Todesbraeute
seit Jahren und traute ihnen vorbehaltlos. Er würde nachher zu ihnen gehen und mit ihnen reden.
Riley setzte sich auf, als er eintrat, und trottete sofort näher, um sich ihnen anzuschließen.
Alex führte Daniel zum linken Schlafzimmer. Vorsichtig legte er Hope auf das Bett und zog ihr die Schuhe aus. »Willst du ihr den Schlafanzug anziehen?«, flüsterte er. Alex schüttelte den Kopf. »Es wird nicht schaden, wenn sie heute so schläft.«
Daniel zog die Decke über das Mädchen und strich ihr eine goldene Locke aus der Stirn. Er schluckte. Die Pizzasauce hatte Flecken im Gesicht und in den Haaren hinterlassen, so dass es noch immer wie Blut aussah. Behutsam schob er die Locke nach hinten, so dass sie verdeckt war. Er hatte bereits zu viele verstörende Bilder in seinem Kopf. Er musste ihnen nicht das einer blutverschmierten Vierjährigen hinzufügen.
»Ich schlafe auch hier«, flüsterte Alex. Daniel blickte auf die säuberlich gemachte Bettseite, dann sah er ihr wieder in die Augen, die ihn mit einem beinahe strengen Blick bedachten.
Daniel runzelte die Stirn. »Jetzt willst du schlafen?« Sie seufzte. »Wohl nicht. Komm mit.« Sie wandte sich an der Tür um und zog die Brauen hoch. »Oh. Sieh mal.« Riley war auf einen Koffer gestiegen und mühte sich nun ab, auf den Stuhl zu gelangen, der neben Hopes Bettseite stand. »Riley«, wisperte Daniel. »Runter da.«
Aber Alex gab dem Hund den nötigen Schubs, um auf den Stuhl zu kommen. Von dort tappte er aufs Bett und ließ sich mit dem für ihn typischen theatralischen Seufzer auf den Bauch fallen.
»Riley«, schimpfte Daniel flüsternd. »Raus aus dem Bett.« Aber Alex schüttelte den Kopf.
»Lass ihn. Falls sie aufwacht, ist sie wenigstens nicht allein.«
Dutton, Dienstag, 30. Januar, 23.30 Uhr
Er zog an seiner Krawatte und rutschte auf dem Sitz herum, da ein Mann seiner Größe in einem engen Auto auf Dauer nicht bequem saß. Seine Schwester Kate war gerade von der Arbeit zurückgekehrt, ihr Volvo stand in der Garage. Von seinem Beobachtungsposten aus konnte er sehen, wie sie im Haus umherlief, die Katze fütterte und ihren Mantel aufhängte.
Er hatte vor, jede Nacht hier draußen Stellung zu beziehen, bis die Sache ausgestanden war. Er war ihr von der Stadt aus gefolgt und hatte aufgepasst, damit sie ihn nicht sah. Falls sie ihn doch entdeckte, würde er zugeben, dass er sich um ihre Sicherheit sorgte. Aber er konnte ihr unmöglich erklären, dass sie ein potenzielles Opfer war. Sie würde sofort wissen wollen, weshalb.
Sie durfte es nicht wissen. Niemand durfte es wissen. Und niemand würde es je wissen, wenn er sich still verhielt. Beide Frauen waren zwischen acht Uhr abends und zwei Uhr nachts getötet worden. Beide Frauen waren aus ihren Autos entführt worden. Also würde er sich Kate an die Fersen heften, sobald sie in ihren Wagen stieg, und nachts auf sie aufpassen. Am Tag war sie die ganze Zeit von Leuten umgeben, so dass die Gefahr weitaus geringer war. Die Jahrbuchfotos. Zwei davon schon ausgestrichen. Er hatte bereits den ganzen Abend versucht, die Gedanken daran zu verdrängen. Die Warnung war eindeutig. Neben Kate standen sieben weitere junge Frauen auf der Liste. Er hätte das Blatt Vartanian geben und dadurch den anderen das Leben retten können. Aber immer wieder musste er an seine Schwester denken. An seine Frau und seine Kinder. Und er wusste, wäre er noch einmal vor die Wahl gestellt, würde er das Blatt wieder verbrennen. Hätte er es der Polizei gegeben, würde sich Daniel Vartanian automatisch fragen, wieso er diese Warnung erhalten hatte. Selbst ein anonymer Brief wäre keine Lösung gewesen. Daniel hätte nur einen Blick auf den roten Kreis um Kates Foto werfen müssen, um zwei und zwei zusammenzuzählen.
Du hättest Kates Foto herausschneiden können. Du hättest das Blatt der Polizei übergeben und die anderen retten können. Du hättest sie schützen müssen. Und das Risiko eingehen, dass das Labor im GBI seine Fingerabdrücke auf dem Blatt finden würde? Nein. Er konnte nicht. Im Übrigen hätte Vartanian natürlich angefangen zu graben, und weiß Gott, was er ans Tageslicht gezerrt hätte.
Wenn eine der sieben Frauen stirbt, klebt ihr Blut auch an meinen Händen.
Dann musste es eben so sein. Er hatte eine eigene Familie zu beschützen. Wenn die Familien dieser Frauen, die damals mit Janet und Claudia in die Schule gegangen waren, auch nur ein wenig Verstand besaßen, würden auch sie sie beschützen. Aber sie
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