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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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finden. Na schön, er würde Alisa darauf ansetzen. Sie sollte Kontakt zu der Exfrau aufnehmen und herausfinden, wer die nächsten Verwandten waren – die voraussichtlichen Nutznießer eines Testaments oder diejenigen, die höchstwahrscheinlich erben würden, wenn Hilzoy kein Testament gemacht hatte.
    Schließlich die Software selbst. Hilzoy hatte bei jedem Besuch in der Kanzlei eine Sicherungs- DVD mit der neuesten Version bei Alisa deponiert. Alex ging sie holen und legte sie ins Laufwerk seines Laptops. Als das Programm hochfuhr, hörte Alex zu seiner Verblüffung, dass Musik aus den winzigen Lautsprechern ertönte. Er erkannte die Melodie nicht – irgendwas Instrumentales. Er lauschte einen Augenblick, fand dann den Befehl, um sie abzustellen. Es war unheimlich, sich auszumalen, wie Hilzoy sie gehört hatte, während er an Obsidian arbeitete. Vielleicht war das eines seiner Lieblingsstücke gewesen.
    Er fing an, die verschiedenen Anwendungen auszuführen, beschrieb sie, während er arbeitet, so, als würde er mit einem Kapitalgeber sprechen. »Haben Sie gesehen, wie schnell Obsidian eine fünf Gigabyte starke Videodatei verschlüsselt hat? Und das ist längst nicht das Ende der Fahnenstange. Wir haben es mit fünf Terabyte getestet, und wir denken, es ist noch mehr drin. Und natürlich nicht bloß Videodateien, sondern jede beliebige Datei. Jede Plattform. Und das Entschlüsseln geht genauso fix. Passen Sie auf …«
    Er machte eine Stunde lang so weiter, völlig versunken, die Außenwelt ausgeblendet. Er musste das hinkriegen. Unbedingt.
    Es klopfte an der Tür. Er rief: »Ja.«
    Die Tür ging auf, und Sarah kam herein. »Hallo«, sagte sie. Ihr Ton und der dazugehörige Gesichtsausdruck verrieten, dass sie nicht unbedingt bester Stimmung war.
    »Was ist denn?«, fragte Alex, verdutzt, sie zu sehen, während er mit den Gedanken noch halb bei Obsidian war.
    Sie setzte sich und sah ihn an. »Sind Sie schon mal auf die Idee gekommen, dass auch andere Leute sich Gedanken machen könnten, was mit Hilzoy los ist?«
    Alex runzelte die Stirn. Warum konnte sie sich nicht so verhalten, wie man das von einer Junganwältin erwartete? Sie konnte nicht einfach hereingeplatzt kommen, sich in einen Sessel plumpsen lassen, als wäre sein Büro ihr zweites Zuhause, und anfangen, ihn auszufragen.
    »Hören Sie –«, setzte er an.
    Sie beugte sich vor, stützte die Ellbogen auf seinen Schreibtisch. »Sie sind gestern hier rausgefegt und zum Polizeipräsidium gefahren. Was war denn los?«
    Alex zwang sich, nicht auf das verführerische Dekolleté zu blicken, das er am Rande seines Gesichtsfeldes erahnte. Na schön, vielleicht hatte sie ja nicht ganz unrecht. »Er ist ermordet worden«, sagte er.
    Schlagartig wurden ihre Gesichtszüge sanfter. »O Gott, das darf doch nicht wahr sein.«
    Er überlegte, ob er ihr sagen sollte, dass er zu arbeiten hatte. Sein Missfallen darüber signalisieren, dass sie ihm gegenüber nicht den angemessenen Respekt an den Tag legte. Er war als Junganwalt stets respektvoll gewesen. Was war bloß los mit ihr?
    Stattdessen sagte er: »In seinem Wagen wurde ein Haufen Heroin gefunden. Irgendein Drogendeal, glaubt die Polizei.«
    »Heroin? Hilzoy? Nie im Leben, er war ein Computerfreak. Das ergibt doch keinen Sinn.«
    »Tja, man steckt halt nie so ganz drin.«
    Sie lehnte sich zurück, als hätte sie vor, länger zu bleiben. »Die Polizei hat Sie angerufen, weil … die dachten, Sie wüssten vielleicht was?«
    Einen Moment lange zögerte Alex, und dann kapitulierte er. Erst Hilzoy, dann Hank … das war so eigenartig, er musste einfach mit jemandem darüber reden. Er erklärte ihr, dass Hilzoys Handy die Polizei zu ihm geführt hatte, erzählte von der Vernehmung im Präsidium, sogar von dem DNA -Test. Er hatte gar nicht vorgehabt, so viel zu sagen. Eigentlich hatte er gar nicht vorgehabt, überhaupt was zu sagen. Er spürte, dass er mit seiner Offenheit Risiken einging, die er nicht genau durchschaute und ganz sicher nicht kontrollieren konnte. Das Gefühl löste einen leichten Schwindel bei ihm aus, fast Übelkeit.
    »Haben Sie Osborne informiert?«, fragte sie, als er fertig war.
    »Nein. Er ist bis morgen in Bangkok. Ich sag’s ihm, wenn er zurück ist.«
    »Meinen Sie nicht, er will es sofort erfahren? Sie könnten ihm eine E-Mail schicken.«
    Alex lachte. »Wenn es nicht sein Mandant ist, geht ihm das Ganze am Arsch vorbei, glauben Sie mir.«
    Kaum war der Satz heraus, wünschte er, er hätte ihn

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