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Todescode

Todescode

Titel: Todescode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barry Eisler
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glaubt, jeden zu kennen. Aber weißt du was? Ich bin um die halbe Welt geflogen, um dir zu helfen. Jetzt hilf mir doch einfach, damit die weite Reise nicht umsonst war, okay?«
    Es folgte eine Pause, und Ben konnte sich vorstellen, wie Alex innerlich kochte. Na, sein Pech, wenn ihm die Wahrheit nicht gefiel.
    »Ja, okay«, sagte Alex.
    »Noch was. Schließ die Zwischentür ab und lass alle Lampen an. Und lass die Türen vom Wandschrank und vom Bad auf.«
    »Sonst noch was?«, sagte Alex. Ben hörte den Sarkasmus und versuchte, sich dadurch nicht irritieren zu lassen. War es wirklich so schwer zu verstehen, dass Ben nicht zurück in ein Zimmer kommen wollte, in dem er nicht mit einem Blick erkennen konnte, ob die Luft rein war?
    »Sag doch einfach, dass du es machst«, sagte er.
    »Na schön, ich mach’s.«
    »Gut. Ich ruf an, wenn ich wieder da bin.« Er legte auf und steckte das Handy ein.
    Einen Augenblick später kam Sarah aus dem Pearl’s und ging die Columbus wieder in der Richtung hoch, aus der sie gekommen war.
    Ben öffnete eines der Flügelfenster. »Sarah«, rief er.
    Sie blieb stehen und schaute sich um. Ein Bus fuhr vorbei, und für einen Augenblick war sie in einer Dieselwolke verschwunden.
    »Sarah«, rief er wieder. »Hier oben. Am Fenster.«
    Sie blickte hoch und sah ihn. Sie winkte kurz als Zeichen, dass sie ihn entdeckt hatte.
    Er suchte erneut die Umgebung ab, sah aber keine Probleme. Was hatte sie vor? Dafür sorgen, dass er im Pearl’s blieb, während jemand anders Alex einen Besuch abstattete? Möglich. Tja, vorläufig war Alex jedenfalls in Sicherheit.
    Sie konnte nicht hergekommen sein, um ihn eigenhändig zu erledigen. Nein, das passte nicht. Er konnte sich vorstellen, dass sie Informationen lieferte, irgendwas in der Art, aber sie würde nicht selbst abdrücken. So sah er sie nicht.
    Dennoch, wenn er falschlag, würde die Strafe dafür hoch ausfallen.
    »Kommen Sie rauf«, rief er.

21 Unwirklich
    Alex hatte dreimal in einer Stunde gegähnt, und die letzten beiden Male waren ansteckend gewesen. Sarah sah ihn an und sagte: »Wir drehen uns im Kreis. Ich würde vorschlagen, wir machen Feierabend.«
    Alex fixierte sie mit seinem typischen unergründlichen Blick. Dann schien irgendwas in seinem Gesicht weicher zu werden. »Sie haben recht«, sagte er. »Wir müssen die Sache aus einer anderen Richtung angehen, um festzustellen, was wir übersehen haben, und dafür brauchen wir eine Pause. Haben Sie Hunger?«
    Sie hatte mit der Frage gerechnet und sich eine Antwort zurechtgelegt. »Nein, eigentlich nicht. Ich denke, ich geh nur noch mal los und kauf mir ein paar Sachen zum Wechseln. Wir sehen uns dann morgen, ja?«
    Er nickte. »Ist sieben zu früh?«
    »Nein, überhaupt nicht. Wahrscheinlich schlaf ich ohnehin nicht gut. Das alles hier ist einfach zu abgedreht.«
    Sie verschwand durch die Zwischentür in ihr Zimmer, zog sich aus und ging unter die Dusche. Den ganzen Tag über hatte sich etwas in ihr aufgestaut, und wenn sie es nicht endlich anging, fürchtete sie, zu explodieren.
    Der Tag hatte merkwürdig angefangen und war dann völlig beängstigend geworden. Ihre verschwundenen Akten. Der seltsame Anruf von Alex. Dann dieser Typ in seinem Büro, dem sie gleich ansah, dass er irgendwie gefährlich war, und der sich als Alex’ Bruder entpuppte. Als sie ihr erzählt hatten, was los war, war sie beunruhigt, aber nicht richtig verängstigt. Im Nachhinein erkannte sie, dass ihre relative Gelassenheit daher rührte, dass sie die Lage nicht ganz erfasst hatte. Sarah glaubte nicht, dass sie in Gefahr war. Ja, sie verstand, dass die Polizei vermutlich nicht helfen konnte, aber dass sie sich bereiterklärt hatte, mit Alex und Ben mitzukommen, um herauszufinden, was an Obsidian so wertvoll oder gefährlich war, das war für sie fast so etwas wie ein Spaß gewesen, eine Art Abenteuer, ein Ausbruch aus dem Alltagstrott. Und dann war Ben vom Parkplatz am Four Seasons mit Blut im Gesicht zurück zum Auto gekommen, und sie hatte den Bericht in den Nachrichten gesehen, und ihr war klargeworden, dass Alex’ Bruder jemand war, der zwei Männer – Gangster, wie es aussah – ungefähr ebenso mühelos töten konnte, wie andere Leute sich eine Tasse Kaffee eingossen. Töten konnte? Er
hatte
sie getötet. Eine andere Erklärung gab es nicht.
    Und jetzt? Hatte er sie oder sie sich selbst irgendwie zu seiner Komplizin gemacht? Im Studium hatte sie auch Seminare über Strafrecht belegt, aber alles gleich wieder

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