Todescode
Gesicht heiß anlief. »Das sind bestimmt die Bösesten von allen.«
»Denen ist schwer zu trauen«, sagte er Kaugummi kauend. »Man kann nie wissen, was sie im Schilde führen.«
»Na, wie schön, dass ihr zwei so prima miteinander klarkommt«, sagte Alex. »Das müsste es uns viel leichter machen, noch einen Tag länger am Leben zu bleiben.«
Verdammt, er hatte recht. Sie spielte hier ein idiotisches Spielchen.
»Moment mal«, sagte sie. »Haben wir den Obsidian-Quellcode sonst noch irgendwo gespeichert?«
Alex schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht. Die haben alles verschwinden lassen, sogar die Anmeldung bei PAIR .«
»Scheiße«, sagte sie.
Ben sah sie an. »Was?«
»Wenn wir den Quellcode hätten«, sagte sie, »hätten wir ihn veröffentlichen können.«
»Natürlich«, sagte Alex. »SourceForge oder Slashdot –«
»Nicht bloß die Softwarewebseiten«, sagte Sarah. »Wir hätten an jeden politischen Blog da draußen schreiben können – Talking Points Memo, Unclaimed Territory, No Comment, Balloon Juice, Hullabaloo, The Daily Fish, Firedoglake. Wir hätten die beiden Morde dokumentieren können, den Einbruch in Ihr Haus –«
»Deshalb haben sie auch keine Zeit verloren, nachdem sie Alex nicht erwischt hatten«, sagte Ben. »Sie mussten verhindern, dass ihr an die Öffentlichkeit geht. Es geht ihnen allein darum, die Erfindung geheimzuhalten.«
»So was macht der Staat«, sagte Sarah. »Sachen zurückhalten. Informationen wollen frei sein. Der Staat will sie kontrollieren.«
Alex seufzte. »Wie dem auch sei, ohne den Quellcode können wir gar nichts befreien. Wir würden uns anhören wie irgendwelche Spinner, die eine Verschwörungstheorie an den Mann bringen wollen.«
»Stimmt«, sagte Ben. »Und am Ende dann, wenn ihr doch dran glauben musstet, vorausgesetzt, es würde überhaupt jemand mitkriegen, gäbe es keine Beweise. Kein Beweis, keine Story. Hauptsache, die Erfindung bleibt geheim.«
Sie schwiegen einen Moment. Ben blickte Alex an. »Du musst irgendwas wissen«, sagte er. »Sonst hätten sie dich einfach umgelegt und die Dokumente gleich danach verschwinden lassen. Aber das haben sie nicht. Sie wollten vorher noch Informationen von dir. Was für welche könnten das sein?«
»Woher soll ich das wissen?«
»Was weißt du? Was könnten sie vermutet haben, was du weißt?«
»Keine Ahnung.«
»Denk nach! Sie kannten sich genau mit dem Ablagesystem hier in der Kanzlei aus, auf Datenträgern und als Ausdruck. Sie wussten, welche Anwälte an dem Fall gearbeitet haben. Sie wussten von PAIR und wie man in das Register reinkommt. Das alles sind kalkulierbare Abläufe. Formale Dinge. Systeme. Was sie beunruhigt haben könnte, ist die Möglichkeit von irgendwas Speziellem, irgendwas außerhalb des Systems, irgendwas, das schwer zu kalkulieren ist. Was wäre das? Hatten sie vielleicht Angst, etwas zu übersehen? Einen privaten Laptop? Eine inoffizielle Sicherungsdatei? Hast du so was?«
»Ja, natürlich!«, sagte Alex. »Hilzoy hat jedes Mal, wenn er hier war, eine Backup- DVD von der letzten Version bei meiner Sekretärin hinterlegt. Katastrophenschutz, eine Kopie irgendwo außerhalb aufbewahren, du weißt schon. Sie ist jetzt in meinem Laptop. Ich hab damit herumgespielt.«
»Genau so was zu übersehen, das war ihre Befürchtung«, sagte Ben. »Genau deshalb wollten sie dich in die Mangel nehmen. Ist der Quellcode auch mit drauf?«
»Nein, es ist einfach eine ausführbare Kopie«, sagte Alex. »Wie ein Softwareprogramm, das man im Laden kaufen kann. Mit Hilzoys Anmerkungen.«
»Und, lässt sich der Quellcode rekonstruieren?«, fragte Ben.
»Nein«, sagte Sarah. »Ich meine, theoretisch vielleicht, aber praktisch nein.«
»Keine Backups vom Quellcode?«, fragte Ben.
Alex schüttelte den Kopf. »Die haben sie alle.«
»Und was würde passieren, wenn ihr die ausführbare Version publik machtet?«
Alex zuckte die Achseln. »Das würde uns nicht viel Glaubwürdigkeit verschaffen. Vordergründig betrachtet, ist es nur eine raffinierte Methode, Daten zu verschlüsseln. Seit Hilzoys Tod experimentiere ich damit rum, und ich konnte bisher nichts finden, wofür es sich lohnen würde, jemanden umzubringen. Also, wenn wir es als Beweis für irgendeine Verschwörung publik machen würden, würden wir damit keinen Hund hinterm Ofen hervorlocken.«
Sie schwiegen einen Moment lang. »Tja«, sagte Sarah, »was sollen wir denn jetzt machen?«
»Ich sehe drei Möglichkeiten«, sagte Ben.
Alex und
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