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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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laufen heute elektronisch, alles ist im PAIR erfasst, dem elektronischen nationalen Register für Patentanmeldungen. Für einen Zugang brauchst du ein digitales Zertifikat und ein Passwort. Ich meine, es –«
    »Prüf’s nach.«
    Alex rief die PAIR -Webseite auf, loggte sich ein und gab die Patentanmeldungsnummer ein. Unter der Nummer war nichts zu finden.
    »Das gibt’s nicht«, sagte er.
    »Verschwunden?«
    Alex versuchte es erneut, diesmal mit dem Aktenzeichen und dann mit der Kundennummer. Nichts. Er sah Ben an und schüttelte wortlos den Kopf.
    »Siehst du?«, sagte Ben. »Sie haben es zuerst auf die Menschen abgesehen und erst dann auf die Dokumente. Du hast den Ablauf ihrer Operation gestört, weshalb sie ihre Prioritäten verschoben haben. Und die Tatsache, dass sie die Unterlagen stante pede verschwinden lassen konnten, bedeutet, dass sie darauf vorbereitet waren – sie hätten dich nur gern vorher aus dem Weg geräumt, wenn sie gekonnt hätten. Verstehst du? Das ist so, wie wenn man was Verschüttetes aufwischen will. Wenn man nicht alles auf einmal schafft, erledigt man den Rest eben später.«
    Er stockte, sagte dann: »Diese Frau, Sarah. Du hast gesagt, sie hätte dir bei der Sache geholfen?«
    »Ach du Scheiße, ja. Du glaubst doch nicht –«
    »Wird sie irgendwo in der Patentanmeldung erwähnt? Könnte man irgendwie rausfinden, dass sie beteiligt war?«
    »Beide Male ja.«
    »Ist in einer Patentanmeldung ein bevollmächtigter Patentanwalt oder so aufgeführt?«
    »Ja, in diesem Fall ich.«
    »Na, wenn sie wissen, dass deine Kollegin dir nur assistiert hat, ist sie drittrangig.«
    »Du meinst –«
    »Jedes Element einer Operation birgt die Gefahr von Rückschlägen, alles, was die Operation scheitern lassen könnte. Daher fängt man möglichst mit den wichtigsten Zielpersonen an. Wie du gesagt hast, zuerst der Erfinder, dann der Prüfer, dann du. Erst wenn die Hauptakteure ausgeschaltet worden sind, geht man das Risiko ein, die Junganwältin aufs Korn zu nehmen, die bei der Patentanmeldung geholfen hat. Verstehst du?«
    »Ja. Du glaubst, sie ist jetzt in Gefahr?«
    »Das wäre sie, wenn es meine Operation wäre.«
    »Na, dann müssen wir sie warnen.«
    »Wir?«
    »Ich kenn mich mit dem Kram nicht aus. Aus meinem Mund wird sich das anhören, als hätte ich nicht alle Tassen im Schrank. Sie wird nicht auf mich hören. Sie ist … stur.«
    »Das ist dann ihre Entscheidung.«
    »Verdammt, dann hilf mir wenigstens, mit ihr zu reden. Was meinst du, wie du dich fühlst, wenn ihr was passiert?«
    »Ich werde gar nichts fühlen. Das ist nicht mein Problem.«
    Alex traute seinen Ohren nicht. »Donnerwetter, wie bist du so gleichgültig geworden?«
    »Hast du in letzter Zeit mal was an Wohltätigkeitsorganisationen gespendet?«
    »Was hat das damit zu tun, dass –«
    »Zum Beispiel Smile Train, für Kinder mit Hasenscharte? Malaria No More? Care.org für unterernährte Kinder? Oder vielleicht SaveDarfur.org? Bloß ein paar Dollar am Tag, Alex, gerade mal so viel, wie du für deine tägliche Latte-macchiato-Sucht ausgibst, und du könntest Hunderte Menschenleben retten.«
    »Das ist was anderes.«
    »Da hast du recht. Denn das, worum du mich bittest, bedeutet eine mögliche Gefahr für mich selbst. Das, was du dich weigerst selbst zu tun, würde dir nicht mal eine Unannehmlichkeit bereiten.«
    Alex spürte, dass sein Bruder nicht ganz falschlag, wollte sich aber nicht geschlagen geben.
    »Dann spendest du also, ja?«
    »Und wenn?«
    »Warum? Als Buße für andere Sachen, die du gemacht hast? Um dein Sündenkonto zu frisieren?«
    Ben lachte. »Du bist wie ein kleiner Junge, der versucht, die Erwachsenen zu verstehen. Spiel einfach weiter den Bürohengst und überlass die Bürde der realen Welt den Großen.«
    »Stell dir vor, das würde ich furchtbar gern tun, Ben. Doch leider hat sich einer von den Großen offenbar in den Kopf gesetzt, mich umzubringen. Aber stimmt, das ist ja nicht dein Problem. Entschuldige, dass ich dich damit belästigt habe.«
    »Ganz richtig, es ist nicht mein Problem. Du bist für mich bloß einer von meinen wohltätigen Zwecken.«
    Alex starrte ihn verblüfft an. Das wirklich Verblüffende aber war, dass Bens Hartherzigkeit ihn noch immer so schockieren konnte. Aber wieso eigentlich? Wann hatte Ben sich je aus irgendwem außer sich selbst was gemacht?
    »Also, nur damit ich das richtig verstehe: Du spendest an Wohltätigkeitsorganisationen, die sich für Menschen einsetzen, die weit

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