Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
Vom Netzwerk:
der deine ganze Familie umgebracht hat, richtig? Ich war’s, ich bin an allem schuld. Los, schieß.«
    Drück einfach ab. Drück ab. Damit ihm für immer das selbstgefällige Grinsen vergeht.
    Ben schüttelte angewidert den Kopf. »Ich warte nicht ewig, du Arschloch. Das ist deine Chance. Wenn du schießen willst, schieß.«
    Alex kam langsam auf die Beine, noch immer nach Luft ringend. Es ärgerte ihn, dass Ben nicht mal Angst hatte. Wie gern hätte er ihn vor Angst schlottern sehen.
    Dann jag ihm Angst ein. Na los. Er wollte dich umbringen. Tu’s. Für Katie. Für Mom. Für Dad. Tu’s, tu’s, tu’s!
TU ES
!
    Links von ihm öffnete sich die Zwischentür. Er schaute hin. Es war Sarah.
    »Hört auf!«, schrie sie.
    Ben warf ihr einen Blick zu, sah dann wieder Alex an. »Das ist deine letzte Chance«, sagte er.
    »Alex, sind Sie wahnsinnig?«, sagte Sarah. »Legen Sie die Pistole hin. Los, legen Sie sie hin.«
    Gott, wie gern er abdrücken würde. Und der Gedanke, vor diesem hämisch grinsenden Scheißkerl von Bruder klein beizugeben, löste eine neue Welle Übelkeit aus.
    Aber er konnte es nicht. Das wusste er. Und die Erkenntnis, dass Ben es auch wusste, es die ganze Zeit gewusst hatte, machte ihn stinkwütend.
    Ohne nachzudenken, hob er den Arm und schleuderte Ben die Pistole an den Kopf. Sie traf ihn mit Wucht an der Stirn, und er ging zu Boden.
    Sarah schrie: »Alex!«
    »Okay«, sagte Alex. »Jetzt bist du an der Reihe. Na los.«
    Ben setzte sich auf. Ein Rinnsal Blut quoll aus der Platzwunde an seiner Stirn. Er nahm die Pistole und sicherte sie hinter dem Rücken.
    »Du willst mich umbringen?«, sagte Alex und deutete mit beiden Daumen auf seine Brust. »Du hast alle anderen umgebracht. Na los. Bring mich auch noch um.«
    Ben wischte sich mit den Fingern über die Stirn. Er sah auf das Blut, das an ihnen klebte, wischte sie dann an seinem Bademantel ab. »Wenn du mir nicht so am Arsch vorbeigehen würdest«, sagte er, »würde ich es tun. Aber du gehst mir am Arsch vorbei. Wir sind fertig miteinander. Sieh zu, wie du allein klarkommst.«
    Er ging zu dem Haufen Klamotten auf dem Boden, ließ ungeniert den Bademantel fallen, als wären Alex und Sarah gar nicht im Raum, und zog seine Hose an, dann die Schuhe, dann das knopflose Hemd und schließlich die Jacke. Er nahm seine Ledertasche und holte Alex’ und Sarahs Handys heraus. Er warf die Telefone aufs Bett und schlang sich die Tasche über die Schulter.
    »Ben«, sagte Sarah. Er ging einfach an ihr vorbei ins Bad, als wäre sie gar nicht da. Als er einige Sekunden später wieder herauskam, drückte er sich einen Waschlappen an die Stirn.
    »Ben«, sagte Sarah erneut.
    Ben blieb stehen und sah sie an. »Es war ein Fehler«, sagte er. »Vergiss es.«
    Dann öffnete er die Tür und ging nach draußen. Sie schloss sich mit einem Klicken hinter ihm, und weg war er.
    Einen Moment lang war es merkwürdig still im Raum. Sarah sagte: »Was ist denn bloß passiert?«
    »Nichts«, sagte Alex, der sie plötzlich nicht mehr ertragen konnte. Er hatte sie nur deshalb mitgenommen, weil er ihr helfen wollte, weil sie vielleicht in Gefahr war. Und zum Dank hatte sie mit seinem Bruder gevögelt. Während er sich die Nacht um die Ohren schlug, um Obsidian zu knacken, hatten die beiden es munter miteinander getrieben. Na, egal. Er brauchte sie nicht. Er brauchte niemanden.
    »Ich fahr nach Hause«, sagte er. »Wir sehen uns im Büro.«
    »Sie können jetzt nicht nach Hause!«, sagte sie. »Ben hat doch eben gesagt –«
    »Ich will es nicht hören!«, sagte er, schärfer als beabsichtigt. »Äh … wie er gesagt hat, vergessen Sie’s. Vergessen Sie’s einfach.«
    Er ging in das Zimmer auf der anderen Seite des Korridors, um seine Sachen zu holen. Es war ihm egal, ob noch jemand hinter ihm her war. Ihm war alles egal. Falls irgendwer ihn umbrachte, ginge das ohnehin auf Bens Kappe. Genau wie alles andere.

28 Zurück
    Ben ging das kurze Stück zum Chinese Hospital auf der Jackson Street zu Fuß. Die Morgensonne stand tief am Himmel, so hell, dass es ihm in den Augen weh tat. Die Stelle an seinem Kopf, wo die Glock ihn getroffen hatte, pochte schmerzhaft, und obwohl er noch ganz aufgewühlt war von dem, was alles davor passiert war, vergaß er auch jetzt nicht, sich abzusichern.
    Alex’ Wurf mit der Pistole hatte ihn überrascht. Es rief ihm in Erinnerung, wie gefährlich ein Amateur sein konnte. Da kein Profi auf der Welt auf die Idee käme, mit einer Pistole zu werfen,

Weitere Kostenlose Bücher