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Todesdämmerung

Todesdämmerung

Titel: Todesdämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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nicht. Er spielte wahrscheinlich in diesem Augenblick mit dem Hund. Jeden Augenblick würde Spivey jetzt den Knopf drücken, und der Hund würde explodieren, und Joey würde tot sein. Er kroch auf einen grauen Felsen in der Dunkelheit zu, und dann befand er sich in einem Schlafzimmer und sah Joey, der sich im Bett aufsetzte. Chewbacca war auch da, setzte sich auf wie ein Mensch, hielt in einer Pfote ein Messer und in der anderen eine Gabel. Der Junge und der Hund aßen beide ein Steak. Charlie sagte: »Um Himmels willen, was eßt ihr da?« Und der Junge sagte: »Schmeckt herrlich.« Charlie stand neben dem Bett auf und nahm dem Jungen das Fleisch weg. Der Hund knurrte. Charlie sagte: »Seht ihr denn nicht? Das Fleisch ist vergiftet. Die haben euch vergiftet.« — »Nein«, sagte Joey, »es ist gut. Versuchen Sie es doch.« — »Gift! Es ist Gift!« Dann erinnerte sich Charlie wieder an den Sprengstoff, der in dem Hund versteckt war, und er fing an, Joey zu warnen, aber es war zu spät. Die Explosion kam. Nur, daß nicht der Hund explodierte. Es war Joey. Seine Brust platzte auseinander, und ein Rudel Ratten strömte heraus, so wie die Ratte in dem Batterieraum unter der Windmühle, und sie rannten auf Charlie zu. Er taumelte nach rückwärts, aber sie krabbelten seine Beine hinauf. Jetzt waren sie über ihm, Dutzende von Ratten, und sie bissen ihn, und er stürzte, von ihrer Überzahl zu Boden gezerrt, und das Blut strömte aus ihm heraus, und es war kaltes Blut, kaltes, nicht warmes, und er schrie.
    Er erwachte, würgte. Er konnte kaltes Blut überall in seinem Gesicht spüren und wischte es weg, sah seine Hand an. Doch in Wirklichkeit war es gar kein Blut, es war Schnee.
    Er lag mitten auf dem Hirschpfad auf dem Rücken, blickte zu den Bäumen und einem Streifen grauen Himmels auf, aus dem der Schnee herunterpeitschte. Es kostete ihn einige Mühe, sich aufzusetzen. Seine Kehle war voll Schleim. Er hustete und spuckte.
    Wie lange war er bewußtlos gewesen? Unmöglich festzu stellen.
    Soweit er das erkennen konnte, war der Weg, der zum Kamm hinaufführte, verlassen. Spiveys Leute waren also noch nicht hinter ihm hergekommen. Er konnte also nicht lange bewußtlos gewesen sein.
    Der Schmerz in seinem Arm und seiner Schulter hatte tastende Ranken über seinen Rücken und seine Brust gesandt, seinen Hals hinauf, in seinen Schädel. Er versuchte den Arm zu heben, hatte einigen Erfolg und konnte die Hand ein wenig bewegen, ohne daß der Schmerz dabei schlimmer wurde.
    Er arbeitete sich zum nächsten Baum und versuchte sich in die Höhe zu ziehen, schaffte es aber nicht. Er wartete einen Augenblick, versuchte es erneut, schaffte es wieder nicht.
    Christine. Joey. Sie verließen sich auf ihn.
    Er würde eine Weile kriechen müssen. Nur bis seine Kraft sich wieder einstellte. Er versuchte es auf Händen und Knien, legte den größten Teil seines Gewichts auf den rechten Arm, forderte aber auch vom linken Arm etwas Hilfe, und kam zu seiner Überraschung sogar einigermaßen voran. Wo die Neigung des Abhanges es ihm möglich machte, die Hilfe der Schwerkraft in Anspruch zu nehmen, rutschte er den Pfad hinunter, manchmal vier oder fünf Meter weit, ehe er wieder zum Stillstand kam.
    Er wußte nicht genau, wie weit es bis zu dem Felsüberhang war, unter dem er Christine und Joey zurückgelassen hatte. Die Stelle mochte hinter der nächsten Biegung sein oder noch Hunderte von Metern entfernt. Er hatte jegliche Fähigkeit verloren, Entfernungen zu schätzen. Aber seinen Richtungssinn hatte er nicht verloren, und so rutschte er weiter.
    Ein paar Minuten oder auch nur ein paar Sekunden später wurde ihm bewußt, daß er sein Gewehr verloren hatte. Wahrscheinlich war es beim Sturz von seiner Schulter gerutscht. Er sollte umkehren und es holen. Aber vielleicht war es vom Weg gerutscht, in irgendein Gebüsch oder zwischen Felsen. Vielleicht würde es gar nicht leicht sein, es zu finden. Er hatte ja immer noch seinen Revolver. Und Christine hatte die Schrotflinte. Das würde reichen müssen.
    Er kroch weiter den Pfad hinunter und erreichte einen umgestürzten Baum, der ihm den Weg versperrte. Er konnte sich nicht daran erinnern, daß der Baumstamm vorher schon dagewesen war; vielleicht war er irgendwo falsch abgebogen. Aber bei den ersten beiden Malen waren ihm keine Abzweigungen aufgefallen. Wie konnte er sich also verlaufen haben? Er lehnte sich gegen den Stamm —
    — und befand sich in der Praxis eines Zahnarztes, war auf einen

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