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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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benutzt man die Software? Erpressung?«, fragte Ben.
    »Das ist die eine Möglichkeit«, sagte Sarah. »Oder aber für rein zerstörerische Zwecke. Zum Beispiel für die Blockierung sämtlicher Daten einer großen Bank. Oder der New Yorker Börse. Oder des Verteidigungsministeriums. Oder –«
    »Haben solche Institutionen denn keine Datensicherung?«
    »Doch natürlich«, sagte Alex. »Aber man kann ein Virus entwickeln, das so lange inaktiv bleibt, dass es auch die gesicherten Daten infizieren kann. Und trotz Datensicherung gäbe es dennoch ein unvorstellbares Chaos, wenn die Primärdaten blockiert sind.«
    »Okay, verstehe«, sagte Ben. »Ich verstehe. Verdammt. Gibt’s noch andere Anwendungen?«
    »Das versuche ich noch rauszufinden. Ich meine, ein Computernetzwerk lahmzulegen ist schon schlimm genug, aber wenn es gelänge, ein Obsidian-Virus einzuschleusen, das still und heimlich Daten überträgt, ohne von irgendeinem Intrusionsschutzsystem entdeckt werden zu können? Mann.«
    Sie schwiegen einen Moment. Alex sagte: »Also, was sagt uns das? Ich meine, wer könnte dahinterstecken?«
    »Jemand mit einem langen Arm, das kann ich dir sagen«, erwiderte Ben. »Jemand mit einem Netzwerk, das imstande ist, auf Obsidian aufmerksam zu werden, sein verstecktes Potential zu erkennen und landesweit zu agieren, um es sich zu beschaffen. Wenn ich raten müsste, würde ich auf die Chinesen tippen.«
    »Wieso?«, fragte Sarah.
    »Weil die nicht nur weitreichenden Einfluss haben, sie sind auch bereits ungeheuer aktiv im Cyberwar. Chinesische Hacker haben es geschafft, deutsche Regierungsrechner mit Schnüffelprogrammen auszuspionieren und pro Tag an die hundertsechzig Gigabyte Informationen abzuzapfen, ehe die Sache aufflog. Und vor gar nicht langer Zeit ist jemand in den Bürocomputer des US -Verteidigungsministers eingedrungen. Das Pentagon glaubt, es war die chinesische Armee. Die spielen Wargames durch, in denen sie Erstschläge gegen amerikanische Computer ausführen, mit dem Ziel der elektromagnetischen Dominanz – um unsere Militäroperationen zu stören und unser Zivilleben zum Erliegen zu bringen.«
    »Ich bitte Sie, Ben«, sagte Sarah. »Sie hören sich an wie beim Power-Point-Briefing im Pentagon.«
    »Glauben Sie mir, das ist die Realität. Auf die Computer des US -Außenministeriums gibt es zwei Millionen Hackerangriffe pro Tag. Zwei
Millionen
. Beim Pentagon ist es noch schlimmer.«
    Sieh an, sieh an, die beiden gingen ja richtig zivilisiert miteinander um. Als sie gestern über eine ähnliche Thematik diskutiert hatten, wären sie sich fast an die Gurgel gesprungen.
    »Ich will ja bloß sagen, dass wir die Vereinigten Staaten nicht ausschließen sollten«, sagte Sarah. »Auch die US -Regierung hat ihre Interessen auf diesem Gebiet.«
    Alex sagte: »Also, wie geht’s jetzt weiter?«
    Sarah zuckte die Achseln. »Wie wär’s, wenn wir die Software veröffentlichen? Die ausführbare Version, Hilzoys Notizen, Ihre Schlussfolgerungen.«
    »Sind Sie verrückt?«, sagte Ben. »Sie haben doch eben selbst gesagt, jeder, der weiß, was in der Software steckt, könnte enormen Schaden damit anrichten.«
    »Das wissen wir nicht genau. Alex hat ein paar bösartige Anwendungen gefunden, ja, aber soweit wir wissen, ist es nie praktisch erprobt worden.«
    Ben schüttelte den Kopf. »Kommt nicht in Frage. Das heißt doch bloß: Wir wissen, dass Obsidian zerstörerisch sein könnte, aber wir wissen nicht, wie zerstörerisch.«
    »Informationen wollen frei sein«, sagte Sarah.
    Ben lachte. »Blödsinn, da könnte man genauso sagen, ein Stuhl will frei sein. Informationen wollen nicht frei sein.«
    »Ich meine, dass –«
    »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte Alex, »aber Viren wollen auch frei sein. Das ist kein Grund, sie nicht unter Kontrolle zu halten. Wir können Obsidian nicht veröffentlichen. Ich meine, es könnte wirklich einen immensen Schaden verursachen. Das Risiko können wir nicht eingehen.«
    »Schön«, sagte Sarah. »Aber die Leute, die hinter Obsidian her sind, werden sich auf keinen Fall einfach verziehen, wenn sie glauben, dass wir über Obsidian Bescheid wissen oder vielleicht noch eine Kopie haben. Nie im Leben.«
    Ben blickte Alex an. »Nein, die verziehen sich nicht. Ich bin gestern Nacht zu deinem Haus gefahren. Jemand hat da auf der Lauer gelegen.«
    Alex spürte ein übles Schlingern in der Magengegend, und die Erinnerung an die Nacht in der Badewanne lebte dunkel wieder auf. »Was ist

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