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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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damit richtig?«
    Ben seufzte. »Alex, es tut mir leid.«
    Und als er diese leeren Worte hörte, hasste Alex ihn plötzlich. Hasste ihn mehr denn je. Hasste ihn für alles, was er verursacht hatte, dafür, dass er Alex dazu gebracht hatte, ihn zu brauchen, die Gelegenheit genutzt hatte, um …
    »Es tut dir nicht leid!«, brüllte Alex und zeigte mit dem Finger auf ihn. »Dir tut doch nie was leid. Egal, was du machst, egal, was du anstellst, es tut dir nicht leid!«
    »Was redest du denn da? Ich hab doch eben gesagt, dass es mir leidtut.«
    »Ach, was für ein Schwachsinn.«
    »Was willst du dann von mir, Alex? Na los, raus damit, sag mir, was du willst, verdammt noch mal!«
    »Nichts. Ich will gar nichts von dir.«
    »Na, dann ist ja gut. Ich schulde dir nämlich nichts. Und Dankbarkeit war ja ohnehin nie deine Stärke. Du hast immer nur was zu meckern, vorausgesetzt, du kriegst überhaupt mit, was ich für dich tue.«
    »Was du für
mich
tust? Mein Gott, wie kann jemand nur so blind sein?«
    »Blind?«, sagte Ben. »Ich bin blind? Ich tu doch nichts anderes, als dir den Arsch zu retten, weil du allein nicht aus der Scheiße rauskommst, in die du dich geritten hast. Genau wie früher in der Schule, nur dass die Leute, die jetzt hinter dir her sind, dich nicht bloß vermöbeln wollen. Sie wollen dich umlegen, und du denkst, du hast so was wie ein Anrecht auf meinen Schutz, ein so großes Anrecht, dass du nicht mal auf die Idee kommst, danke zu sagen. Ich bin das so leid. Es ist immer der gleiche Scheiß, und ich bin’s leid.«
    »Ich soll dir dankbar sein, weil du mir in der Schule ein paar Schlägertypen vom Hals gehalten hast, Ben? Du hast Katie umgebracht. Du hast sie umgebracht. Wieso gibst du das nicht einfach –«
    Ben schnellte so plötzlich nach vorn, dass Alex überhaupt keine Zeit zum Reagieren hatte. Er stieß ihn mit beiden Händen gegen die Brust, und Alex flog rückwärts gegen die Wand hinter ihm. Sein Kopf knallte auf den Putz, und er sah Sterne. Ben packte ihn am Hemd und drückte ihn gegen die Wand, presste ihm die Knöchel tief in die Kehle. Alex packte Bens Handgelenke und versuchte, dessen Hände wegzuziehen, aber es war sinnlos. Er konnte nicht sprechen. Er konnte nicht atmen. Ben brüllte irgendwas Unverständliches, sein Atem heiß in Alex’ Gesicht, die Zähne gebleckt. Alex zog einen Arm zurück, um ihn zu schlagen, doch da die Wand direkt hinter ihm war, konnte er nicht ausholen. Er traf Ben am Unterkiefer, doch das war wirkungslos. Er spürte, wie seine Lunge nach Luft gierte, und dachte,
Gott, er will mich umbringen, er bringt mich wirklich um
, und Panik stieg in ihm hoch. Er riss ein Knie hoch, doch Ben hatte die Hüften weggedreht, sein Schritt außer Reichweite. Er krallte nach Bens Händen, dann nach seinem Gesicht. Die Kraft, mit der die Knöchel sich in seine Kehle gruben, wurde noch schlimmer.
    In einem fernen Winkel seines Hirns flüsterte eine Stimme:
Pistole. Pistole. Pistole.
    Er tastete blind nach der Pistole in seiner Tasche. Die Umrisse des Zimmers schienen hinter Bens Gesicht zurückzuweichen, graue Klumpen tauchten überall an den Rändern auf und weiteten sich aus.
    Pistole. Pistole. Pistole …
    Ben rammte ihm ein Knie zwischen die Beine. Purer Schmerz explodierte in seinem Unterleib, grelles Licht blitzte hinter seinen Augen auf. Das Gewicht der Pistole war mit einem Mal verschwunden. Ben trat von ihm weg, und er fiel zu Boden, röchelnd und würgend.
    Ben ging neben ihm in die Hocke, zog Alex die Pistole aus der Tasche und stand wieder auf.
    »Was hast du vor, Alex, mich erschießen? Willst du das?«
    Alex rappelte sich mühsam hoch auf die Knie. Er hielt sich die Kehle und den Bauch und sog einen einzigen, Übelkeit erregenden Zug Luft ein.
    »Du willst mich erschießen?«, sagte Ben wieder. »Du glaubst, ich hätte Katie umgebracht? Und Dad? Und Mom? Du glaubst, ich bin an allem schuld? Bitte schön, hier ist deine Chance, sie zu rächen. Na los.«
    Etwas Schweres landete dumpf neben ihm auf dem Teppich. Er blickte hin und sah die Pistole, die Ben ihm abgenommen hatte.
    Er keuchte und kämpfte gegen den Brechreiz an.
Ich bring dich um
, dachte er.
    »Mach schon, du Held«, sagte Ben. »Oder stehst du nicht mehr zu deinen Überzeugungen?«
    Alex nahm die Pistole und richtete sie auf Bens Gesicht. Vor seinem geistigen Auge drückte er ab, sah Ben von der Wucht der Kugel nach hinten fliegen …
    »Ja«, sagte Ben. »So ist’s richtig. Na los, Alex. Ich bin der,

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