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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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doch, was ein Computervirus ist, oder?«
    »Klar. Ein Code, der in ein System eingeschleust wird, um Chaos anzurichten.«
    »Ja, so ungefähr. Also, Viren lassen sich normalerweise auf zweierlei Weise ausfindig machen und blockieren – mit Signaturen und Heuristiken. Mit Signaturen bedeutet im Prinzip, die Antivirussoftware hat eine Liste von bekannten Viren mit Befehlen, sie zu blockieren oder zu isolieren. Das läuft ähnlich wie mit dem Namen eines mutmaßlichen Terroristen. Er kommt auf eine No-Fly-Liste, und wenn der Name am Flughafen auf dem Computer auftaucht, darf der Betreffende nicht in die Maschine. Der Name ist das Erkennungsmerkmal, oder im Fall der Viren eine Art digitaler Fingerabdruck.«
    »Okay …«
    »Die zweite Methode ist die mit Heuristiken. In diesem Fall ist das Virus unbekannt, und du versuchst es durch die Analyse typischer Virusverhaltensweisen aufzuspüren. Um bei der Flugzeuganalogie zu bleiben, wäre das vergleichbar mit Passagierprofilen. Der Name des Typen löst keinen Alarm aus, aber macht er Sachen, die wir mit dem Verhalten von Terroristen in Verbindung bringen? Falls ja, darf er nicht in die Maschine.«
    »Okay, ich verstehe.«
    »Das größte Problem für den Virusschreiber besteht also darin, die Entdeckung zu vermeiden. Bei einem neuen Virus brauchst du nicht zu befürchten, dass seine Signatur entdeckt wird, lediglich virusähnliche Verhaltensweisen. Aber wenn du alle virusähnlichen Verhaltensweisen eliminierst, hast du am Ende etwas, das als Virus nicht mehr funktioniert. Das unaufspürbar ist, aber auch nutzlos.«
    »Wir reden also hier über eine Tarnung«, sagte Ben.
    »Genau. Und da kommt die Verschlüsselung ins Spiel. Mit Hilfe der Verschlüsselung erzeugst du ein polymorphes Virus.«
    Ben legte die Stirn in Falten, was Alex verriet, dass sein Bruder nur Bahnhof verstand. Er überlegte kurz, wie er es am besten erklären konnte.
    »›Polymorph‹ bedeutet sich ständig verändernd«, schaltete Sarah sich ein. »Gemeint ist ein Code, der mutiert, ohne den ursprünglichen Algorithmus anzutasten. So funktioniert Verschlüsselung im Großen und Ganzen. Bei der Verschlüsselung des Virus wird das virusähnliche Verhalten unter einem sich ständig verändernden Deckmantel versteckt. Antivirussoftware weiß nicht, wonach sie suchen soll.«
    »Wieso hat das vorher noch keiner gemacht?«, fragte Ben.
    »Es ist gemacht worden«, sagte Alex. »Ein bulgarischer Virusschreiber, der sich Dark Avenger nannte, hat vor Jahren eine polymorphe Engine entwickelt. Und ein Autorenteam – Adam Young und Moti Yung – hat ein ganzes Buch darüber geschrieben. Aber es gab immer eine eingebaute Beschränkung.«
    »Man kann nicht das ganze Virus verschlüsseln«, sagte Sarah. »Sonst wird es unbrauchbar. Man muss einen Teil unverschlüsselt lassen, der den verschlüsselten Teil entschlüsselt und ausführt. Und diesen unverschlüsselten Rest versucht die Antivirussoftware aufs Korn zu nehmen.«
    Alex lächelte, froh über ihre Einmischung. Sie war eine ganze Weile auffällig still gewesen. Das sah ihr gar nicht ähnlich.
    »Und Obsidian verschlüsselt das Ganze?«, fragte Ben. »Wie denn?«
    »Es funktioniert vielleicht nicht bei allen bösartigen Anwendungen«, sagte Alex. »Ich hatte noch keine Zeit, es ausgiebig zu testen. Aber es funktioniert – und zwar glänzend – bei einem Virus, das programmiert ist, eine bösartige Verschlüsselung auszuführen.«
    »Ich versteh das nicht«, sagte Ben. »Ein verschlüsseltes Virus zum Verschlüsseln? Wozu soll das gut sein? Ich meine, der angebliche Zweck von Obsidian ist doch das Verschlüsseln.«
    Für Alex war die Sache so offensichtlich, dass er nicht gleich eine Antwort parat hatte. »Ja, schon«, sagte er, »aber der angebliche Zweck von Obsidian ist der, dass du deine eigenen Daten gezielt verschlüsselst – und einen eigenen Schlüssel zum Entschlüsseln hast. Stell dir vor, dir passiert Folgendes: Du kannst nicht mehr auf deine eigenen Daten zugreifen. Das wäre so, als würdest du eines Tages nach Hause kommen und stellst fest, irgendwer hat an all deinen Türen zusätzliche Schlösser montiert – Schlösser, zu denen du keine Schlüssel hast. Selbst wenn der Bösewicht es nicht geschafft hat, deine Schlösser zu knacken und deine Sachen zu stehlen, hat er doch verhindert, dass du in dein eigenes Haus reinkommst. Du bist ausgeschlossen. Was im Grunde bedeutet, dass dir dein ganzes Haus gestohlen wurde. Du bist obdachlos.«
    »Und wofür

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