Todescode
vielleicht, die junge Kollegin, die mir bei der Sache assistiert hat. Aber die würde nicht einfach was aus meinem Büro holen. Oder falls doch, hätte sie mir eine Nachricht hingelegt oder so.«
»Frag trotzdem bei ihr nach.«
Alex rief Sarah auf ihrem Handy an. »Hallo«, sagte er. »Tut mir leid, Sie so früh zu stören.«
»Kein Problem. Ich fahre gerade auf den Parkplatz. Was ist denn?«
Nur wenige kamen früher ins Büro als Sarah. Alex war einer davon.
»Ich kann ein paar Unterlagen über Hilzoy nicht finden. Sie haben sich nicht zufällig irgendwas ausgeliehen, oder?«
»Natürlich nicht. Sonst hätte ich Ihnen doch Bescheid gesagt.«
»Ja, hätte mich auch gewundert. Ich wollte mich nur vergewissern. Danke.«
Er legte auf und schüttelte den Kopf. Ben sagte: »Sind wir immer noch bei unserem Gedankenspiel?«
Alex schluckte. Zuerst sein Haus, jetzt sein Büro … was hatte das zu bedeuten?
»Nein«, sagte er. »Hier ist was faul.«
»Was hätten sie davon, dir deine Unterlagen zu klauen?«
Alex überlegte einen Moment. »Nichts. Wir haben immer noch die Akten mit der schriftlichen Korrespondenz und ein Band-Backup … und ich könnte, falls nötig, wahrscheinlich eine Menge von dem, was fehlt, mit Hilfe der E-Mail-Korrespondenz wiederherstellen.«
»Hast du deine E-Mails gecheckt?«
Alex fuhr seinen PC hoch und ging die E-Mails durch. »Verdammt«, sagte er. »Es ist alles weg. Alle meine Dateien zum Obsidian-Quellcode.«
Er ging hinaus und suchte nach den Ordnern mit der schriftlichen Korrespondenz. Ohne Erfolg. Er sah noch einmal nach, vergewisserte sich, ob etwas falsch abgelegt worden war. Nichts. Obsidian war verschwunden.
Er kam zurück in sein Büro. »Irgendwer hat alles mitgenommen«, sagte er. »Alles. Es ist alles futsch.«
»Was ist mit dem Band-Backup?«
»Ich weiß nicht, wie ich das überprüfen kann. Ich müsste mit jemandem von der IT -Abteilung sprechen, wenn die ins Büro kommen.«
»Glaub mir, das Band-Backup ist auch nicht mehr da«, sagte Ben.
»Woher willst du das wissen?«
»Irgendwer ist hier in den letzten zwei Nächten profimäßig eingebrochen. Sie haben ganze Arbeit geleistet. Sie haben deine aktuellen Unterlagen und deine Ordner mitgehen lassen und deine relevante E-Mail-Korrespondenz gelöscht. Glaubst du im Ernst, die haben so was Naheliegendes wie ein Band-Backup übersehen?«
Alex saß schweigend da. Er war wie vor den Kopf geschlagen und hatte keine Ahnung, was er jetzt machen sollte.
»Es stellt sich also folgende Frage«, sagte Ben und sah ihn an. »Warum verschonen sie dich?«
»Wie meinst du das?«
»Sie bringen zwei Leute um, in Kalifornien und in Washington. Einen von ihnen, wie es scheint, ausgesprochen raffiniert, so dass es nach einem Herzinfarkt aussah. Sie hätten dich jederzeit umlegen können. Warum haben sie das nicht getan?«
»Tja, das würde ich auch gern wissen.«
Ben trommelte mit den Fingern auf seinen Oberschenkel. »Ich glaube, Sie haben einen Fehler gemacht.«
»Was meinst du damit?«
»Perfektion ist der Feind des Guten. Und sie wollten perfekt sein.«
»Hallo, Ben? Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Irgendwer will diese Erfindung haben. Nein, das ist falsch ausgedrückt. Sie wollen nicht, dass irgendein anderer sie bekommt, was bedeutet, es soll auch kein anderer davon wissen. Jetzt versetz dich mal in ihre Lage: Du willst eine Erfindung verschwinden lassen. Was machst du?«
»Na, das geht doch nicht, dafür ist es zu –«
»Wenn du müsstest. Was machst du als Erstes?«
Alex überlegte. »Der Erfinder«, sagte er nach einem Moment.
»Okay. Und in der uns bekannten Reihenfolge der Ereignisse, wer ist als Erster gestorben?«
»Der Erfinder.«
»Wie geht’s weiter?«
»Ich würde sagen, ein Unentschieden zwischen dem Patentamt und dem Anwalt, der das Patent angemeldet hat.«
»Sie haben den Patenttypen vor dir erledigt. Vielleicht haben sie noch mit ihm geredet, bevor er starb. Vielleicht wollten sie auch mit dir reden.«
»Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte Alex.
Ben ging nicht darauf ein. »Aber du bist entwischt. Sie haben dich beobachtet, und plötzlich kommst du nicht zur Arbeit und bist auch nicht mehr zu Hause. Was schließen sie daraus? Dass du untergetaucht bist. Und sobald sie das kapieren, verändern sie ihre Prioritäten. Was hättest du an ihrer Stelle getan?«
»Keine Ahnung … Papierkram, schätze ich. Dokumentation.«
»Na bitte.«
»Aber was bringt ihnen das? Patentanmeldungen
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