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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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den bizarren Abläufen im Patentamt bestens aus. Die Patentanmeldung war noch nicht offiziell bei Hank und der Abteilung 2130 eingegangen, aber Hank hielt Alex über den Stand der Dinge auf dem Laufenden, seit sie beim Patentvorprüfungsamt eingereicht worden war. Alex’ letzter Kenntnisstand war, dass die Anmeldung für eine Sicherheitsüberprüfung ans Verteidigungsministerium weitergeleitet worden war. Eine Sicherheitsüberprüfung wurde routinemäßig bei allen Erfindungen durchgeführt, die mit Kryptographie zu tun hatten, und falls das Verteidigungsministerium keine Geheimhaltungsanordnung erließ – was Gott sei Dank höchst selten vorkam –, würde die Anmeldung an Hanks Prüfungsstelle durchgewinkt werden.
    Das PMA befand sich in Virginia, und dort war es jetzt neun Uhr. Alex rief Hank an, bekam aber nur seine Mailbox.
    Verdammt. Hank war sonst immer früh an seinem Schreibtisch. Na ja, vielleicht war er ja nur kurz zum Klo oder so.
    Die Mailboxstimme forderte ihn auf, die Null zu drücken, wenn er mit der Zentrale verbunden werden wollte. Alex tat wie geheißen. Sogleich fragte eine Frau: »An wen darf ich Sie weiterleiten?«
    »Ich möchte Hank Shiffman sprechen.«
    Nach kurzem Zögern sagte die Frau: »Äh, einen Moment bitte.«
    Alex wartete, fragte sich, warum die Frau bei einer so banalen Angelegenheit so unsicher geklungen hatte.
    Einen Augenblick später meldete sich eine weitere Frauenstimme, dunkler als die erste und mit einem geschäftsmäßigeren Ton. »Jane Hamsher, Leiterin der Abteilung Computerarchitektur, Software und Informationssicherheit. Mit wem spreche ich bitte?«
    Alex überlegte einen Moment. Die Informationen, mit denen Hank ihn versorgt hatte, waren inoffiziell. Er wollte seinem Freund keine Scherereien machen.
    »Mein Name ist Alex Treven«, sagte er. »Ich bin ein alter Studienfreund von Hank Shiffman.«
    Wieder trat eine Pause ein. Dann sagte die Frau: »Ich verstehe. Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass Hank gestern verstorben ist.«
    Im ersten Moment meinte Alex, er hätte sich verhört. Er ließ die Worte der Frau im Kopf Revue passieren, suchte nach einer vernünftigen Erklärung. Er fand keine.
    Schließlich platzte er heraus: »Was … was ist passiert? Wie?«
    »Anscheinend hatte er einen Herzinfarkt.«
    Alex dachte an Hank, Vegetarier und ein verflucht guter Squashspieler. »Aber … Hank war kerngesund. Ich meine, gesünder als jeder, den ich kenne.«
    »Ich weiß, es war ein ganz schöner Schock für uns alle hier. Offenbar war es erblich bedingt, aber das wird noch untersucht. Wir alle werden Hank vermissen. Er war ein guter Mensch und sehr kompetent.«
    Sie wollte das Gespräch beenden. Alex dachte:
Na, wovor muss er noch geschützt werden, wenn er tot ist?
, und sagte: »Die Sache ist die, Hank hat mich bei einer Kryptographieanmeldung für einen meiner Mandanten … beraten. Gibt es vielleicht sonst jemanden, der mir sagen könnte, wie es aktuell damit aussieht?«
    Wieder eine Pause. »Hank war der Prüfer?«, fragte die Frau skeptisch.
    »Nein, die Anmeldung ist noch bei keiner Prüfungsstelle. Soweit ich weiß, liegt sie derzeit beim Vorprüfungsamt und muss noch vom Verteidigungsministerium abgesegnet werden –«
    »Nun, sobald die Sache durch die Sicherheitsüberprüfung ist, geht sie an die Technologieabteilung, Ihrer Beschreibung nach vermutlich Gruppe 2130. Wenn es so weit ist, melden wir uns bei Ihnen.«
    Verdammt, nicht gerade die mitfühlende Reaktion, die er sich für einen trauernden Freund erhofft hatte. »Alles klar«, sagte Alex. »Vielen Dank.«
    »Keine Ursache. Und nochmals, mein Beileid.«
    Er legte auf. Zeit für Plan B. Leider Gottes war er durch Hilzoys Tod bereits bei Plan B angelangt. Und der lief nicht unbedingt berauschend.
    Erst Hilzoy, dann Hank. Unglaublich. Als läge ein Fluch auf Obsidian.
    Er überlegte, was er als Nächstes machen sollte. Er musste herausfinden, wer die Rechte auf das Patent erben würde, falls – wenn – es erteilt wurde. Er musste außerdem die Ärmel hochkrempeln und die Technologie gründlich auswerten – die Vorteile, die Grenzen, sämtliche mögliche Anwendungen auf diversen potentiellen Märkten. Bis jetzt war Hilzoy für Obsidian als Produkt, auf das sich eine Firma aufbauen ließe, der beste Werber gewesen. Jetzt, wo Hilzoy nicht mehr da war, würde Alex diesen Part übernehmen müssen.
    Er ging Hilzoys Akte durch und war nicht überrascht, keinerlei Informationen über Angehörige zu

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