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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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der Dunkelheit fiel, und sagte: »Ich stieß da auf eine Ge schichte über einen Mann, der seine Seele dem Teufel verkaufte. Er wünschte sich einfach eines Tages etwas, das er wirklich brauchte, und sagte, er würde seine Seele dafür verkaufen. Und plötzlich tauchte der Teufel auf und hielt ihm einen Vertrag zum Unterschreiben hin. Ich entschied, daß der Teufel viel schneller und effizienter als Gott war, also fing ich an, nachts zum Teufel zu beten.«
    »Ich nehme an, er ist nie mit einem Vertrag aufgetaucht.«
    »Nee. Er erwies sich als ebenso ineffizient wie Gott. Aber dann kam mir eines Nachts in den Sinn, daß meine Eltern ganz sicher in der Hölle enden würden und daß ich, wenn ich meine Seele dem Teufel verkaufte, ebenfalls in die Hölle wandern würde, wo dann auch meine Eltern sein würden. Dies für alle Ewigkeit, und ich hatte solche Angst, daß ich in der Dunkelheit aus dem Bett stieg und mit aller Kraft zu Gott betete, daß Er mich retten solle. Ich sagte ihm, ich hätte schon begriffen, daß Er einen riesigen Rückstand an Gebeten hätte, die Er erhören müßte, und ich sagte, ich könnte auch verstehen, daß es vielleicht eine Weile dauern würde, bis Er sich um die meinen kümmern konnte, und ich wand mich und bettelte, Er solle mir vergeben, daß ich an Ihm gezweifelt hatte. Ich nehme an, daß ich ziemlichen Lärm dabei machte, weil meine Mutter in mein Zimmer kam, um nachzusehen, was da vorging. Sie war wieder sinnlos betrunken, und als ich ihr sagte, daß ich mit Gott reden würde, meinte sie: >So? Nun, dann sage Gott, daß dein Daddy sich wieder mit einer Hure herumtreibt und sag ihm, er soll dafür sorgen, daß dem Dreckskerl der Schwanz abfällt. <«
    »Du lieber Gott«, sagte Christine und lachte und war trotzdem schockiert. Sie wußte, daß sie nicht über das Wort schockiert war, das er gebraucht hatte, oder darüber, daß er ihr diese Geschichte erzählte; sie war vielmehr über die beiläufige Grausamkeit seiner Mutter erschüttert und über das, was man daraus über seine Jugend und das Haus, in dem er aufgewachsen war, ableiten konnte.
    Charlie fuhr fort: »Nun war ich damals erst zehn Jahre alt, aber ich hatte mein ganzes Leben im schlimmsten Teil der Stadt verbracht; also wußte ich schon damals, wovon sie re dete, und dachte, das sei das Komischste, was ich je gehört hatte. Von da an dachte ich jeden Abend, wenn ich meine Gebete aufsagte, über kurz oder lang an das, was meine Mutter von Gott verlangt hatte, und ich fing zu lachen an. Ich konnte kein Gebet zu Ende bringen, ohne zu lachen. Nach einer Weile hörte ich ganz auf, mit Gott zu reden, und als ich zwölf oder dreizehn war, wußte ich, daß es wahrscheinlich überhaupt keinen Gott und keinen Teufel gab und daß man, selbst wenn es sie gab, in diesem Leben selbst für sein Glück sorgen muß.«
    Sie erzählte ihm mehr über ihre Mutter und den Konvent und die Arbeit, die es gekostet hatte, das Wine & Dine aufzubauen. Einige ihrer Geschichten waren fast ebenso traurig wie Teile seiner Jugend und andere waren komisch, aber alle waren sie die faszinierendsten Geschichten, die er je gehört hatte, weil sie sie erzählte.
    Hier und da sagte einer von ihnen beiden, daß sie eigentlich schlafen sollten, und sie waren beide wirklich erschöpft, aber sie fuhren fort zu reden, zwei Kannen Kaffee lang. Um halb zwei Uhr morgens erkannte Charlie, daß der zwingende Drang, einander besser kennenzulernen, nicht der einzige Grund war, daß sie nicht zu Bett gehen wollten. Sie hatten auch Angst davor einzuschlafen. Sie sahen oft zum Fenster hinaus, und er erkannte, daß sie beide erwarteten, ein weißer Ford-Lieferwagen würde auf den Parkplatz rollen.
    Schließlich sagte er: »Schauen Sie, wir können nicht die ganze Nacht wachbleiben. Die können uns hier nicht fin den. Unmöglich. Lassen Sie uns zu Bett gehen. Wir müssen für das, was vor uns liegt, ausgeruht sein.«
    Sie sah zum Fenster hinaus und meinte: »Wenn wir abwechselnd schlafen, kann einer von uns beiden Wache halten.«
    »Das ist nicht nötig. Die können uns unmöglich gefolgt sein.«
    »Ich übernehme die erste Schicht«, sagte sie. »Legen Sie sich schlafen, dann wecke ich Sie um... sagen wir halb fünf.«
    Er seufzte. »Nein. Ich bin hellwach. Schlafen Sie.«
    »Und werden Sie mich um halb fünf wecken, damit ich übernehmen kann?«
    »In Ordnung.«
    Sie trugen ihre gebrauchten Kaffeetassen zum Ausguß, spülten sie aus — und dann hielten sie einander plötzlich

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