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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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reden, und Sarah hörte zu, widerstand jedoch dem Drang, ihn mit Fragen zu unterbrechen. Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Zweifellos war das, was er da erzählte, tatsächlich passiert. Das mit Hilzoy wusste sie natürlich, und der Rest ließe sich leicht überprüfen. Sie hatte auch keinen Zweifel daran, dass Alex wirklich von einer Art Verschwörung überzeugt war. Aber es musste doch wohl eine Erklärung für all das geben, oder? Im sonnigen, zivilisierten Silicon Valley wurde doch kein Mensch wegen einer Erfindung umgebracht. Hier wurde gekauft und verkauft, manchmal auch jemand verklagt, aber Mord?
    Als Alex fertig war, sah Sarah zu Ben hinüber. »Was haben Sie damit zu tun?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Eigentlich nichts.«
    »Ben ist in der Army«, sagte Alex. »Er kennt sich mit solchem Kram aus.«
    »In der Army?«, fragte Sarah, den Blick noch immer auf Ben gerichtet. »Dann kennen Sie sich bestimmt mit allerhand aus.«
    Bens Mundwinkel bewegten sich nur ganz leicht, als ob er sie schrecklich amüsant fände und das nicht ganz verbergen könnte. »Ich kenne mich mit einigen Dingen aus«, sagte er.
    »Oh, wie faszinierend. Erzählen Sie mal.«
    Diesmal legte er den Kopf schief und lächelte. Sie hatte noch nie einen so herablassenden Blick gesehen.
    »Ach, kommen Sie«, sagte sie. »Versuchen Sie doch wenigstens, mir zu erklären, wie Sie Panzer fahren oder mit einem Gewehr rumballern oder Nachschub requirieren oder was auch immer Sie machen, das Sie dazu qualifiziert, sich ›mit solchem Kram auszukennen‹?«
    Bens Augen verengten sich leicht. Er betrachtete sie mit einem Blick, der eindringlich und ruhig zugleich war, und Sarah hatte das Gefühl, als wären enormer Druck und enorme Kontrolle in einem unbehaglichen Gleichgewicht. Der Mann hatte irgendwas Gefährliches an sich, und ihr wurde klar, dass es dumm war, ihn zu reizen. Aber diese Fassade angespannter Beherrschung und die Herablassung, mit der er ihr bisher begegnet war … das konnte sie sich nicht einfach gefallen lassen.
    »Ich fahre keine Panzer«, sagte er nach einem Moment. »Es ist ein Weilchen her, dass ich mit einem Gewehr geschossen habe. Und Nachschub requirier ich auch nicht oft.«
    »Dann müssen Sie ja was ganz Besonderes sein.« Gott, was sollte denn das jetzt? Wieso wollte sie unbedingt … ja was? Ihn provozieren? Durcheinanderbringen? Ihn irgendwie aus dem Tritt bringen? Die sorgsam errichtete Fassade aus Herablassung knacken?
    »Oh, ich bin eigentlich nichts Besonderes. Jedenfalls nicht verglichen mit einem Anwalt, nur mal so als Beispiel. Ich meine, ihr seid doch die Besonderen. Ganz oben in der Nahrungskette. Die wie ich, wir sind bloß bescheidene Diener.«
    »Sarah, Ben, bitte –«, setzte Alex an, doch Sarah fiel ihm ins Wort.
    »Dann mal raus mit der Sprache«, sagte sie. »Was für einen Dienst leisten Sie denn?«
    »Ich sorge bloß dafür, dass Leute wie Sie in Sicherheit leben können, mehr nicht. Es ist eigentlich nichts Wichtiges.«
    Sie verstand, was er sagen wollte. Für ihre Sicherheit zu sorgen war ihm nicht wichtig. »Und wie, wenn ich fragen darf? Sie haben mir bisher nur erzählt, was Sie alles nicht machen.«
    Er wartete kurz, als würde er nachdenken. »Ich neutralisiere Bedrohungen, damit Anwälte das große Geld verdienen und überteuerte Latte macchiatos in sich reinschütten können. Es ist ein schmutziger Job, aber einer muss ihn ja machen.«
    Er ließ sich die Herablassung nicht einfach nur anmerken, wie sie begriff. Die Herablassung demonstrierte er ihr
absichtlich
. Darunter verborgen lag eine ganze Weltanschauung, in der Leute wie Ben Märtyrer waren und Leute wie Sarah Yuppie-Schafe, Undankbare, was auch immer.
Nutz das aus
, dachte sie, obwohl sie wusste, wie unreif und womöglich sogar gefährlich dumm sie sich verhielt. Dennoch, sie war so gespannt, was passieren würde, dass sie sich nicht bremsen konnte.
    »Wie edel von Ihnen. Aber was für Bedrohungen denn? Und wie neutralisieren Sie sie? Das muss doch alles schrecklich gefährlich sein.« Sie machte nicht den geringsten Hehl aus der Verachtung, die sie empfand.
    »Kommt ganz drauf an«, sagte Ben. Seine Miene war noch immer neutral, sogar gelangweilt, doch irgendetwas in seinen Augen – Interesse? Ablehnung? Ärger? – gab ihr das Gefühl, dass sie langsam an ihn rankam. »Vor allem Typen der Achse des Bösen. Früher mal Iraker. Nordkoreaner.« Er stockte kurz, dann: »Iraner.«
    »Iraner«, sagte sie und spürte, wie ihr

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