämlich schon. Ich weiß noch, wie ich dich in der alten Kiste meiner Schwester abgeholt habe, weil uns kein anderer fahrbarer Untersatz geblieben war. Ich hatte erwartet, dass du anbietest, wir sollten deinen nehmen. Und ich hätte misstrauisch werden sollen, als du es nicht tatest. Ich weiß auch noch, wie wir deine Freundinnen getroffen haben. Dann erinnere ich mich an gar nichts mehr, bis ich Stunden später nackt an irgendeiner Tankstelle hundert Meilen entfernt aufwachte. Mein Auto war weg, und du und deine Freundinnen, ihr wart es auch.« »Wir haben es nicht böse gemeint«, presste sie unter Schluchzern hervor.
    »Doch, habt ihr. Ihr wolltet mich demütigen, und das habt ihr geschafft. Ich weiß auch noch sehr genau, was danach geschah. Ich habe in den Büschen gewartet, bis ein Mann anhielt, um aufs Klo zu gehen. Ich wollte seinen Wagen stehlen, damit ich nach Hause konnte. Aber als ich noch dabei war, den Motor kurzzuschließen, kam er zurück. Er und ich kämpften, und ich war so wütend, dass ich ihn bewusstlos schlug. Ich war noch keine fünf Meilen weit gekommen, als mich die Bullen anhielten. Gefährliche Körperverletzung, schwerer Diebstahl. Ich habe vier Jahre gesessen, weil mir kein Mensch in Dutton helfen wollte. Niemand half meiner Mutter, die Kaution aufzubringen. Niemand half mir, einen anständigen Anwalt zu bekommen. Ja, ihr habt es nicht böse gemeint«, schloss er kalt. »Aber ihr habt mir alles genommen. Jetzt nehme ich dir alles.«
    »Bitte«, schluchzte sie. »Bitte bring mich nicht um.«
    Er lachte. »Wenn die Schmerzen richtig heftig werden, dann schreist du diese Worte noch mal für mich, Süße.«
     
    Dutton, Dienstag, 30. Januar, 23.30 Uhr
     
    Daniel bog in die Auffahrt zum Bungalow ein. Keiner von ihnen hatte auf der Fahrt von Atlanta hierher gesprochen. Meredith und Hope schliefen auf der Rückbank. Alex neben ihm war wach, aber tief in Gedanken versunken. Mehrere Male hätte er beinahe gefragt, ob etwas nicht stimmte, aber die Frage war lächerlich. Was stimmte denn schon? Vor vielen Jahren war ihr Leben vollkommen auseinandergefallen, und nun geschah es wieder. Und ich werde dazu beitragen, dass alles noch viel, viel schlimmer kommt. Denn das Schweigen hatte ihm endlich Zeit gegeben, um nachzudenken, um die Puzzleteile zusammenzusetzen, und ein einzelner Satz wollte ihm nicht mehr aus dem Kopf gehen. Er hatte ihn in einen Winkel seines Bewusstseins geschoben, als Garth Davis aufgetaucht war und Hope sich die Tomatensauce ins Gesicht geschmiert hatte. Niemand hat sich um die ganz Normalen gekümmert. Hat. Sheila, die Kellnerin, hatte in der Gegenwart gesprochen, als sie die »reichen Mädchen« und Bailey erwähnt hatte. Alle hier regen sich auf, dass diese reichen Mädchen tot sind. Niemand will sich um Bailey kümmern.
    Aber niemand hatte sich um die normalen Mädchen gekümmert. Er begann zu verstehen. Als er Sheila gesehen hatte, war sie ihm irgendwie bekannt vorgekommen. Zuerst hatte er geglaubt, dass er sie noch aus der Schule kannte. Aber ihm dämmerte nun, dass das nicht der Fall war. Er schaltete den Motor

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