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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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Warteraum mit seinem Geruch nach Desinfektionsmittel, den aufgereihten Polsterstühlen und dem Fernseher, der in der Ecke flackerte, hatte etwas traurig Ewiges an sich. Der Fernseher lief zu leise, um irgendwas hören zu können, und Alex fragte sich, wozu das gut war. Dann begriff er: Das Gerät sollte die Leute daran erinnern, dass dieser Raum nicht die ganze Welt war, dass das Leben draußen weiterging, egal wie groß das Entsetzen sein mochte, das sie hierhergerufen hatte. Der Gedanke verblüffte ihn, weil er eine ganz ungewohnte Reife hatte, so wie ihn zuvor die Erkenntnis über die Krankenschwester verblüfft hatte. Aus irgendeinem Grund machte es ihm Angst, dass er so etwas plötzlich verstehen konnte.
    Sie suchten sich drei freie Stühle nebeneinander und nahmen Platz. Alex sah sich um. Ein knappes Dutzend Leute war in dem Raum. Niemand schenkte Alex und seinen Eltern auch nur die geringste Beachtung. Eine Latina wiegte leise summend den Kopf eines kleinen Mädchens im Schoß. Ein kleiner Junge, Alex vermutete, dass es der Sohn der Frau war, lehnte schlafend an ihrer Schulter. Ein alter Mann in einem Flanellhemd stöhnte vor sich hin und drückte einen blutigen Lappen auf seinen Arm. Sie sahen alle aus, als wären sie schon ewig da, und Alex fragte sich kurz, ob er und seine Eltern jetzt genauso aussahen.
    Er hätte gern die Hand seiner Mutter genommen, doch er sah, dass sie und sein Vater einander nicht berührten, also sollte er das vielleicht besser auch nicht tun. »Ich … ich muss mal«, sagte Alex. Seine Mutter reagierte nur mit einem winzigen Nicken, und Alex hatte ein schlechtes Gewissen, weil er etwas für sein eigenes Wohlbefinden tun musste.
    Als er zurückkam, war sein Vater aufgestanden und lief auf und ab. Seine Mutter saß so still wie eine Marmorstatue. Ihr Gesicht war reglos und weiß.
    Alex setzte sich und beobachtete die Schwingtüren, von denen er annahm, dass sie tiefer ins Krankenhaus führten. Er versuchte, nicht an Katie zu denken, daran, wie sie operiert wurde. Sie hatten sie doch betäubt, oder? Wenigstens hatte sie keine Schmerzen.
    Etwa alle zwanzig Minuten ging sein Vater zu einem Münztelefon auf dem Korridor und rief zu Hause an. Nach dem vierten Anruf kam er zurück und sagte: »Ich hab Ben erreicht. Er ist auf dem Weg hierher.«
    Seine Mutter blickte auf. »Wo war er denn?«
    Sein Vater schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht. Ich wollte nicht groß diskutieren. Er sollte bloß schnell herkommen.«
    Keine zehn Minuten später kam Ben ins Wartezimmer gestürmt, und Alex spürte eine Welle der Beruhigung beim Anblick seines starken, breitschultrigen großen Bruders. Wenigstens waren sie jetzt alle zusammen. Es war manchmal schwer, mit Ben zu reden, und Alex wusste, dass Ben ihn nicht unbedingt mochte, aber sein Bruder hatte ihn immer beschützt. Alex spürte, dass er ihn jetzt auch beschützen würde, sie alle beschützen würde.
    »Was ist passiert?«, fragte Ben. »Wie geht’s Katie?«
    »Wo warst du?«, fragte seine Mom, die aufgestanden war und auf ihn zuging. »Du solltest sie doch nach Hause fahren!«
    »Was?«, sagte Ben.
    Sein Vater trat vor und packte Ben am Arm. »Ich hab dir gesagt, du sollst sie von der Party nach Hause fahren.«
    »Hast du nicht«, sagte Ben kopfschüttelnd. »Du hast gesagt, ich soll dafür sorgen, dass Katie um Mitternacht zu Hause ist.«
    »Was hast du denn gedacht, was das heißen soll?«, sagte sein Vater jetzt lauter. »Du solltest sie nach Hause fahren!«
    Alex sah sich von seinem Platz aus um. Die anderen im Raum, die zuvor noch wie betäubt dagesessen hatten, waren ein wenig aus ihrer Erstarrung erwacht und beobachteten den Verlauf des Dramas.
    »Ich dachte … na ja, dass sie zu einer bestimmten Zeit zu Hause sein soll«, sagte Ben. »Weil sie jünger ist. Wally hat gesagt, er würde sie fahren, da hab ich gedacht –«
    Im Raum trat Stille ein.
    Ben fragte: »Wo ist Wally?«
    Sein Vater sagte: »Wally ist gefahren. Er ist tot.«
    Alex spürte eine Welle der Angst bei den letzten drei Worten, bei ihrer nackten Endgültigkeit. Er begriff, dass seine Eltern das von dem Anrufer heute Nacht erfahren haben mussten. Aber … wie konnte Wally tot sein? Alex hatte ihn doch neulich noch gesehen. Vor höchstens drei Tagen.
    Ben sah aus, als hätte er einen Schlag in den Magen bekommen. »Katie … Katie hat gesagt, es wäre okay.«
    Die Stimme seines Vaters wurde noch lauter. »Ich denke, ich habe unmissverständlich klargemacht, dass du deine

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