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Todesbraut

Titel: Todesbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Abfuhr bekommen. Und eine Reisebestätigung war ihres Wissens nicht in der Tatwohnung gefunden worden. Der Flug sollte morgen sein, hatte Azad erzählt. Es war gut möglich, dass die Unterlagen dazu recht kurzfristig zugeschickt wurden. Was, wenn die Tickets noch in der Post waren? Oder in sicherer Obhut der fliederhaarigen Nachbarin, wie hieß sie noch?
    Das dicke Telefonbuch lag im Regal wie frisch aus der Druckerei geliefert, Wencke hatte noch nicht einmal darin geblättert. Wunstorf. Der Name fing mit H an, irgendwas mit Hagel   … Hagekamp, Penelope – was für ein seltsamer Vorname – aber die Adresse stimmte, Südstraße, kein Zweifel. Sie wählte, nach dem dritten Piep meldete sich die Frauenstimme, wahrscheinlich saß Penelope Hagekamp den ganzen Tag neben dem Telefon, um ihren Bekannten immer das Aktuellste über die benachbarte Mordwohnung zu berichten.
    »Hier ist Wencke Tydmers, erinnern Sie sich? Ich war gesternmit Peer Wasmuth bei Ihnen, wir haben Frau Talabani gefunden.«
    »Aber ja, schlimme Sache, schlimme Sache   …«
    »Sie sagten doch, dass Sie die Post für Ihre Nachbarin aus dem Kasten genommen haben   …«
    »Wegen der Einbrecher, ja.«
    »Haben Sie die Briefe noch?«
    »Gott, ja, die habe ich in der Aufregung ganz vergessen. Was soll ich denn damit machen? Der Polizei geben?«
    »Sobald sie dazu aufgefordert werden, sollten Sie das tun. Aber ich habe eine dringende Bitte, die wir auch jetzt am Telefon erledigen können. Würden Sie mal nachschauen, ob ein Brief von einem Reisebüro namens
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dabei ist?«
    »Einen Moment.« Man hörte Frau Hagekamps mühsame Schritte, die nach Pantoffeln auf Resopal klangen, dann ein Rascheln, schließlich nahm sie den Telefonhörer wieder in die Hand. »Da ist tatsächlich einer.«
    »Öffnen Sie ihn bitte?«
    Die Dame knurrte leicht. »Ist das denn erlaubt?«
    »Ich bin vom Landeskriminalamt!«
    »Ach so   …« Wieder das Rascheln von Papier, dann murmelte Frau Hagekamp irgendetwas Unverständliches vor sich hin.
    »Ich kann Sie schlecht verstehen.«
    »Ach so, entschuldigen Sie, ich bin nur etwas   …«
    »Flugtickets nach Istanbul?«
    »So etwas Ähnliches, soweit ich das sehe.« Sie ächzte, als müsse sie etwas Schweres tragen. »Eine Reisebestätigung. Malediven, vierzehn Tage all inclusive.« Die letzten beiden Worte formulierte sie in reinstem Englisch, wahrscheinlich schaute sie um diese Zeit immer Reise-Werbe-Sendungen im Fernsehen. »Und das Hotel – ach Mensch, den Namen kannich beim besten Willen nicht richtig aussprechen, aber es hat fünf Sterne, vom Feinsten.«
    »Auf welchen Namen ist die Reise denn gebucht?«
    »Shirin Talabani.« Es klang wie ein Trompetenstoß. »Das ist ja echt ein Ding!«
    »Ist die Reise nur für eine Person?«
    »Moment, dafür muss ich umblättern   … Da ist ein Anschreiben, soll ich vorlesen?«
    »Das wäre nett!«
    »Sonst schnüffle ich aber nicht in der Post meiner Nachbarn!«
    »Das habe ich keine Sekunde geglaubt.«
    »Also   … Sehr verehrte Frau Talabani, heute schicken wir Ihnen Ihr Ticket in die Sonne   … Dann stehen da noch mal die Flugdaten. Meine Güte, morgen sollte es losgehen   …«
    »Wann wurde die Reise gebucht?«
    »Moment   … Im Juni, soweit ich das sehe.«
    War das Zufall? Genau zur selben Zeit hatte Shirin ein kleines Vermögen in Hannovers Nobelkaufhaus ausgegeben, dachte Wencke.
    »Ach, Frau Kriminalinspektorin, da, ganz am Ende, nach der Unterschrift, da steht noch: ›Wunschgemäß gehen die Reiseunterlagen und Flugtickets an das von Ihnen angegebene Postfach 387628 in der Poststelle am Weidendamm in Hannover‹.« Man konnte förmlich hören, wie sie ungläubig ihren Kopf schüttelte, dass die fliederfarbenen Locken nur so flogen. »Postfach! Begleitung! Malediven!«
    Wencke bat, das Postfach noch einmal zum Mitschreiben diktiert zu bekommen, ebenso die Buchungsnummer. Frau Hagekamp nannte alles folgsam, dann schien sie völlig erledigt zu sein. »Ich fasse das alles nicht. Auf so eine Palmeninsel fahren nur Millionäre. Aber doch nicht die Frau Talabani.«
    Nachdem Wencke die alte Dame beruhigt und um Verschwiegenheitgebeten hatte, legte sie auf. Sie wusste genauso wenig wie die sonst gut informierte Nachbarin, was es mit dieser Luxusreise in den Indischen Ozean auf sich hatte. Vor allem: wer sollte Shirin begleiten? Natürlich hatte
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um diese Uhrzeit schon längst geschlossen, zumindest meldete sich niemand mehr am Telefon. Wencke

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