Todescode
passiert?«
»Ich dachte, dass jemand vielleicht versuchen könnte, dir dort aufzulauern, deshalb wollte ich das für einen Gegenschlag nutzen. Das Problem war, es hat tatsächlich jemand auf der Lauer gelegen – aber der Hinterhalt galt nicht dir, sondern mir. Oder jemandem wie mir. Ich hätte damit rechnen müssen. Nach dem, was am Four Seasons passiert ist, wussten sie, dass du Unterstützung durch irgendeinen Profi hast – einen Bodyguard oder so was in der Art. Sie haben mich reingelegt. Ich kann von Glück sagen, dass ich davongekommen bin.«
»Du bist davongekommen. Was ist mit dem Typen, der dir aufgelauert hat?«
»Der hatte nicht so viel Glück.«
Alex sah ihn an und spürte im selben Moment, dass er die Tragweite des letzten Satzes nicht verstehen wollte. Aber sie drängte sich ihm dennoch auf. »Du … du hast jemanden umgebracht, an unserem Haus?«, brachte er hervor.
»Es sind keine Spuren mehr da, wenn das deine Sorge ist.«
»Äh … ja, genau das ist meine Sorge.«
»Super. Dann kannst du ja beruhigt sein.«
»Aber … Scheiße, Ben, wenn du in Notwehr gehandelt hast, und davon gehe ich aus, hätten wir die Polizei rufen können! Sie hätten uns geglaubt. Es wäre … na ja, es wäre eine Leiche da gewesen. Sie hätten uns ernst genommen, ernst nehmen müssen.«
»Alex, ich müsste beweisen, dass es Notwehr war. Und ich werde mich nicht wegen Mordes anklagen lassen und hoffen, dass ein guter Anwalt die Geschworenen davon überzeugt, dass meine Notwehr auch wirklich berechtigt war. Träum weiter.«
»Verdammt noch mal, Ben, du hast unsere beste Chance vermasselt!«
Ben stand vom Bett auf. »Ich hab sie vermasselt? Innerhalb von zwei Tagen erledige ich drei Leute, die
dich
umlegen wollten, und du nennst das vermasseln? Du bist mit meiner Leistung unzufrieden, Alex? Was willst du denn noch? Dass ich für dich in den Knast wandere? Sag mir zum Henker noch mal, was du willst.«
Sie standen da und starrten einander an. Sarah sagte: »Also, die Frage ist doch, was machen wir jetzt?«
Alex hörte nur mit einem Ohr hin. Vor lauter Wut wusste er nicht, was er tun sollte. Sein überheblicher, besserwisserischer Bruder, der einfach zur Tat schritt, wie es ihm in den Kram passte, ohne sich abzusprechen, ohne sich um die Folgen zu scheren.
»Ich könnte eventuell mehr über den Typen rausfinden, wegen dem Alex so sauer ist«, sagte Ben. »Das heißt, falls Alex einverstanden ist.«
Alex war drauf und dran, ihm zu sagen,
Hau ab, hau einfach ab
, und zu gehen und es drauf ankommen zu lassen, egal, was dann passierte. Hauptsache, er müsste sich nicht mehr von diesem Scheißkerl helfen lassen, von dem er wünschte, er wäre nie geboren worden.
Sarah sagte: »Ich geh mal nach nebenan, damit ihr zwei euch in Ruhe unterhalten könnt.« Sie verschwand in ihr Zimmer und schloss die Zwischentür.
Alex blickte Ben an. »Wieso musst du so ein Arschloch sein?«
Ben schüttelte angewidert den Kopf. »Du bist unglaublich.«
Alex ging hinüber zur Wand. Wieso konnte er nicht zu ihm durchdringen? Wieso hörte er ihm bloß nie zu?
Er blickte nach unten. Da lag der Haufen Klamotten auf dem Fußboden. Irgendwas war komisch an dem Hemd. Er konnte nicht genau sagen was.
Er beugte sich ein wenig tiefer. Die Knöpfe, das war das Komische. Sie waren alle weg.
Hä? Wieso fehlten die Knöpfe an Bens Hemd …
Und dann fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.
Die Bademäntel. Die seltsame Stimmung, als Sarah hereingekommen war. Ihre Zurückhaltung. Die plötzliche Eintracht zwischen ihr und Ben.
Er sah zum Bett hinüber. Im Kopfkissen war keine Vertiefung. Das Laken war nicht zerknittert. Die Decke war zurückgeschlagen worden, mehr nicht, zurückgeschlagen von jemandem, der es eilig hatte, der den raschen und oberflächlichen Eindruck erzeugen wollte, in dem Bett geschlafen zu haben.
Allein geschlafen zu haben.
Er sah Ben an. »Nein … nein, du hast doch nicht …«, hörte er sich sagen.
Ben hielt seinem Blick einen Moment stand, sah dann weg.
»O Gott, du hast.«
Ben biss sich auf die Lippen. »Hör mal, nach dem Hinterhalt bei dir am Haus …«
»Was zum Teufel hat das denn damit zu tun?«
»Nach Kampfsituationen ist das so, da wirst du verrückt –«
»Was willst du damit sagen – dass du mit Sarah ins Bett musstest, nachdem du jemanden getötet hattest? Dass du keine andere Wahl hattest? Was – lass mich raten – irgend so eine Soldatensache ist, die ich unmöglich verstehen kann. Ja? Liege ich
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